"Drehbuch"- und Regieleistungen bei Buchadaptionen

  • Wie beurteilt Ihr, was an einer Umsetzung eines Buches, das Ihr nicht kennt, das Ihr aber als Hörspiel hört, wem zugeschrieben werden sollte:

    • dem Buchautor
    • dem Skriptautor
    • dem Regisseur?

    Das ist nicht einfach für mich. Woran merke ich das? Daran, dass es mir natürlich um Größenordnungen leichter fällt, wenn ich das Buch kenne. Bei "Krabat" zu Beispiel konnte ich die mir sehr präsente Buchhandlung mit der Adaption vergleichen und immer wieder mal nicken oder kopfschütteln: "Ah, das haben sie so gelöst", "Das hier hätte ich aber nicht weggelassen". Wenn ich aber bei anderen Hörspielen, deren Vorlage ich eben nicht kenne (bei vielen JS geht mir das so), die Bucharbeit bewerten müsste, käme ich ins Stolpern.

    Ist es demnach angemessen, dass es beim Ohrkanus keine Buchkategorie gibt? Weil die Leistung, egal wie gut, nicht auseinanderzupfriemeln ist?
    Wie löst Ihr für euch die Frage? Oder ist sie gar nicht so wichtig?

  • Also die Geschichte an sich rechne ich dem Buchautor an. Er ist für Idee und Handlung ganz alleine zuständig. Der Skriptautor macht aus dem Buch ein Hörspiel, sorgt also dafür, dass das ganze mit Dialogen lebendig gemacht wird. Für die letzte Umsetzung sorgt der Regisseur. Aus meiner Sicht spielt der Buchautor aber eine sehr große Rolle. Man sollte ihn nicht vergessen, weil er mit der Geschichte die Basis für das Hörspiel legt #jaja#

  • Darüber habe ich noch nie nachgedacht.... Spontan würde ich sagen, solange das HÖrspiel gut ist, haben alle alles richtig gemacht, wobei ich den Anteil des Regisseurs höher gewichten würde, denn das offensichtliche- die Übertragung in ein anderes Medium- würde ich diesem zugestehen. Wobei ich grad merke, dass ich gar keinen richtigen Unterschied mache zwischen Skriptautor und Regisseur... Also wenn man detailliert und fair drüber nachdenken würde, könnte man schon ins Straucheln kommen... Andererseits: man kauft das Endprodukt und dieses bewertet man auch, also rein implizit würde ich nie anfangen, mein Hörempfinden auch noch auseinanderzudröseln.... Möglicherweise haben da einzelne Namen im Vorfeld eine Rolle gespielt (bzw. von dem Autor finde ich alles gut; dieser Regisseur macht auch noch diese andere tolle Serie etc.), aber nach dem Hören....hm.

    Anders ist es vielleicht bei Nichtgefallen, da schaut man vielleicht schonmal genauer hin: WER hat jetzt Mist gebaut? Natürlich bleibt da die Sicht etwas getrübt, wenn man (bei mir in den meisten Fällen) die Buchvorlage nicht kennt. Meist schießt man sich da schnell auf die SPRECHER ein, nur was können die dafür, wenn die Regie nicht sitzt? Aber andererseits, wenn das Ding richtig schlecht ist, dann kann man auch nichts mehr dran ändern, und es gibt sicher genug, dies gut finden, also von daher...Leider gibt es viele schlechte Elemente, die als Stil verkauft werden...und auch als solche goutiert werden. Des weiteren muss man filtern, wie sehr man als Fan an einer 1:1-Umsetzung eines Buchstoffes klebt (siehe Sinclair), wenn man das nicht im Hinterkopf hat, wird man bei einer Diskussion über die Qualität der Hörspiel-Umsetzung wohl auch nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen...

  • Zitat

    Und wie ist das bei den nicht-so-buchgetreuen Umsetzungen wie "Herr der Ringe", "Mark Brandis" oder "Sherlock Holmes"?

    Die eigentliche Idee, die grobe Geschichte, wie auch die Protagonisten ist auch hier dem Buchautor zu zuschreiben. Trotzdem kann er alleine natürlich noch lange kein gutes Hörspiel machen. Da gehören noch viele andere, unter anderem auch Drehbuchautor und Regisseur dazu. Aber auch Sprecher, Musik, Schnitt und Geräusche spielen eine große Rolle. Je besser die verschiedenen Rädchen sind und je besser diese Räder ineinander greifen um so besser wird auch das Hörspiel sein.

  • Nun, wenn das ursprüngliche Buch / Geschichte nicht mehr im Hörspiel wiederzuerkennen ist, dann dem Regisseur oder Produzenten des Sermons. Ich denke jedoch das der Ursprüngliche Autor hier erwähnt werden muss. Letztendlich ist der Skriptautor, der die Geschichte erst zu einem Hörspiel umgeschrieben hat, verantwortlich und sollte ebenfalls bedacht werden. Die Lektoren haben ebenfalls einen Teil an der Qualität zu verantworten, denn die sind es wiederrum die sagen was gekürzt werden muss, was noch unbedingt rein soll und sonstige nettigkeiten auf Lager haben. Der Regisseur ist Schuld wenn die besagten Rädchen nicht stimmig sind, der Cutter ist an allem Schuld und muss den Kram den Skript-Autor, Geräuschemacher, Sprecher, Musik und Regie verbrochen haben zu einem hörbaren Ganzen machen. Letztendenlich müssen sollten alle beteiligten genannt und werden.

    Bewerten kann man aber die Leistungen der einzelnen beteiligten nicht mehr, da man ja nicht dabei ist sondern nur das fertige Ergebnis hört. Der Regisseur kann z.B. Sauschlecht in seiner Arbeit sein, weil er die Sprecher anschreit und rummault wie die Sau. Dank dem Superjob des Cutters kommt dabei dennoch ein gutes Ergebnis bei rum. Na hab ich jetzt alles verwurschtelt? Gut so. ;D

  • Solange ich die Vorlage nicht kenne, kann ich auch nicht meckern. Frage mich aber je nach dem was der Titel u/o das Cover mit der Geschichte zu tun hat ..... Das ist z.B. bei den Europa Produktionen sehr oft der Fall - und das schon immer (also auch früher schon) ... [fm sehr oft auffallend bei TKKG und DDF] - da werden die Schlüsselszenen weggelassen oder umgeändert.

    Letztlich isset aber so, dass das HSP gut sein muß. Wenn es mir gefällt und mich gut unterhält, dann ist das schon mehr als nur die halbe Miete.

    Ich nehme mal das Bsp. mit : Der Graf von Monte Christo. Meine Lieblings Verfilmung ist die mit Richard Chamberlain, obwohl hier wohl mehr als die Hälfte fehlt, aber das wesentliche sehr gut umgesetzt wurde - hingegen die ultra-long Version mit Gerad Depardieu, gefällt mir nur bedingt .....

    . #

    Die einen kennen mich #winkewinke# - die anderen können mich#pokuss#

    " Ersteller des 1. Beitrages 2010,11+12 "

  • Ich nehme mal das Bsp. mit : Der Graf von Monte Christo. Meine Lieblings Verfilmung ist die mit Richard Chamberlain, obwohl hier wohl mehr als die Hälfte fehlt, aber das wesentliche sehr gut umgesetzt wurde - hingegen die ultra-long Version mit Gerad Depardieu, gefällt mir nur bedingt .....


    Hast Du die Fassung von 1979 gesehen, mit Jacques Weber in der Hauptrolle? Meiner Meinung nach pustet die alle anderen aus dem Wasser.

    Kennt Ihr Hörspiele, die besser sind, als die ihnen zugrundeliegenden Bücher?

  • Alle Komponenten müssen ineinander greifen, um ein rundes Bild abzugeben.

    Grundlage ist das Buch an sich, vollkommen klar! Der Skriptschreiber muss in der Lage sein, die Geschichte hörspieltauglich zu machen und auch zukomprimieren (kürzen). Das heißt, er muss sie verstehen und eine Gewichtung vornehmen. Welche Szenen sind handlungsweisend, welche eher nebensächlich. Szenen zusammenfassen um ständige Wechsel zu vermeiden und dennoch den Ablauf nicht großartig zu verändern. Das allein fordert schon viel Aufmerksamkeit. Dann müssen teilweise Erzählerparts in Dialoge verpackt werden, ansonsten kommt man einem Hörbuch näher.

    Wichtig ist, dass Regisseur und Skriptschreiber „Hand in Hand“ arbeiten. Viele denken vielleicht, dass der Regisseur erst bei den Aufnahmen aktiv wird…das ist aber in den meisten Fällen nicht so. Im Vorfeld bekommt er das Dialogbuch und spricht sich mit dem Schreiber ab. Fragt nach nicht ganz klaren Formulierungen, Zusammenhängen etc. Somit werden Unklarheiten aus der Welt geschafft und jetzt weiß er, an welchen Stellen eine bestimmte „Aktion“ bzw. „Reaktion“ erfolgen soll und wie das inhaltlich gedacht war. Ein „SEHR“ wichtiger Punkt. Auch die Atmo bzw. SFX wird vom Dialogbuchschreiber entsprechend angegeben. Hier ist es ebenfalls notwendig, dass die Angaben (künstlerische Freiheit des Sounddesigners hin und her) auch befolgt werden.

    Regisseur und Skriptschreiber tragen den Hauptteil! Stimmt die Grundstory, harmonieren Regie, Autor und Tontechnik…dann ist zumindest eine Basis geschaffen. Ob das Hörspiel dann erfolgreich wird…ist eine andere Geschichte!

  • Hast Du die Fassung von 1979 gesehen, mit Jacques Weber in der Hauptrolle? Meiner Meinung nach pustet die alle anderen aus dem Wasser.


    Jau, aber auch die 54er + 61er Version ist klasse - trotzdem geht nix über Chamberlain. Keiner hat die Rachemimki - die Ausstrahlung in den Augen wie er ... #hutheb# #jaja#


    @ pmartin : prima zusammengefasst #daumenhoch#


    Kennt Ihr Hörspiele, die besser sind, als die ihnen zugrundeliegenden Bücher?

    • John Sinclair : Der Anfang ist besser als der Roman Die Nacht des Hexers
    • John Sinclair TSB : Geheimbund der Vampire
    • Der Graf von Monte Christo - Hörverlag
    • In 80 Tagen um die Welt - Hörverlag
    • 20000 Meilen unter dem Meer - Hörverlag, Maritim, Europa
    • Dracula - Gruselkabinett
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    . #

    Die einen kennen mich #winkewinke# - die anderen können mich#pokuss#

    " Ersteller des 1. Beitrages 2010,11+12 "

  • Bewerten kann man aber die Leistungen der einzelnen beteiligten nicht mehr, da man ja nicht dabei ist sondern nur das fertige Ergebnis hört. Der Regisseur kann z.B. Sauschlecht in seiner Arbeit sein, weil er die Sprecher anschreit und rummault wie die Sau. Dank dem Superjob des Cutters kommt dabei dennoch ein gutes Ergebnis bei rum. Na hab ich jetzt alles verwurschtelt? Gut so. ;D


    Gut verwurschtelt :D
    Das erklärt es gut, weswegen man sich beim Auswählen einer "besten Sprecherleistung noch halbwegs wohl fühlt, wenn es aber um Buch und Regie geht, nicht mehr. Wie "gut" ist es zu bewerten, wenn einer ein Buch ins Hörspiel umschreibt und dabei viel ändert? Wie beurteilt man eine Regie, unabhängig von Sprechern oder Stoff?

  • Ich bin auch der Meinung, dass für eine gelungene Hörspielumsetzung, alle Faktoren eine Rolle spielen. Doch selbst wenn eine Serie nur auf einem Buch basiert und mit der ursprünglichen Story im Buch überhaupt nichts mehr zu tun hat, so spielt der Buchautor immer noch eine wichtige Rolle. Da die Welt, in der die Geschichte spielt, von diesem Autor erschaffen wurde. Dazu gehören natürlich auch die Protagonisten.
    Je näher eine Hörspielumsetzung an der Story im Buch ist, desto wichtiger wird die Rolle des Buchautors.

  • Andersherum gefragt: ab welchem "Anteil" sollten die Veränderungen kenntlich gemacht bzw. die dahinter stehende Arbeit "gewürdigt" werden?

    Beispiel: die deutlichen Veränderungen bei Dorian Hunter und Mark Brandis im Vergleich zu den Buchvorlagen.

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