Die Diskussion ist so oder so ein bisschen müßig, denn es geht um zwei Themen, die eigentlich nicht direkt miteinander zu tun haben:
1. STREAMING
Der Hörplanet hat das länger mitgemacht, aber die Mischung aus "Was bringt es am Ende des Jahres" und "Was mussten wir dafür hergeben" hat nicht gestimmt. Und auch, wenn manche das anders sehen, für uns stellt jedes Anhören unserer Produktionen einen vollwertigen Konsum dar, egal ob Stream, illegaler Download, CD oder Wachsrolle. Und solange Streaming sich nicht lohnt, werden wir da nicht mehr mitmachen - genauso, wie sicher auch du, Nobody0123 im Falle einer Arbeitslosigkeit auch nicht dankbar kopfnickend vor dem Arbeitsamttypen säßest, wenn der sagt "Ich habe hier was für Sie. Okay, Sie verdienen da nur zwei Cent pro Stunde, aber das ist ja mehr als gar nix und so kommen Sie in den Markt rein, Sie dürfen jetzt einfach nicht den Trend verpassen, denn das Rad kann nicht zurück gedreht werden. Oder glauben Sie, dass die richtig guten Arbeitsplätze für Sie demnächst da sind, wenn Sie hier jetzt ablehnen und sich damit quer stellen?"
In diesem Bild leisten wir beiden vom Hörplanet übrigens schon seit einigen Jahren Höchstarbeit in mehreren 1-Euro-Jobs, und das, ohne zu Murren - das muss doch eigentlich reichen in Sachen "Bereitschaft, auch Mist in Kauf zu nehmen". Da braucht man dann nicht noch den 2-Cent-Job. Und die aktuelle Argumentation hier ist quasi "Ja nun, dann arbeiten Sie halt einfach 200.000 Stunden, dann sind das doch auch 4.000 €, Sie müssen sich am Arbeitsmarkt schon ein bisschen einbringen". Wir sind uns sicher, dass dieses Bild nochmal gut verdeutlicht, warum Spotify und Co derzeit nix für uns sind.
Und das bringt uns zu Punkt 2:
2. WERT/KOSTEN
Wenn uns eine Hörspiel-Produktion 2.000 € kostet, dann gibt es keinen Markt, der den Preis bestimmt, wohl aber den Wert. Wenn Nobody0123 sagt, dass ihm diese Produktion 2 Cent wert ist, aber nicht 7,49 €, dann sind wir nicht böse, denn wir treffen diese Entscheidungen selber auch täglich tausend Mal. Da muss man einfach sachlich ran gehen und sehen, dass jeder selber bestimmt, wieviel im was wert ist.
ABER: wir können sehr wohl bestimmen, dass jemand keine 2.000-Euro-Produktion legal und komplett genießen darf, wenn er nicht bereit ist, dafür das zu zahlen, was der Teil der Gemeinschaft, der sich "Konsument des Produktes" nennt, pro Kopf zahlen MUSS, damit der Kreislauf funktioniert.
Die Rechnung ist ganz einfach, erst recht, wenn wir sie hier mal total eindampfen und so tun, als hätte der Hörplanet im Januar 2014 nur eine Produktion und würde auch nur im Januar existieren UND wir nehmen ab jetzt mal kurz an, dass die beiden Herren, die den Hörplanet täglich betreiben, dafür GAR KEIN Geld kriegen müssen:
Haben wir 1.000 Kaufinteressenten für eine CD, dann muss diese dem Label pro Verkauf 3,00 € Gewinn (2 € Hörspiel und 1 € Presskosten) bringen. Dann rechnet es sich und der Plan ist aufgegangen.
Haben wir 500 Kaufinteressenten für eine CD, dann muss diese dem Label pro Verkauf 5,00 € Gewinn bringen. Dann rechnet es sich und der Plan ist aufgegangen.
Haben wir 1.000 Kaufinteressenten für einen Download, dann muss dieser dem Label pro Verkauf 2,00 € (CD-Pressung fällt in diesem Fall weg) Gewinn bringen.
Haben wir 500 Kaufinteressenten für einen Download, dann muss dieser dem Label pro Verkauf 4,00 € (CD-Pressung fällt in diesem Fall weg) Gewinn bringen.
Das ist bis hierhin ja sicher jedem klar, was das heißt. Es geht auch umgekehrt:
Kriegen wir vom Saturn 4,00 € pro CD, reichen 750 Verkäufe.
Kriegen wir im eigenen Shop 5 € pro CD, reichen 600 Verkäufe.
Kriegen wir von Musicload 2,67 € pro Download, reichen 749 Verkäufe.
Egal wie, egal wo, es gilt immer das Gesetz: Der Kunde muss das zahlen, was es kostet, wenn er die Produktion hören will. Je mehr Kunden mitmachen, desto besser ist es für den einzelnen und für uns. Es ist wie an einer Börse, je nachdem, wie hoch die Nachfrage ist, wird auch ein Preis berechnet. Eigentlich. Aber wir haben das Problem, dass wir mal Produktionen haben, die NICHT die 2.000 € wieder einspielen. Oder Produktionen, die mehr einspielen und dann die anderen Produktionen ein bisschen mit stützen. Es geht also auch immer ein bisschen hin und her. Und wir haben gerade gesehen, in diesem Bespiel reichen knapp 500 bis 750 Verkäufe, damit die Produktion so, wie sie ist, funktioniert.
Jetzt aber kommt Spotify, und dort gibt es nur zwei Wege:
1. Wir kriegen nur 2 Cent, dann müssen es aber auch 100.000 Leute anhören - und zwar in diesem einen Monat
2. Es hören nur 1000 Leute, dann muss Spotify und aber auch 2 € pro Anhören zahlen - und zwar in diesem einen Monat
Die Spotify-Realität, die WIR kennen gelernt haben, ist aber genau umgekehrt: sehr wenige Nutzer der Hörplanet-Produktionen bei lächerlich kleinem Ertrag.
Und auch, wenn man das als Kunde gut findet - wir ja auch: Die Welt funktioniert nicht so. Es gibt geringen Output, dadurch teure Waren (Porsche) und es gibt Massen-Output, dadurch günstige Ware (Smart). Aber es wird niemals den Porsche zum Preis eines Smarts geben, auch wenn wahrscheinlich viele das gerne hätten. Und so ist es mit Spotify, da bittet der Kunde wie zB Nobody 0123 darum, den Porsche zum Preis des Smarts zu kriegen. Und wenn Porsche sagt, dass das nicht geht, die Arbeiter müssen halt bezahlt werden, und das geht mit dem Smart-Geld nicht, dann hilft kein "Egal, wenn ihr diesen neuen Trend nicht trotzdem mitmacht, dann seid ihr schön dumm und geht unter", es ist nun mal so.
Denn auch, wenn das Dabeibleiben bei Spotify vielleicht in 10 Jahren was bringt - das ist nur Theorie. PRAXIS aber ist, dass Spotify uns aktuell nichts bringt und uns Verluste beschert. Denn 2 Cent sind und bleiben bei obigem Beispiel ein Verlust von 1,98 € gegenüber der billigsten aufgeführten Konsummöglichkeit - und kein GEWINN. Egal, wie man das sehen möchte, der Konsum unseres Hörspiels kostet nun mal 2 €. Nicht, weil wir willkürliche Penner sind, sondern weil die Produktionskosten und die Zahl der Kunden den Preis bestimmen.
Und dann richten wir uns doch lieber nach der Praxis als nach der Theorie. Wenn sich was ändert: wir sind dabei.
Und wer jetzt noch Lust hat, vollends mit offenem Mund dazusitzen, der denke darüber nach, dass zu dem obigen Beispiel von 2.000 € (die übrigens wirklich recht realistische Produktionskosten pro Werk sind) auch noch ca. 4.000 € Lebenshaltungskosten und sonstige finanzielle Verpflichtungen dazu kommen. Sind wir also bei 6.000 €, die wir monatlich erwirtschaften müssen, damit es funktioniert. Wer möchte das auf Spotify-Niveau rechnen? Wir: 300.000 Hörer müssten wir dort pro Monat haben, damit es reicht
Also, wünscht euch eine Zukunft, in der es bei Spotify umsonst alles gibt. Wir fänden das auch toll. Aber bitte nur, wenn wir dann trotzdem von irgendwo unsere 6.000 € kriegen. Dann sind wir sofort dabei. Wir haben kein Problem damit, die Preise wieder zu senken. Wenn sich die Kundenzahl verdoppelt, dann hauen wir die CDs für 5 € raus, versprochen!