Titel: Schneewittchen muss sterben
Verlag: Hörbuch Hamburg / Downtown
Laufzeit: ca. 390 min
Buch: Nele Neuhaus
gelesen von: Julia Nachtmann
Inhalt: Vor vielen Jahren verschwanden im Taunusort Altenhain zwei Mädchen. Ein Indizienprozess brachte den mutmaßlichen Täter hinter Gitter. Nun ist er in seinen Heimatort zurückgekehrt. Als erneut ein Mädchen vermisst wird, beginnt im Dorf eine Hexenjagd …
“Schneewittchen muss sterben” ist mein erster Krimi von Nele Neuhaus. Ich habe das Buch gelesen und nun auch das Hörbuch gehört, das mich erst unschlüssig und dann erschrocken zurück gelassen hat. Unschlüssig, weil ich nach dem Hören das Gefühl hatte, dass etwas gefehlt hat. Nicht nur hinsichtlich der Kürzungen, obwohl die Schere hier gründlich zu Werke gegangen ist. Die Geschichte ist ohne Zweifel spannend und interessant. Sie beginnt realtiv harmlos, wird dann aber nach und nach immer vielschichtiger. Es tun sich immer wieder neue Abgründe hinter der Fassade dieses so ruhig und beschaulich wirkenden Dorfes und seiner Bewohner auf, die den Hörer oft geradezu verstören, aber allemale erschrecken. Man sollte aber aufmerksam zuhören, das Hörbuch ist nichts zum Nebenbeihören. Dafür kommen zu viele Charaktere vor, die man “kennen” muss um durchzusteigen.
Und genau mit diesen zahlreichen Charakteren hängt meine Unschlüssigkeit zusammen. Beim Lesen des Buches war ich immer versucht, die Namen mitzuschreiben um sie dann mit Linien zu verbinden, wo ich Verbindungen sah und Motive witterte. Doch dieses Mitermitteln ist bei der Lesung kaum möglich, denn hier reihen sich lediglich Ereignisse und Erkenntnisse aneinander. DAS ist es, was fehlt: das “Drumherum”, das beim Buch so sehr zum Mitknobeln eingeladen hat, diese kleinen Andeutungen und Hinweise und Irreführungen…
Das finde ich schon erschreckend, wenn so sehr geschnippelt wird, dass ein Teil der “Seele” einer Geschichte verloren geht.
Auch Julia Nachtmanns Leistung hat mich unentschlossen zurückgelassen. Ich mag ihre Stimme, die ich als sehr angenehm empfinde, und der ich leicht über längere Zeit hinweg zuhören kann. Leider liest sie hier ziemlich unstet. Das heißt, dass die Betonung zu weiten Teilen sitzt und passt, aber oft genug auch nicht. Da habe ich ihre Stimme als leiernd empfunden, was die Story kaum verdient hat, denn die ist alles andere als langweilig.
Das Covermotiv ist wenig aussagekräftig, gefällt mir aber trotzdem sehr gut. Der düstere Himmel wirkt bedrohlich und die roten Blutstropfen davor bilden einen kräftigen Kontrast dazu. Das wirkt.
Fazit: Hier ist einer der durchdachtesten und spannendsten Krimis, die ich kenne, der Schere zum Opfer gefallen. Geblieben ist ein Krimi-Hörbuch, das lediglich die entscheidenden Momente aneinander reiht, und dem Hörer somit die Chance zum Mitknobeln nimmt. Also lieber das Buch lesen!