Geisterstunde – 5. Der Seelenspiegel

  • Geisterstunde – 5. Der Seelenspiegel

    Der junge Edwin verlässt das elterliche Heim, um sich als Zimmermannsgeselle auf Wanderschaft zu verdingen. Doch seine Arbeit wird nicht häufig gebraucht, sodass er sich öfter zwischen einem vollen Magen und einem Dach über dem Kopf entscheiden muss. Als er eine Nacht in einem verlassenen Kloster verbringt, begegnet er einem geheimnisvollen Mönch, der ihm einen wertvollen Spiegel übergibt. Dieser soll alle Wünsche in Erfüllung gehen lassen – allerdings zu einem schrecklichen Preis…

    Mit „Der Seelenspiegel“ beginnt die zweite Staffel der Grusel-Hörspielserie „Geisterstunde“ – natürlich weiterhin mit in sich abgeschlossenen Geschichten. Die fünfte Episode bietet einige Besonderheiten, insbesondere die Rolle des Erzählers ist sehr gelungen. Er spricht die Figuren direkt an, warnt vor weiteren Entwicklungen und bringt auch den einen oder anderen spöttischen Kommentar an – ein reizvolles Element, welches für zusätzliche intensive Momente sorgt. Das Setting gefällt mir ebenfalls sehr gut und lässt vergangene Zeiten lebendig werden, die Thematik der Wanderschaft von Zimmermannsgesellen sorgt für gelungenes Flair. Auch die Geschichte selbst gefällt mir sehr gut, nach einer markanten Vorstellung der Situation startet die eigentliche Handlung mit Edwins unheimlicher Begegnung im Kloster, was für eine unheimliche Stimmung sorgt. Auch die ersten übernatürlichen Erlebnisse lassen dann nicht lange auf sich warten. Zunächst noch eher selten, dann in zunehmender Häufigkeit und Dramatik gibt es weitere Highlights, steigenden Wahn und eine immer bedrohlichere Situation. Das Finale ist dann packend und eindringlich geraten, setzt aber mit einem für mich unerwarteten Twist alles noch einmal in ein anderes Licht – sehr spannend!

    Walter Renneisen hat mir als Erzähler äußerst gut gefallen. Sein pathetischer Ausdruck, die oft spöttischen Kommentare und eine facettenreiche Sprechweise, die die Spannungskurve sorgen für Momente mit viel Flair. Leider können da nicht alle mithalten, und leider ist ausgerechnet Mathias Renneisen in der Hauptrolle des Edwin nicht vollkommen überzeugend. Zwar kann er die anfängliche Unbeschwertheit und Emotionalität seiner Figur gut herüberbringen, der aufkommende Wahn wirkt aber leider künstlich und aufgesetzt. Susanne Usia hinterlässt ebenfalls einen etwas zwiespältigen Eindruck und wirkt in den Szenen mit mehr Druck nicht vollkommen authentisch. Adelheit Kleineidam, Marcus Off und Wolf Frass sind ebenfalls zu hören.

    Akustisch wird eine saubere Leistung geboten, wobei besonders die anfängliche Szene im Kloster mit ihrem unheimlichen Flair, passender Musik und gut angestimmten Geräuschen punktet. Auch abseits davon wird für eine authentische Kulisse gesorgt, sodass die verschiedenen Szenerien gut zur Geltung kommen. Auch der aufkommende Wahn wird gelungen von längen begleitet, die manchmal aber ein wenig zu sehr von den Dialogen ablenken.

    Mit einem ornamentartig verzierten Goldrahmen ist der Seelenspiegel auf dem Titelbild zu sehen. Durch den grünlichen Rauch, der von ihm ausgeht, und der düsteren Szenerie kommt gleich eine unheimliche Stimmung auf. Noch mehr geschieht dies durch das bösartig verzerrte Gesicht eines Mannes in dem gebrochenen Glas, der einen direkt anzuschauen scheint.

    Fazit: Die Idee zu „Der Seelenspiegel“ ist spannend und reizvoll, die gelungene Idee mit der besonderen Rolle des Erzählers gefällt mir ebenso gut wie der Spannungsbogen der Handlung. Bei der Umsetzung ist allerdings noch Luft nach oben, so konnten nicht alle Stimmen vollkommen überzeugen und auch die akustische Begleitung ist nicht immer auf den Punkt. Unterhaltsam ist dieses Hörspiel dennoch.

    VÖ: 16. Juni 2023
    Label: Saphir Tonart
    Bestellnummer: 9783862124282

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!