Giallo – 2. Der gefiederte Tod

  • Giallo – 2. Der gefiederte Tod

    Seit einem verheerenden Sturm darf die Möweninsel an der italienischen Küste nicht mehr ohne einen professionellen Führer betreten werden. Eine Gruppe an Kriminellen und zwielichtigen Gestalten hat deswegen den recht schrägen Guido engagiert, um eine Zeit in dem ortsansässigen Hotel zu verbringen. Doch unerwartet bringt dieser einen weiteren Gast mit, die sich als Ornella vorstellt. Doch die anderen sind sich sicher, in ihr eine verschollene Kumpanin zu erkennen...

    Mit „Giallo“ hat Patrick Holtheuer eine Hörspielserie eines sehr speziellen Genres gestartet. In der Tradition der gleichnamigen Italo-Western, die in Filmform nicht nur in Italien viele Fans gefunden haben, wird auch die zweite Episode „Der gefiederte Tod“ zu einem ebenso ungewohnten wie reizvollen Experiment. Dabei wird auf die Vorstellung der Figuren und der Situation anfangs viel Zeit verwendet, allerdings auch vieles im Unklaren gelassen und erst deutlich später aufgeklärt. So ist beispielsweise lange nicht ganz klar, warum die kriminelle Bande auf die Möweninsel reist oder wie ihr Verhältnis zu der verschollenen Bianca ist. So entstehen viele kleine Spannungsbögen, denn auch wenn man sich das eine oder andere richtig zusammenreimen kann, ist ein Blick auf das Gesamtbild lange nicht möglich. Und für kleine Überraschungen ist dabei auch immer gesorgt. Die Zusammenstellung der Reisegruppe ist ebenfalls sehr gelungen, durch sie entsteht eine raue und leise bedrohliche Atmosphäre, die prägend für die Episode ist. Während die Spannung zunächst eher psychischer Natur ist, schlägt sie gegen Ende immer mehr auch zu physischer Bedrohung um, die dadurch entstandene Dynamik hat mir ebenfalls gut gefallen. „Der gefiederte Tod“ ist eine hörenswerte Produktion, die mit neuen Ideen für gelungene Akzente sorgt.

    Kerstin Draeger hat mir als Flavia sehr gut gefallen, da sie ihrer Stimme einen rauen und harten Klang verleiht. Damit gestaltet sie die Atmosphäre der Episode gelungen aus und setzt besonders in den ruhigeren Momenten gekonnt Akzente, um auch diese lebendig wirken zu lassen. Als Giorgo ist Tommi Pieper zu hören, auch er passt sich gelungen der zunächst leisen, dann bedrohlichen Szenerie an, zeichnet ein lebendiges Bild seiner Rolle und kann den Spannungsbogen der Handlung nachzeichnen. Als Ornella sorgt Victoria Sturm für eine geheimnisvolle Aura um ihre Figur, die sie lange aufrechterhält. Wie sie am Ende noch einmal aufdreht, hat mir sehr gefallen. In weiteren Rollen sind Hans-Georg-Panczak, Stefan Krause und Mia Diekow zu hören.

    Wenn schon eine Möweninsel als Hauptschauplatz der Episode ausgewählt wurde, sind die Schreie und das Kreischen der Tiere natürlich auch zu hören und begleiten viele Dialoge im Hintergrund, ohne jedoch zu dominant zu werden. Auch die restliche Geräuschkulisse und die musikalische Begleitung sind gut auf die Handlung abgestimmt und machen einen soliden Eindruck.

    Wieder ist ein kraftvolles Gelb als Rahmen auf dem Cover zu sehen, welches mit den schwarzen Elementen für Aufmerksamkeit sorgt. Als Motiv im mittigen Kreis ist der Mörder in seiner tierischen Maske zu sehen, die behandschuhten Hände mit dem Messer erhoben. Dazu wurde ein Blick auf die Möweninsel kombiniert, aus dem Wasser davor streckt sich hilfesuchend eine Hand in die Höhe.

    Fazit: „Der gefiederte Tod“ nimmt sich genügend Zeit, um die Figuren und ihre Beziehung zueinander vorzustellen. Dadurch bin ich auch am Ball geblieben, wenn die Szenerie brutaler und hektischer wurde, da ich mit ihnen mitfiebern konnte. Die Handlung ist spannend, atmosphärisch und birgt einige Rätsel und Überraschungen, was die Episode hörenswert macht.

    VÖ: 1. März 2021
    Label: Audionarchie
    Bestellnummer: 00000000

  • Danke für die ausführliche Meinung! Mir gefällt die Serie wie auch diese Folge ausgesprochen gut. Sie hat ihren ganz eigenen Stil, eigenes Flair und eigene Atmosphäre #top#

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

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