Inspector Lestrade – 17. Die blutige Braut

  • Inspector Lestrade – 17. Die blutige Braut

    Gerade erst haben Ernest und Alison Shadwell ihre Heirat gefeiert. Doch in der Hochzeitsnacht geschieht eine Tragödie: Alison wird erstochen. Die Hinweise scheinen eindeutig auf ihren frisch angetrauten Gatten hinzudeuten, schließlich hatte er am Morgen das blutige Messer in der Hand. Doch Inspector Lestrade will sicher sein und forscht im Umfeld des Ehepaares nach neuen Hinweisen…

    „Inspector Lestrade“ hat sich seit seinem Erscheinen einen festen Platz in der Hörspiellandschaft erarbeitet. Die Krimis um den Ermittler sind für gewöhnlich eher ruhig erzählt, wovon auch die 17. Episode keine Ausnahme macht. „Die blutige Braut“ kommt ohne Actionelemente aus, stützt sich auf ausführliche Dialoge und feine Facetten, was zu einer subtilen Art von Spannung führt. Dabei wird zunächst die grundsätzliche Situation des Opfers geschildert, wobei der Mord in der Hochzeitsnacht mit seiner Brutalität schockierend wirkt. Mir gefällt, wie intensiv und nahbar diese Momente geschildert sind, sodass man sich gut in die Szenerien hineinversetzen kann. Die anschließenden Ermittlungen fügen Stück um Stück neue Erkenntnisse hinzu, was das Bild immer komplexer werden lässt. Und auch wenn der Aufbau grundsätzlich gelungen ist, so kommt doch schon bald fast automatisch ein Verdacht auf, der sich gegen Ende dann auch bestätigt. Hier hätte ich mir ein paar mehr falsche Fährten oder weniger deutliche Hinweise gewünscht. Gut gefällt mir der gesellschaftliche Kontext in der damaligen Zeit, was den Druck auf die Figuren erhöht und damit eine gewisse Brisanz erhält – so kann man sich auch sehr gut in die viktorianische Zeit hineinversetzen. „Die blutige Braut“ ist eine weitere starke Episode, die mit ihrer dichten Stimmung punktet.

    Sascha Rotermund ist in dieser Episode als Ernest Shadwell zu hören, der viel Intensität in seine Stimme legt. So kommt die Eindringlichkeit seiner Situation sehr gut zur Geltung, sodass man noch mehr mitfiebern kann. Marieke Oeffinger zeigt als Sally Pounder eine weitere Seite ihrer Stimme, ihr Auftreten überrascht zudem mit viel Präsenz und gelungenen Feinheiten. Auch Lutz Harder macht seine Sache als Inspector Lestrade wieder sehr überzeugend, der feine Witz in seinem Auftreten, aber auch die bodenständige und fast abgeklärte Art schaffen eine sehr interessante Figur, die auch in dieser Episode ein reizvoller Mittelpunkt ist. Ebenfalls zu hören sind Michael Pink, Jens Wendland und Marion von Stengel.

    Die Musik wurde wieder gekonnt auf die Handlung abgestimmt, sodass der Spannungsbogen unterstrichen wird. Dabei wird nicht nur in den Szenenwechseln, sondern auch einigen besonders markanten Momenten Musik eingesetzt. Auch die Geräuschkulisse der Folge weiß zu überzeugen und liefert an den richtigen Stellen Atmosphäre, während in anderen Momenten die Handlungen der Figuren untermalt werden.

    Natürlich stammt das Titelbild wieder von Lidia Beleninova, die im Stil eines alten Ölgemäldes eine Szenerie aus dem Hörspiel zeigt. Das Grand Hotel, in dem der Mord geschehen ist, ist in einer Außenansicht zu sehen, davor ein englischer Gentleman, bei dem sich eine Dame untergehakt hat. Das blutige Laken, das aus einem Fenster weht, sieht man erst auf den zweiten Blick.

    Fazit: Mit „Die blutige Braut“ ist eine starke Episode der Serie erschienen, die auf sehr persönlicher Ebene eine geschickt konstruierte Tragödie erzählt. Die Ermittlungen sind kurzeilig und fügen dem Gesamtbild stückchenweise und langsam neue Elemente hinzu, auch die Charaktere sind überzeugend konzipiert und gelungen vertont worden. Hörenswert – auch wenn die Auflösung bereits vorher zu erahnen ist.

    VÖ: 26. Mai 2023
    Label: allscore
    Bestellnummer: 9783864738425

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