Manfred Krug liest "Männer! Fußball ist alles!" von Thomas Brussig

  • Thomas Brussig - Männer! Fußball ist alles! (Buchtitel: Leben bis Männer)
    Gelesen von Manfred Krug
    Audio-CD, Roof Music, 2004
    Spieldauer: ca. 82 Minuten.

    Aus Anlass des Todes von Manfred Krug vorletzte Woche möchte ich kurz dieses ironisch-witzige Hörbuch mit ihm vorstellen und loben.

    Die Buchvorlage heißt "Leben bis Männer", stammt von Thomas Brussig (Jahrgang 1964, aufgewachsen in Ost-Berlin) und wurde 2001 veröffentlicht. Brussig schrieb übrigens auch die Buchvorlage vom erfolgreichen Film "Sonnenallee".

    Das Buch ist als Monolog eines Fußballtrainers in der ostdeutschen Provinz geschrieben. Daher wird der Leser - genauer: hier der Hörer - von Manfred Krug direkt angesprochen. Man kann sich diesen (namenlosen) Trainer richtig vorstellen: Vollschlank, im Trainingsanzug und mit Mütze. Und großer Schnauze.

    Die nächsten 82 Minuten erklärt uns dieser Ex-DDR-Bewohner, während er am Rand des Fußballplatzes in irgendeinem ostdeutschen Kaff auf seine neue Mannschaft wartet, die er trainieren soll, die Welt. Genauer: Seine Sicht der Welt - insbesondere die Zusammenhänge zwischen Welt und Fußball. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund und entlarvt sich am laufenden Band selbst, ohne es zu merken.

    Frauen haben nach seiner Ansicht beim Fußball nichts verloren - allenfalls als Zuschauer - aber auch dann nur, wenn sie ihm nicht seine besten Spieler wegangeln. Natürlich ist er geschieden, denn als seine Frau ihn vor die Wahl stellte, ob er sie oder den Fußball lieber habe, konnte seine Antwort nur lauten ... (klar).
    Ausländer und das Ausland bestrachtet er mit Misstrauen ("Sollen doch andere in der Weltgeschichte rumgondeln"). Asamoah sieht seiner Ansicht nach "nun wirklich nicht aus wie ein deutscher Nationalspieler". Aber er legt Wert darauf, dass vor ihm alle Ausländer gleich sind. Ausländer ist Ausländer, egal wo er herkommt. Wenn das keine fortschrittliche Einstellung ist, dann weiß er nicht ...
    DDR-Bürger, die versuchten über die Grenze zu kommen und dabei erschossen wurden, brauchten sich nicht zu wundern. Wer so blöd war, ist selber schuld ... Noch blöder war natürlich die DDR-Nationalmannschaft, mit der unser Trainer Jahrzehntelang Frust schieben musste.
    Auch eine ganz besondere Leidensgeschichte verbindet ihn mit seinem Lieblingsspieler Heiko, den er schon als Kind trainierte. Mit einem fiesen Trick sorgte er damals dafür, dass Heikos Ex-Mannschaft verlor und Heiko zu ihm kam (gegen faule Tricks und üble Fouls hat unser Trainer nämlich nichts - wenn es um den Sieg geht). Doch dann wurde Heiko als Mauerschütze angeklagt ... und der Richter war eine Frau (au weia, das konnte ja nicht gut gehen!).

    Fazit: Es ist herrlich, Manne Krug als leicht beschränkten, aber umso mehr von sich selbst überzeugten Trainer zuzuhören. Was er vom Stapel lässt, ist haarsträubend und komisch zugleich. Empfehlung!

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