Hörspiel-Feuilleton 06/2011: Die Schatzinsel (Winterzeit Audiobooks)

  • Robert Louis Stevenson
    Die Schatzinsel
    Produktion: Winterzeit Studios
    Sprecher: Gordon Piedesack, Michael Krüger, Martin Schäfer, Bert Stevens, Jens Wendland, Robert Missler, Helmut Krauss, Helgo Liebig u.a.
    Genre: Abenteuer
    Dauer: ca. 180 Minuten


    Inhalt: Meine Begleiter auf jener denkwürdigen Reise haben mich gebeten, die Geschichte der Schatzinsel von Anfang bis zum Ende nieder zu schreiben und nur die geographische Lage der Insel, auf der sich noch immer unermessliche Schätze befinden, zu verschweigen. Ich ergreife daher die Feder und beginne in der Zeit, als mein Vater gerade verstorben war und meine Mutter den „Admiral Benbow“ übernahm. Als der sonnenverbrannte alte Seemann mit der Säbelnarbe unterm linken Auge sein Quartier unter unserem Dach aufschlug.

    … so beginnt eine der spannendsten Abenteuer-Geschichten der Weltliteratur und entführt Leser und Hörer gleichermaßen auf eine Reise, in der Spannung und Leidenschaft nach einem sagenhaften Schatz nicht zu kurz kommen. Und was am wichtigsten ist, Jim Hawkins erfährt, was wahre Freundschaft bedeutet.

    Die Handlung:
    Robert Louis Stevenson's Abenteuerklassiker ist eines der berühmtesten Bücher der Welt. Schon oft wurde diese Geschichte verfilmt und vertont. U.a. auch von Sven Stricker. Ich muss sagen, ich kann keine Vergleiche anstellen, da dies das erste Schatzinsel Hörspiel für mich ist. Die Suche nach dem Schatz des Käptn Flint, die der junge Jim Hawkins auf sich nimmt, beeindruckt durch dramatische und lehrreiche sowie beängstigende und lustige Erlebnisse. Lehrreich wird über Vertrauen, Freundschaft und Mut erzählt und man erkennt, dass nicht jeder Freund ein guter Freund ist. Der Bestseller bietet also Spannung pur. Thomas Tippner, dessen großer Wunsch es war, sich diesem Klassiker der Weltliteratur anzunehmen, legt eine wirklich gute und originalgetreue Bearbeitung vor. Zwar ist das Hörspiel doch etwas "Erzählerlastig", dennoch stört das aufgrund von Gordon Piedesacks Sprechleistung und dem Umstand, dass Jim Hawkins der Ich-Erzähler ist, nicht. Etwas verwirrend für mich war die Tatsache, dass Long John Silver in Tippners Version "Hans" mit Vornamen heißt. Thomas Tippner erklärte mir, es läge an einer alten ins Deutsche übersetzten Version, von der er dann diesen Namen übernahm. Weiterhin gestört hat mich dies allerdings nicht.

    Sprecher: Bei der Schatzinsel von Thomas Tippner handelt es sich um ein gut dreistündiges Hörspiel und so ist es auch in Hinsicht auf Robert Louis Stevenson's Klassiker nicht weiter verwunderlich, dass man bei diesem Hörspiel einen großen Cast aufweist. In der Rolle des Erzählers und dem alten Jim Hawkins fungiert Gordon Piedesack. Durch seine markante Erzählerstimme ist dies auch ohne weiteres möglich. Er reisst den Hörer geradezu in das Geschehen hinein. Dem jungen Jim Hawkins leiht Michael Krüger seine Stimme. Meißt spricht er richtig gut, allerdings wirkt sein Spiel vereinzelt etwas "unwirklich". Weitere Hauptrollen sind mit Martin Schäfer (Hans Silver), Jens Wendland (David Livesey), Robert Missler (John Trelawney), Helmut Krauss (Billy Bones), Helgo Liebig (Kapitän Smollet), Peter Tiefenbrunner (Mr. Arrow) und Bert Stevens (Ben Gun) ausgezeichnet besetzt. Gerade Bert Stevens hat mir in seiner Rolle als Ben Gun sehr gut gefallen, seine Stimme passt perfekt zu dem alten zurückgelassenen Greis. Jens Wendland und Robert Missler wirken sehr angenehm in ihren Rollen, was vor allem ihren freundlichen Stimmen und ihrem Spiel zu verdanken ist. Peter Tiefenbrunner und Helgo Liebig trumpfen mit ihren harten und markanten Stimmen als erster Maat und Kapitän auf. Billy Bones kann man sich auch so vorstellen, wie ihn Helmut Krauss interpretiert. Zwar hätte Hans Silver noch gemeiner klingen können, dennoch sprach Martin Schäfer gut. In weiteren Rollen sind Ben Possener, Lena Simon, Jörg Schuler, Claus Fuchs, Mario Hassert, Sven Matthias, Tobias Diakow, Detlef Tams und Tom Steinbrecher zu hören. Leicht negativ fiel Lena Simon auf, da sie als Mutter für Jim einfach zu jung besetzt war.

    Musik und Geräusche: Neben einer guten Geräuschkulisse, für die Tom Steinbrecher verantwortlich war, möchte ich vor allem auf die Musik in diesem Hörspiel eingehen. Sebastian Pobot und Tom Steinbrecher haben gemeinsam einen Soundtrack geschaffen, der sehr schnell "Abenteuerfeeling" aufkommen lässt. Die Musik ist hollywoodreif und erinnert, zumindest im Titelstück, bisweilen leicht an Fluch der Karibik. Allerdings hätte man auch in den Szenen mehr Musik einsetzen können, da fehlte sie mir doch ein wenig.

    Cover: Meer, ein Schiff, Piraten, ein Schatz und Jim Hawkins. All diese Bestandteile hat Wolfram Damerius in seiner tollen Coverillustration vereint. Zwar hätte ich mir persönlich eher eine Fotobearbeitung gewünscht, da das Hörspiel kein reines Kinderhörspiel ist und auch Erwachsene ansprechen soll, allerdings kann ich nicht verneinen, dass mir die Zeichnung zusagt. Markus Winter zeichnet sich für das Coverdesign und Layout verantwortlich.

    Gesamtfazit: Winterzeit Audiobooks bietet mit dieser 3 Stunden langen Hörspielversion dieses Weltklassikers feinste Hörspielunterhaltung, die nur kleine Fehler aufzuweisen hat. Hier schlägt nur zu Buche, dass einige wenige Sprecher nicht ganz perfekt besetzt waren bzw. schauspielerisch etwas mehr an den Tag hätten legen können. Sonst kann man echt zufrieden mit dieser Neuvertonung sein und sowohl Thomas Tippner als dem Rest des Teams gratulieren und dieses Hörspiel für Jedermann empfehlen, selbst denen, die sich schon an Schatzinselvertonungen sattgehört haben!

    12 Punkte / Note 2

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