Nun ist auch Holmes in der Reihe im Maritim Kosmos angelangt.
Viele Serien hängen zusammen.
Dazu der "Zirkel der 7".
Nun wird es Absurd.
Das hat leider nicht mehr viel am Schluss mit Holmes zutun.
Und Moriarty ist ein Schatten seiner selbst.
Ich sehe das aus zwei Perspektiven:
Einerseits stimme ich im Grunde zu, dass das Zusammenwürfeln diverser Charaktere zu einem gemeinsamen Kosmos einige Nachteile mit sich bringt. Insbesondere die Identitäten und Persönlichkeiten werden aufgeweicht und verlieren viel Charme. Das Problem besteht eigentlich immer, wenn große / bedeutende / starke Helden zusammengebracht werden. Man kennt und liebt die einzelnen Persönlichkeiten dafür, dass sie in ihrem Universum herausstechen. Sherlock Holmes löst die Fälle, die sonst halt keiner lösen kann, weil er eben etwas ganz Besonderes ist. Das fällt völlig weg, wenn im selben Universum plötzlich 10, 20 oder mehr "ganz besondere" Persönlichkeiten existieren, die zudem alle auf derselben Seite stehen (alles "Helden") und die diese wahnsinnig schwierigen Fälle im Grunde alle selbst auf ihre Art lösen könnten. Damit ist der einzelne Held nichts Besonderes mehr und der jeweilige Fall auch nicht.
Wenn man dann einen Helden besonders herausstellen will, um ihn dann "noch besonderer" zu machen, entwertet das automatisch die anderen noch mehr. Sie alle als genau gleichwertig darzustellen ist eher unglaubwürdig. Da muss man als Hörer / Zuschauer schon mal das Hirn abschalten, um sich unterhalten lassen zu können... Wenn z.B. im Marvel-Universum eine Gottheit wie Thor Seite an Seite mit einem normalen Menschen im Hightech-Anzug (Iron Man) kämpft, dann verliert das Übernatürliche / Göttliche schnell seine Relevanz. Und wenn dann Dutzende Superhelden gleichzeitig in einer großen Schlacht kämpfen, ertappt sich der Zuschauer schnell bei Fragen wie "Wer ist das?", "Was kann der?" oder "Gibt es irgendeinen sinnvollen Grund dafür, dass der hier auftaucht?".
Es bleibt jedenfalls mein größter Kritikpunkt, dass ausgerechnet diverse bereits bekannte und etablierte Charaktere zusammengewürfelt werden, was nie so gedacht war. Hinwegsehen kann ich noch über gewisse Logikprobleme (war Dupin nicht viel älter als Holmes? Ich erinnere mich dunkel an eine Rückblende in einem dieser Hörspiele, in der Holmes als Kind auf den erwachsenen Dupin trifft. Jetzt leben und werken plötzlich alle dieser bedeutenden Charaktere zeitgleich). Aber es stört einfach, dass die ganzen Helden, die als Einzelgänger (mit Partner) angelegt wurden, plötzlich so gleichgeschaltet präsentiert werden. Alle arbeiten mehr oder weniger direkt für Mycroft Holmes, alle bekämpfen dieselbe Organisation, alle wirken plötzlich austauschbar. Und das Ganze lässt sich ebenso, wenn nicht noch stärker, für die Bösewichte behaupten. Dracula als Teil einer Verbrecher-Organisation ist schon – gewöhnungsbedürftig...
Aber jetzt mal das "andererseits": Ich finde es durchaus spannend und als Hörer motivierend, in so einen großen, zusammenhängenden Kosmos einzutauchen. In einer Hörspielserie etwas zu hören, das man (besser) versteht, wenn man etwas zugehöriges in einer anderen zuvor bereits gehört hat, macht mir Spaß. Figuren zu etablieren und dann als Gäste in parallelen Serien auftreten zu lassen, gefällt mir sehr gut (muss natürlich sinnvoll eingebaut sein). Es ist eine Kunst für Autoren, einerseits die einzelne Serie logisch, verständlich zu halten und dabei Gastauftritte einzubauen, die nicht für manche verwirrend oder sinnlos und damit langweilig werden – andererseits den Alles-Hörern durch diese Querverbindungen zusätzliche Infos und Hintergründe zu liefern, die man beim Hören nur einer Serie nie verstehen würde.
Ist man davon einmal richtig gepackt, macht es erst richtig Spaß, in einen Kosmos einzutauchen, sich Infos zu holen (ein Fan-Wiki mit allen Charakteren, Querverbindungen etc.? Das wäre doch mal cool!) und vielleicht in alte Hörspiele nochmal reinzuhören, weil man sie mit den neuen Infos besser versteht und neue Details entdeckt.
Das ganze Projekt ist also durchaus cool, krankt aus meiner Sicht nur daran, dass man sich nicht getraut hat, das Ganze auf Basis neuer Charaktere aufzubauen, die von Haus aus super in das Universum passen und auch niemanden enttäuschen können durch die vielen Kompromisse, die Autoren eingehen müssen. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass prominente Namen wie Holmes & Co. dafür sorgen, dass überhaupt viele Menschen das Ganze für sich entdecken. Aber Enttäuschungen sind da vorprogrammiert. Für mich persönlich gilt: Ich höre die ganzen Hörspielserien gerne zum Einschlafen (wie alle Hörspiele ), aber sehe sie halt nicht als perfekte Unterhaltung auf hohem Niveau, sondern als nette Berieselung ohne zu begeistern.