Leider wurde die Wiederveröffentlichung nach den ersten drei Folgen nicht weiterverfolgt. Im Streaming-Bereich sind die Folgen auch nicht mehr verfügbar. Dafür kann man dort Hörbücher zur zehnteiligen Romanreihe von Ursula Isbel hören.
Zum Glück habe ich die Folgen von Kassette digitalisiert. Ich habe auch kürzlich erst wieder alle Folgen gehört.
Nell ist nicht unsympatisch, allerdings finde ich ihre Einstellung gegenüber der neuen Freundin ihres Vaters doch sehr extrem. Ich war selbst auch 15 Jahre alt, als meine Mutter ihren ersten Freund nach dem Tod meines Vaters hatte. Und auch wenn ich nicht unbedingt begeistert von ihm war, habe ich mich (hoffentlich) nicht so verhalten wie Nell. Aber gut, es ist zumindest glaubhaft dargestellt. Umso mehr freut mich, dass am Ende der 1. Folge die Familienwelt wieder heil ist. Die Freundschaft mit Jörn und Matty kommt ja auch sehr schnell zustande. Ich wünschte, ich hätte früher so schnell Freunde finden können. Zumal Nell zu dem Zeitpunkt ja noch nicht mal eine Pferdefreundin ist, sondern sogar eher etwas ängstlich ist. Auch diese Angst ist schnell vergessen.
Da ich nie geritten bin, kann ich nicht beurteilen, wie glaubhaft oder wahrheitsgetreu die Schilderungen über den Alltag auf dem Gestüt sind. Allerdings finde ich gut, dass im Gegensatz zu anderen Serien dieses Genres hier alles als rein positiv dargestellt wird. Allgemein ist "Reiterhof Dreililien" teilweise eher düster, jedenfalls herrscht nicht immer eitler Sonnenschein. Ich mag die Serie, obwohl doch sehr viele Schicksalsschläge vorkommen. Unfälle, Krankheiten, Tod, Abschiede... Für so eine kurze Serie häuft sich das schon. Und dennoch geht es zumindest mir so, dass ich wissen möchte, wie es weitergeht.
Mir gefällt die Freundschaft innerhalb der Hauptpersonen, zu denen ich auch Nells Vater, Kirsty, Gesine und Pauli zähle. Helge ist ein Fall für sich, was auch durch sein "Ende" unterstichen wird.
An den Diskussionen, welche innerhalb der Folgen geführt werden, merkt man manchmal, wann die Hörspiele produziert wurden. Aber die meisten angesprochenen Themen sind LEIDER noch immer aktuell, vielleicht sogar aktueller denn je. Dennoch bleibt manchmal ein Nachgeschmack, auf welche Weise zum Beispiel Vegetarius als moralisch einzig richtiger Weg dargestellt wird. Andere wichtige Themen, wie zum Beispiel Verhütung, werden nicht mit der selben Dringlichkeit dargestellt. Dass man die Pille ablehnt, kann ich ja noch nachvollziehen. Aber dass man die Temperaturmethode als (halbwegs) sicher darstellt, finde ich zumindest rückblickend schwierig. Immerhin waren die 1980er Jahre auch das Jahrzehnt von HIV und Aids, von anderen Krankheiten mal ganz abgesehen. Das wird jedoch gar nicht angesprochen, sondern es geht ausschließlich um das Verhüten vor Schwangerschaften.
Die Sprecher leisten eine gute Arbeit. Auch Fehler innerhalb der Folgen halten sich in Grenzen. Extrem aufgefallen ist mir nur die Änderung von Masern in einer Folge zu Windpocken in der nächsten.
Allgemein bekannt sein dürfte, dass Hildegard Krekel, die Kirsty spricht, bereits 2013 verstorben ist. Ich habe aber erst kürzlich gelesen, dass auch Marc Degener (Mikosch in den Folgen 2 und 3, danach Jörg ab Folge 6) bereits ums Leben gekommen ist. Er starb am 26.12.2004 beim Tsunami in Thailand im Familienurlaub. Das hat mich sehr betroffen gemacht.