ACHTUNG(leider zu spät) SPOILER-Warnung! Ich werde hier ziemlich genau den Inhalt des Hörspiels wiedergeben, also bitte vorsichtig beim Weiterlesen!
Ein kleiner Lieferwagen fährt nachts einsam auf einer von den Landstrassen, auf denen man sich immer verirrt, wenn man von der Autobahn abfährt. Nur ab und zu zeigt der Vollmond sein bleiches Antlitz und beleuchtet die unheimliche Szenerie. An Bord befinden sich die beiden Musiker Raffael und Oliver, 50% der Teenie-Rockband Hell Patrol, die unterwegs zu einem Auftritt im Bikerlokal Roadstop sind. Mit dabei ihre beiden Freundinnen Denise und Julia, die vergeblich gegen männlichen Stolz ankämpfen, nämlich lieber unbeirrt in die Irre zu fahren als nach dem Weg zu fragen. Selbst das Lesen der Straßenkarte bringt kaum Klarheit in dieser Nacht. Doch schlussendlich siegt die weibliche Intuition und Oliver versucht seine Kollegen Peter und Max, die schon vorausgefahren sind, auf dem Handy zu erreichen. Doch es ertönt nur die Mailbox. Plötzlich huscht ein Schatten über die Fahrbahn und Raffi kann gerade noch das Steuer herumreißen. Mit einer Taschenlampe leuchten sie den Bremsweg ab, doch von der Gestalt (oder war es ein Tier?) fehlt jede Spur. Dafür finden sie im Maisfeld an der Strasse etwas anderes: den weißen Ford von Max. Doch die beiden Jungs sind nicht mehr im Wrack. An der Beifahrertür sind merkwürdige Kratzspuren. Und auf einmal haben die 4 das Gefühl, nicht mehr allein im Maisfeld zu sein. Zu allem Überfluss springt auch noch Raffis Lieferwagen nicht mehr an. Zuviel Zufall für eine Nacht. Es bleibt nur mehr eine Alternative: Aussteigen und zu Fuß weitergehen, in der Hoffnung, hier in der Pampa auf Hilfe zu treffen. Ein Schild mit der Aufschrift „Leubner-Hof“ verspricht Rettung. Doch ein tollwütiger Hund verleiht ihren Füssen Flügeln und sie erreichen mit knappem Vorsprung das Bauernhaus. Wo sie auch zu ihrer Überraschung Peter und Max antreffen. Max liegt verletzt auf einem Sofa, eine Wunde am Bein, die ihm der Hund zugefügt hat. Peter berichtet, dass sie den Bauern, Rudi Leubner, getroffen habe, der seinen Hund erschiessen wollte. Doch als er das Tier stellen will, hören sie nur noch seine Schmerzensschreie. Als Hell Patrol und die beiden Groupies beschließen, sich bis zum Tagesanbruch im Leubner-Hof zu verschanzen, hämmert jemand wie wahnsinnig an die Tür. Ein Mann stürzt erschöpft ins Wohnzimmer. Er nennt sich Daniel Lykan und ist scheinbar auch ein Opfer des Hundes geworden. Doch etwas scheint mit Daniel nicht zu stimmen: eine unheimliche Aura geht von ihm aus und seine Sinne sind übernatürlich geschärft. So bemerkt er auch als erster, dass es dem Hund gelungen ist, sich durch den Keller Zutritt zum Haus zu verschaffen. Mit Rudi Leubners Gewehr wollen sie dem Biest den Garaus machen, aber im dunklen Keller genau zielen ist schwer. Wieder kommen Daniels besondere Fähigkeiten der Hell Patrol zu gute. Am nächsten Morgen ist Daniel verschwunden und hat nur einen Abschiedsbrief mit sonderbarem Inhalt hinterlassen. Als die 6 zu Peters Auto zurückkehren, sehen sie dass eine Kralle im Metall der Autotür zurück geblieben ist. Auch scheint Peter die unheimliche Gestalt gerammt zu haben, eine Beule im Kotflügel beweist es. Und plötzlich dämmert es den Freunden: fehlte nicht auch an Daniels Hand ein Fingernagel und hatte er nicht eine unerklärliche Kopfwunde, wie von einem Zusammenstoß?
Hell Patrol ist eine gute Mischung aus Horror und Comedy und steht ganz im Zeichen der Hörfabrik-Tradition: mit professionellem Ernst ein Hörspiel auf die Beine zu stellen, in dem es nicht allzu ernst zugeht. Captain Blitzens Vergleich mit „Scooby Doo“ mutet zuerst ein wenig seltsam an, trifft aber die Grundstimmung ziemlich genau. Ich mußte aber eigentlich mehr an Point Whitmark denken; Kids, die eine nachvollziehbare Motivation haben, warum sie sich in Gefahr begeben (PW sind Amateurradioreporter und auf der Suche nach interessanten Stories, HP sind eine aufstrebende Band, die von einem GIG zum anderen fahren und dabei haarsträubendes erleben). Geister- und Dämonenjäger gibt’s ja schon en masse im kommerziellen Hörspielbereich. Aber die Idee, eine Teenieband unfreiwillig auf die Dämonenbrut loszulassen bringt mal wieder frischen Wind unter die angestaubten Jünger Van Helsings & Co. Wolfman Jacks einleitende Worte und sein Schlusswort erinnern mich an die Bastei-Gespenstergeschichten (Seltsam, aber so steht es geschrieben) und tragen ihren Teil zu der Stimmung bei. Die Story ist gut durchdacht und wartet mit einer kleinen Überraschung auf, auch wenn bereits der Name „Daniel Lykan(trophie)“ schon einen Vorgeschmack auf die Pointe gibt. Hier und da gibts mal Längen wenn die Kids sich ihre Erlebnisse erzählen, aber das wird wieder wettgemacht durch gut inszenierte Flashbacks.
Die Musik passt zur Serie und gibt auch gleich das richtige Bandfeeling. Was mich allerdings ein wenig gestört hat, war, dass bei der Unfallszene gleich dreimal hintereinander dieselbe Spannungsmusik gespielt wurde. Alle Sprecher geben sich sehr viel Mühe, besonders Raffi und Olli alias Marcus Görner und Christopher Albrodt. Peter und Max haben sich in dieser Folge nicht so in meinem Ohr festgesetzt; liegt vielleicht auch daran, dass sie eher später hinzukommen. Womit ich am meisten Schwierigkeiten hatte, waren die beiden Mädels. Sie zu unterscheiden war dann doch recht schwierig, aber sie machen ihre Sache auch ganz gut. Was mich ein wenig erstaunt hat, war die Performance von Bert Stevens. Seit den „Freibeutern“, „Verzerrungen“ und auch in „Redemption“ hat er gezeigt, dass er wirklich alles spielen kann, von ernst bis psychopathisch. Nur als Bauer Leubner da hat er sich irgendwie zurückgehalten, fand ich irgendwie schade.
Fazit: ein gelungener Auftakt der Höllenpatrouille und ihrer ersten Begegnung mit dem Werwolf. Warte mit Spannung auf den neuen GIG.