HAPE Kerkeling - Ich bin dann mal weg

  • Titel: HAPE Kerkeling - Ich bin dann mal weg
    Genre: Doku/Feature
    Label: Roof
    Laufzeit: . 6 Cds
    Erscheinungsjahr: 2006

    Preis: Euro 24,95
    ISBN: 3938781378


    Inhalt:
    Hape Kerkeling lief zu Fuß zum Grab des heiligen Jakob - fast 600 Kilometer durch Spanien bis nach Santiago de Compostela - und erlebte die reinigende Kraft der Pilgerreise. Er schildert den Reiz jeder einzelnen Etappe, erlebt Einsamkeit und Stille, Erschöpfung und Zweifel, aber auch Hilfsbereitschaft, Freundschaften und Momente, die für alle Entbehrungen entlohnen - und eine ganz eigene, überraschende Nähe zu Gott.

    Kritik:
    Wenn Hape Kerkeling eine Reise macht, dann hat er etwas zu erzählen. Klar! Nicht nur er! Wenn Hape aber seine Reiserfahrungen dazu noch vertont, dann, ja dann kommt sicherlich nichts wirklich Erbauliches dabei heraus. Auch oder gerade deswegen, weil der Shooting Star der Deutschen Comedians als, aufgepasst, PILEGER den sogenannten Jacobsweg beschreitet und hierüber dann berichtet.

    Als Pilger? Jau, richtig gelesen! Mein Gott, wer soll das ernst nehmen? Genau! Keiner! Auch wenn Kerkeling behaupet 800 KM des typischerweise von Gläubigen zur inneren Einkehr, zur Buße und zum Gebet gewanderten Weges von Frankreich aus zum Zielort nach Santiago de Compostela in Spanien marschiert zu sein. Dies widerspricht doch mal so ganz klar dem, womit der Ex-Recklinghäuser sonst so indentifiziert werden möchte: Mit schrägem Humor, wortgewandter Verarsche von Etabliertem und verquertem Humor.

    Die Pilgerrolle steht Kerkeling, so darf man annhemen, jedenfalls überhaupt nicht und religiöse Gründe für die Extremwanderung nimmt man ihm nicht so ohne weiteres ab. Das Ganze ist dann doch wohl eher ein Marketinggag?

    Die Zielgruppe des Buches und Hörbuches wäre damit klar: Kerkeling-Jünger, die auf den unzweifelhaft schrägen Humor des Komikers abfahren und sich auch von einer - mit Verlaub - die religiösen Gefühle Gläubiger verarschenden Reiseerzählung nicht abschrecken lassen. Die Intention des (Hör-)Buches scheint in diesem Zusammenhang ebenfalls eindeutig: Kohle machen, Absahnen. Die Ewartungen derer bedienen, die Kerkelings "Fernsehunterhaltung" nun auch einmal lesender Weise "erleben" wollen. ...

    Dachte ich!

    Ok, meine Erwartungen in Bezug auf das von Mr. Kerkeling himself vorgetragene Hörbuch jedenfalls spiegeln das wieder, was ich mit obigen Ausführungen andeutete. Sorry, wenn ich verbal etwas über das Ziel hinausschieße. Es ist jedenfalls ehrlich und zeigt, dass ich eigentlich mal so gar keine Lust hatte, das Hörbuch zu ordern. Warum? Weil ich kein Fan der Komik des HaPe bin. Zumindest derer, die so „prominent“ über unseren Fernsehbildschirm flimmert.

    Ich tat es dennoch. Auf Empfehlung. Und ich darf sagen: Gut so. Denn das über 6 CDs Erzählte spiegelt nun wirklich nicht einmal ansatzweise das wieder, was ich oben ausgeführt, angsterfüllt befürchtete.

    Hier präsentiert sich der private Kerkerling. Frei von deplaziert wirkender Verbalkomik, frei von dem permanent inszenierten Drang oberflächlich „lustich“ unterhalten zu müssen. Natürlich gibt es auch bei diesem Hörbuch die Momente des Schmunzelns und des Lachens. Aber „witzich sein“ ist mitnichten die wirkliche Intention dieser Reiseerzählung. Hier geht es vielmehr um das Wiedergeben persönlicher Erfahrungen auf dem äußerst beschwerlichen Pilgerweg.

    Erfahrungen profaner, aber eben auch spiritueller Natur. Kleingeister mögen letzteres als esoterischen Humbug abtun und sich damit intellektuell selbst disqualifizieren. Sollen sie! Die in Tagebuchform erzählten Grenzerfahrungen Kerkelings schildern jedenfalls eindrucksvoll den Umgang des Promis mit den Herausforderungen dieser schweren, mit erheblichen Entbehrungen einhergehenden Aufgabe.

    Klasse, dass Kerkeling hierbei seine Eindrücke, Wahrnehmungen und Erlebnisse ehrlich, wahrhaftig, aufrichtig und schnörkellos beschreibt. Der Seelenstriptease des Promis gelingt dabei ohne aufgesetzt zu wirken. Er nimmt den Zuhörer mit auf die Reise, die er eigentlich nur für sich selbst angetreten hat. Eine Reise, die sich über am Ende eines Reiseabschnittes in Form von von HaPe aufgestellten „Erkenntnissen des Tages“ definiert. Wer gut zuhört, kann hierbei sicherlich auch eine ganze Menge über sich selbst erfahren.

    Fazit:
    Die Mischung von Reiseerzählung, Dokumentation und Promi-Erlebnisbericht fasziniert in einer Weise, wie ich es nie erwartet hätte. Das Ergebnis ist definitiv keine oberflächlich platte Unterhaltung, sondern durchaus etwas zum Nachdenken. Die Frage nach dem Warum? des zunächst doch recht ungewöhnlich erscheinenden Unterfangens, 800 Kilometer alleine, zu Fuß auf einem Pilgerweg zurückzulegen beantwortet Kerkeling höchst überraschend. Die Antwort hat mich gelehrt, auch einmal Vorurteile beiseite zu lassen.

    © Oliver Schulte
    Online: 08.08.2006

    Quelle

    Gruß
    Der
    Olli

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    Totgesagte leben länger!

  • popssenf:

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