[Feuilleton März 2009] Glennkill

  • Titel: Glennkill - Ein Schafskrimi
    Verlag: Random House
    Laufzeit: ca. 312 min / 4 CDs
    nach einem Roman von: Leonie Swan
    gelesen von: Andrea Sawatzki

    Inhalt: Eines Morgens liegt der Schäfer George Glenn leblos im irischen Gras, ein Spaten ragt aus seiner Brust.
    Die Schafe von George sind entsetzt: wer kann ihren alten Schäfer umgebracht haben? Und warum musste er sterben?
    Miss Maple, das klügste Schaf der Herde, beginnt sich für den Fall zu interessieren. Glücklicherweise hat George den Schafen vorgelesen, und so trifft sie das kriminalistische Problem nicht unvorbereitet.
    Mit Schafslogik verfolgen sie die Spur des Täters - wenn sie nicht gerade grasen oder sich zu Tode fürchten.
    Zwischen Weide und Dorfkirche, Steilklippe und Schäferwagen warten ungeahnte Abenteuer aus Miss Maple und ihre Herde...

    "Ein Schafskrimi" steht als Untertitel auf dem Cover.
    Was hat man sich darunter nun vorzustellen?
    Wer nun glaubt, das Buch nehme die "normalen" Krimis auf die Schippe, der irrt sich gewaltig.
    Denn Glennkill ist tatsächlich ein richtiger Krimi mit einem Mord, Leuten, die sich teilweise sehr verdächtig benehmen und einem Ermittler-Team, das den Fall aufklären möchte.
    Dass dieses Ermittler-Team seine Freizeit hauptsächlich mit Grasen und Wiederkäuen verbringt, nun, jeder hat doch so seine Eigenheiten, oder?

    Aber Glennkill ist auch eine ganz andere Art Krimi.
    Die Welt von Schafen endet üblicherweise am Rand ihrer Weide, die Welt der Menschen kennen sie nicht und sie würden sie auch nicht verstehen.
    Das ist auch bei der Herde von Glennkill nicht anders, mehr als ihren Schafsverstand und ihren guten Geruchssinn haben sie nicht und eigentlich finden sie auch nicht, dass sie mehr brauchen.
    Bis es zu dem Unglück mit ihrem Schäfer kommt.
    Da hilft es dann sehr, wenn man hier und da doch einen Spezialisten in der Herde hat. So ist Miss Maple das klügste Schaf der Herde, Mopple the Whale ist zwar hauptsächlich verfressen, hat aber ein unschlagbares Gedächtnis, Othello hat eine bewegte Zirkus-Vergangenheit hinter sich und dort so manchen Trick gelernt...jedes Schaf hat seine eigene Persönlichkeit und wächst einem schnell ans Herz.
    Im Ansatz gehen sie aber an ihre Ermittlungen mit sehr viel Naivität heran, typisch Schaf eben, und anschließend wird gemeinschaftlich versucht, Schlüsse aus Beobachtungen und Beweisen zu ziehen.
    Dem Hörer hilft das mitunter sehr, wenn es mal zu komplex zu werden scheint, aber es ist oft auch sehr erheiternd, denn Missverständnisse bleiben natürlich nicht aus. Das sorgt für die Komik, die sich durch die komplette Geschichte zieht.
    Wer nun befürchtet, die Geschichte könnte kitschig sein und in Niedlichkeit ertrinken, wie so viele Tier-Geschichten, auch den kann ich beruhigen.
    Die Schafe von Glennkill sind genau das : Schafe. Sie werden auch nie anders beschrieben, Verniedlichungen gibt es nicht und so rutscht die Geschichte auch niemals in Albernheit ab.
    Besonders gut gelungen sind die Wort- und Namensspielereien in der Geschichte.
    Miss Maple als klügstes Schaf, an welche berühmte Detektivin erinnert dieser Name? Mopple ist genau das: moppelig. Der Metzger des Dörfchens heißt Ham...und nicht zuletzt ist davon sogar der Titel betroffen, denn der ehemalige Schäfer der Herde hieß George Glenn und er wurde getötet (engl. killed).

    Gelesen wird Glennkill von Andrea Sawatzki, die ich für eine sehr gute Wahl halte.
    Ihre Stimme klingt unverfälscht, rauh, urwüchsig...wie es das Leben auf einer irischen Weide ist.
    So wird auch hier ausgeschlossen, dass die Geschichte verniedlicht wird.
    Es gelingt ihr, jedem einzelnen Schaf Leben einzuhauchen, es unverwechselbar zu machen und dabei nie albern zu klingen. Selbst das Blöken eines Schafes klingt noch ernst gemeint.
    Überhaupt balanciert sie es wunderbar aus, dass die Geschichte beim Hörer zwar humorvoll ankommt, dieser aber auch hört, dass die Ereignisse für die Schafe eine sehr ernst Sache sind.
    Sie klingt stets so als wäre sie mitten unter den Schafen und weiß jede schafische Gefühlsregung stimmlich umzusetzen.
    Eine wirklich tolle Leistung!

    Das Hörbuch ist eine gekürzte Fassung.
    Ich habe auch das Buch gelesen und deshalb kann ich sagen, dass dem Hörbuch nichts fehlt weswegen man es nicht verstehen könnte.
    Da wurde die Schere sehr behutsam angesetzt.

    Fazit: Glennkill ist eine unterhaltsamer, aber sehr spannender Krimi mit liebenswerten Charakteren. Man kann ihn uneingeschränkt auch jedem empfehlen, der sonst eher auf gute Krimis mit menschlichen Protagonisten steht.

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