ZitatAlles anzeigenH. G. Francis schreibt über sein großes Bühnen-Projekt
Vom Balkon des Hauses an der Elbe hatten wir einen unvergleichlichen Blick auf die vorbei ziehenden Schiffe, eines eindrucksvoller als das andere - bis dann eines kam, das uns buchstäblich den Atem verschlug: die Queen Mary 2.Musik wehte von Bord zu uns herüber, und ein mit mir befreundeter Musiker und Komponist, der mir gegenüber saß, begann mit den Fingern die Melodie mitzutrommeln. Bis heute weiß ich nicht, weshalb er ausgerechnet in dieser Situation auf den Gedanken kam, mich zu fragen: »Warum machen wir eigentlich kein PERRY RHODAN-Musical?«
Vielleicht gab es eine Assoziation zwischen dem riesigen Kreuzfahrtschiff und dem nicht weniger gigantischen Projekt, die er damit angesprochen hatte. Mich faszinierte diese Idee von Anfang an, und so begann ich darüber nachzudenken, wie man ein solches Vorhaben realisieren könnte und was alles dazu gehört. Um ehrlich zu sein: Ich hatte keine Ahnung, welch ein Berg von Schwierigkeiten sich vor mir auftürmen würde!
Immerhin ließ ich mir durch den Kopf gehen, was sich überhaupt auf der Bühne realisieren lässt, wie viel man von PERRY RHODAN in einem Musical einbringen kann, ohne dass die Handlung unverständlich wird, was man aus dem wahrhaft riesigen Themenkreis um PERRY RHODAN auswählen kann, wer sich überhaupt dafür interessiert und welche Chancen wohl ein SF-Musical haben könnte. Ein SF-Musical hat es meines Wissens noch nicht gegeben. Nirgendwo auf dem Globus.
Eines aber war von Anfang an klar: Man darf nicht nur die heutigen PERRY RHODAN-Leser ansprechen, sondern man muss eine Handlung aufbauen, die für die vielen ehemaligen Leser interessant ist, zugleich aber auch verständlich ist für jene, die unsere ehemaligen Fans ins Musical begleiten und möglicherweise noch nie einen PERRY RHODAN-Roman in den Händen gehabt haben, geschweige denn, gelesen haben.
Im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte haben Millionen PERRY RHODAN verschlungen, und es ist davon auszugehen, dass ein Teil dieser langjährigen, früheren Leser gern in ein Musical gehen würde, um die Erinnerung an alte Zeiten aufleben zu lassen.
Dass diese Annahme nicht abwegig ist, zeigt mir der Erfolg der Hörspielaufführungen von »Die drei ??? und der Super-Papagei«. Ich war in Hamburg dabei, wie 12.500 Zuschauer in die Color-Line-Arena kamen und viel Eintrittsgeld dafür bezahlten, ein Hörspiel zu erleben. Ein erheblicher Anteil war mit seinen Kindern erschienen, wohl um ihnen zu vermitteln: Das hat mich in meiner Jugend begeistert! Mich als Autor der Hörspiele von »???« hat dieser hohe Zuspruch natürlich gefreut.
So sollte auch heute sein, dass sich die aktuellen PERRY RHODAN-Leser mit den Ehemaligen bei einem Musical zusammenfinden, um gemeinsam eine große SF-Show zu erleben.
Aus diesen Überlegungen heraus entwickelte ich eine Story, die eine Brücke schlagen soll zwischen den ehemaligen und den aktuellen Lesern, sowie jenem Publikum, das PERRY RHODAN nur dem Namen nach kennt, aber Musical liebt und sich aus diesem Grund Karten kauft. Ich schrieb ein Libretto, entwickelte Charaktere, entwarf Bühnenbilder, beschrieb Ballettszenen, arbeitete Musikvorschläge aus und diskutierte in schier endlosen Sitzungen mit Musikern und Komponisten.Daneben fanden Gespräche mit mehreren Musical-Produzenten statt. Dabei gab und gibt es Hoffnungen und Enttäuschungen. Einige der Produzenten und viele, die helfen könnten, ein Musical zu realisieren, haben Bedenken, dass ein Science-Fiction-Musical funktioniert und beim Publikum ankommt. SF fällt aus dem Rahmen, hat es in dieser Form noch nie in nennenswerter Weise auf der Bühne gegeben.
Inzwischen habe ich lernen müssen, was dazu gehört, ein Musical auf die Beine zu stellen. Ein Musik-Theater muss für wenigstens ein halbes Jahr für die anstehenden Proben angemietet werden. Die stehen auch nicht gerade irgendwo leer herum und warten darauf, dass PERRY RHODAN kommt. Dazu muss das Ensemble für die vorbereitenden Proben engagiert werden - in doppelter Besetzung, um bei eventuellen Ausfällen Ersatz zu haben und zwei Aufführungen täglich zu ermöglichen. Diese Damen und Herren müssen in Hotels untergebracht werden, erhalten ihre Gage und müssen versorgt werden.
Dazu gehört ein Orchester, das ebenfalls für ein halbes Jahr zur Verfügung stehen muss ... Regisseure, Kostümbildner, Bühnenbildbauer, Maskenbildner und eine Reihe weiterer Spezialisten. Das Libretto muss weiterentwickelt werden. Die Dialoge müssen ausgearbeitet und überarbeitet werden. Das alles kostet Geld. Sehr, sehr viel Geld. Produzenten gehen von einem zweistelligen Millionenbetrag aus.
Angesichts dieser Schwierigkeiten ist bereits der eine oder andere abgesprungen, der mich bis dahin auf meinem Weg begleitet hat. Hilfreich ist sicherlich auch nicht, dass wir gerade in eine Wirtschaftskrise schlittern, in der die meisten Unternehmer ihr Geld lieber in der Tasche behalten als es für ein Musical auszugeben, von dem sie nicht wissen, ob es ein Erfolg wird oder ob sie das Geld in den Wind schreiben können. Erst nach der ersten Aufführung wird man wissen, ob das Werk beim Publikum ankommt oder ob es ganz schnell wieder eingestellt werden muss.
Dennoch - wir sind hautnah dran. Wir verhandeln mit den wohl wichtigsten Produzenten Europas und hoffen auf Erfolg. Noch steht eine endgültige Antwort aus. Weder ein »Ja« noch ein »Nein« sind ausgesprochen worden. In dieser Situation wäre zu begrüßen, wenn unsere Leser uns den Rücken stärken und uns helfen. Sie sollten uns schreiben, was sie von der Idee eines Musicals halten, und ob sie das Geld für eine Eintrittskarte ausgeben würden, um Perry Rhodan, Bully und andere auf der Bühne agieren zu sehen und singen zu hören!
Welche Handlung wir entwickelt haben? Das wird noch nicht verraten. Wir sind jedoch sicher, dass sie jeden Musical-Besucher ansprechen wird - die PERRY RHODAN-Fans und die Musical-Freunde.Ich kann nur um eines bitten: Drückt mir die Daumen und gebt mir Rückendeckung!
Quelle: http://perry-rhodan.net, http://perry-rhodan.net/aktuell/logbuecher/2008121701.html
Da denkt man H.G. Francis tritt jetzt etwas kürzer und genießt den Ruhestand, und dabei arbeitet er an einem Mammut-Projekt. Ich drücke ihm ganz fest die Daumen ...