Als Kind hatte ich mit dieser spezialgelagerten Sonderfolge meine liebe Mühe. Im undurchsichtigen Geflecht aus gelben Schinken, windigen Kamelhaarmännern und barmherzigen Silberhaaren kommt der unvorbereitete Hörer schnell unter die Räder. Die Handlung ist rasant geschnitten, verzichtet auf großes Palaver und springt von Situation zu Situation, was ich als durchaus positiv und erfrischend ansehe. Hört man das Werk allerdings eher entspannt im Hintergrund, macht sich schnell die ganz große Verwirrung breit. Das fängt schon mit dem absurden Einstieg an, in dem eine außer Rand und Band geratene Tante Mathilda im Jonas'schen Wohnzimmer wütet und "anklagend" auf gelbsüchtig grasende Rindviecher an der Wand hinweist. Ihr "heiliger Zorn" entlädt sich auf einen stotternden Onkel Titus, der den scheußlichen Schinken, offensichtlich völlig durch den Wind, für "ganze 170 Dollar" ersteigerte. Hilft alles nichts, der Schinken kommt raus. Wäre nicht zwischenzeitlich das Wort "Kunstwerk" gefallen, einmal durch die schnippische Mathilda, das anderemal in der sprachlich sonderbaren Einleitung durch den Erzähler, man wähnte sich mehr an einer Fleischtheke. Seis drum, unter lautem Geächze und ohrenbetäubenden Hundegebell schleppen Titus und der dazugestoßene Justus das gelbe Gemälde in den modrigen Schuppen, wo noch in der Nacht ein heimtückischer Einbruchsversuch unternommen wird. Den Meisterdieben gelang es jedoch nicht das mächtige Schuppentor aufzubrechen, sondern lediglich zärtlich daran herumzukratzen. Diese Freveltat ruft den geizigen Titus auf den Plan, der die drei Fragezeichen erst verdächtigt, die schurkischen Urheber des nächtlichen Gekratzes zu sein, sie dann auffordert für Lau den Fall der ominösen Kratzspuren zu lösen, um dann auch noch ihre Visitenkarte zu verschmähen.
Das Wort "Kratzspuren" ist zu Anfangs übrigends ähnlich omnipräsent wie "Schinken" oder "Kamelhaarmann". Es folgt nun der erste Auftritt von eben diesem. Der "Kamelhaarmann", oder artist formerly known as "Der Mann mit dem Kamelhaarmantel" betritt die Bühne des staubigen Schrottareals, augenscheinlich ein entfernter Verwandter des Typs mit dem roten Parka. Da jeder Gebrauchtwarencenter von Weltruf laut kalifornischen Grundgesetzes nur ein Gemälde pro Quartal in seinem Bestand führen darf, will der mysteriöse Mantelfreak eben genau dieses in seinen Besitz bringen bzw. unser Justus denkt das so. Also nehmen die drei Detektive das Bild gehörig unter die Zentralenlupe und kommen zum bahnbrechenden Schluss: Unten Geometrie, oben drauf so genannte Kunst. Justus, nebenberuflich spiritueller Geheimniskrämer, spürt dass der Auftrag des Oheims etwas mit dem Bild zu tun haben muss und raunt ein "Irgendetwas stinkt hier. Ich rieche das" ins Studiomikrofon.
Auf diese bedeutungsschwangeren Worte folgt eine melodisch akzentuierte Musikuntermalung, die wie Europas Antwort auf Akira Yamaokas Kompositionen für das Horrorfranchise Silent Hill tönt, nur war das Hörspiel deutlich früher an der Reihe als Konamis 1999er Serienerstling. Um die Wiederkehr der Einbruchsexperten zu verhindern, legen sich Justus und Peter in der darauf folgenden Nachtschwüle auf die Lauer und ertappen prompt den zwielichtigen Axel Hamilton beim Versuch das legendäre Kunstwerk zu rauben. Stilecht mit seinem Trademark-Satz "Was wollt ihr von mir?" und dem Hinweis, Privatdetektiv zu sein ("Die falschen Detektive" lassen grüßen) versucht sich der kleinwüchsige Kleinkriminelle aus Tarzan-Peters stählernen Griffen zu befreien, wieder äußerst penetrant untermalt von infernalischen Gekläffe. Schläft der Hund denn nie? Als Axel doch noch die Flucht gelingt, winkt der erste Detektiv müde ab, schließlich ist am nächsten Morgen der große Tag: Der Kamelhaarmantelträgermann (der eigentlich übermorgen kommen wollte - wieder Verwirrung pur hehe) zahlt "wortkarg und unfreundlich" unfassbare 350 Dollar für das Schinkenwerk, was den brüskierten Erzähler nur zu einem hämischen Kommentar herablässt, wie bescheiden dieser Preis doch sei. Die drei Fragezeichen wiederum folgen dem Verdächtigen bis zum Stadtrand von L.A. zu "einem gepflegten Gebäude aus der Gründerzeit". Diese Beschreibung fand ich schon immer angenehm atmosphärisch, wie die ehrwürdige Gebäudestruktur majestätisch in ansonsten bleiern-steril eingefärbten Industrieländereien hervorsticht. Kaum angekommen befällt Bob ein massiver out-of-character Moment und er "macht den absoluten Alleingang", betritt unter den Augen des entsetzt-erbosten Justus den Firmensitz, der sich als Tresorunternehmen "Safer Security" entpuppt und ward fortan nicht mehr gesehen. "Die Firma Safer Security Limited hatte Bob Andrews geschluckt und wollte ihn nicht wieder hergeben" philosphiert der Erzähler in abermals charmant-eckiger Sprache und nach bangen Minuten stolziert Bob in Begleitung des Kamelhaarmanns und einem "elegant gekleideten Mann mit schlohweißem Haarkranz" aus der "Security", wie sie der Erzähler von nun an liebevoll abkürzt. Der Haarkranz-Dandy entpuppt sich als William Ashley, seines Zeichens Commander in Chief des mit gelben Gemälden vollgestopften Tresortempels, mit dem Kamelhaarfetischisten als treuem Lakai. Diese bahnbrechenden Informationen erfuhr Bob dank seines genialen Plans, sich im irritierenden Solo als Kunde auszugeben. Bei einem Hot-Dog-geschwängerten Friedensgipfel in einer lokalen Vollwertkneipe glätten sich dann die Wogen beim aufgebrachten ersten Detektiv und er beschließt die allwissende Lys anzurufen. Ein wahrlich denkwürdiges Gespräch folgt. Ohne Begrüßung und Kontext fragt die kontrollgeile Lys erstmal, wo er sich befindet. Justus hingegen erfragt zweimal hintereinander, ob sie ihm einen Gefallen tun kann und legt dann ohne Verabschiedung auf. Lys, die einen nebulösen Harold Bannister aus der Tresorbranche zu kennen scheint, soll diesen nach Informationen zur "Security" und der extravaganten Belegschaft ausquetschen. Beim nun zweiten Gespräch faselt Lys dann irgend einen Quark über eine "Buschtrommel der Tresorindustrie", welche behauptet, Ashley wolle die gut laufende Firma verkaufen, da sein Herz weit mehr an erfolgloser Malerei hinge. Dann gibt es auch noch einen faulen Bruder namens Burt, der keine Lust auf die Übernahme der Geschäfte des Unternehmens hatte und lieber in Europa Diamantenschmuggel mit Schattenmännern betreibt. Oder auch nicht, denn mehr erfährt der Hörer nicht, da Justus schon wieder abrupt auflegt.
Zurück am Schrottimperium treffen die drei ??? unvermittelt wieder auf die schon wartende Lys, die nun mit Sorge von einer Drohung am Telefon berichtet. Die drei Fragezeichen sollen sich, wie immer, aus einer Sache heraushalten. Diesmal aus jener mit den Gemälden befahl die barsche Stimme und...Moment mal, wieso eigentlich? Lys hatte doch mit Harold Bannister und Justus nur über olle Tresorgeschichten gesprochen. Wieso ruft diese komische Drohstimme, die Lys' Nummer gar nicht haben kann überhaupt bei ihr an und nicht bei den Fragezeichen höchstselbst? Angst? Ist Bannister der Mörder? "Silberhaar" Ashley ist jedenfalls aus dem Schneider, viieeeel zu vornehm. Wieso ist von mehreren Gemälden die Rede, es dreht sich die ganze Chose doch nur um eines und eben dieses wurde ordnungsgemäß verkauft? Woher konnte der drohende Anrufer wissen, wen Justus überhaupt anruft und warum brauchen die Fragezeichen so lange zurück zur Zentrale? War der klebrige Hot-Dog-Schuppen etwa in San Diego? Chaos pur. Selbst Peter bemerkt, dass eigentlich niemand von der ganzen Sache wissen könne und genau das stimmt auch. Entweder fehlt hier ein Kapitel der Vorlage oder Minniger ist kurz weggenickt. "Mit dem gelben Gemälde ist etwas oberfaul" schlussfolgert Justus elementarst messerscharf, greift erneut zum Hörer und kontaktiert Silent Cotta (hier noch ohne Sprechereinsatz) um weitere Informationen über Axel Hamilton einzuholen, bevor der Hörer den auch noch vergisst. Dieser sei 18 Jahre alt, vorbestraft und wohnt am Hafen von Ventura. Ach neee, vielen Dank für die immens wichtigen Informationen, Cotta, aber dies alles weiß man schon, da der Erzähler und Justus selbst beim ersten Aufeinandertreffen mit Axel eine Hörviertelstunde vorher groß darüber referieren. Am stinkenden Hafen selbst finden sie nur die "reizende Virginia Bloomingdale" vor, Nachbarin und Teekräuterhexe, an der der Erzähler scheinbar einen Narren gefressen hat. Obwohl er sie in höchsten Tönen lobpreist, dass sie so viel über Axel zu erzählen wüsste, sorgt sie nur für noch mehr Verwirrung: So erzählt sie nun zum dritten Mal die allseits bekannte Story vom kriminellen Axel, den sie aufeinmal Al nennt und schließt mit der Erkenntnis, dass der "alte Hamilton" einen kleinen Laden um die Ecke habe, dort aber selten sei (?), denn meistens "sitzt er in der Haiti Bar". Darauf ein Prosit der Gemütlichkeit. Es folgen einlullend exotisch-sphärische Musikspiralen, währenddessen sich der Hörer einmal mehr fragt, wer denn jetzt überhaupt gemeint war: Axel, Al oder der alte Hamilton? Mir ist bewusst, dass er in der Buchvorlage Alex heißt, aber erklär das mal dem Ersthörer..Minninger..Aufwachen! Die nächste Szene ist von der Prämisse her durchaus interessant, da sich Onkel Titus als Undercover Agent in der Begleitung von Peter in die "Security" schmuggelt.
Als "Mr. Hillary" unterhält er sich mit einem hörbar desinteressierten Ashley über Briefmarkensammlungen, Tresore und die gelben Bilder an den Wänden, während eine scheinbar überdimensionierte Standuhr den Budenzauber mit dezent aufdringlichen Ticken umrahmt.