Gates of Norvia - 3. Die Schlange und die Königin

  • Gates of Norvia - 3. Die Schlange und die Königin

    Die Welt von Norvia steht erneut am Rande des Untergangs. Ser Vygard von Elys und seine Gefährten befinden sich auf der Flucht – gehetzt, erschöpft, und ohne sichere Zuflucht. Ihr einziger Ausweg sind die tosenden Wasserfälle von Szarana, doch das Unterfangen gleicht einem Selbstmordkommando. Im Schatten der uralten Felsen lauern nicht nur die gnadenlosen Gunder-Wölfe, sondern auch finstere Mächte, die in den Nebeln von Morghast ihr Unwesen treiben. Hier herrscht der Hexenmeister über ein Reich aus Schatten, und an seiner Seite stehen Arianwyn, die Bleiche, und Angmar, der Schrecken – zwei Namen, die selbst den Mutigsten das Blut in den Adern gefrieren lassen. Gleichzeitig zieht Shevatars fahrende Komödiantentruppe durch die vom Krieg gezeichneten Lande. Ihre Mission ist ebenso waghalsig wie töricht: Mit einer frechen Aufführung wollen sie in der Hauptstadt Varethium die stolze Königin Imoen lächerlich machen – ein gefährliches Spiel mit der Macht. Doch der Preis für diese Tollkühnheit ist hoch. Auf ihrer überstürzten Flucht geraten Shevatar und ihre Mitstreiter an der alten Holzbrücke von Ullwäns Klamm in einen Hinterhalt, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Die entfesselte Wut der Goblins schlägt über ihnen zusammen wie eine Flut aus Chaos und Blut.

    Schon die ersten Minuten dieser dritten Folge entfalten eine spürbare Intensität. Der Wind pfeift über die Klippen von Szarana, Wasser tost, Metall schlägt auf Stein, und inmitten dieser tosenden Klangwelt erhebt sich die Stimme des Erzählers wie eine Fackel in der Dunkelheit. Die Welt von Norvia wirkt hier dichter, lebendiger und gefährlicher als je zuvor. Die Folge knüpft erzählerisch nahtlos an ihre Vorgänger an, vertieft die Figuren und verschiebt die Grenzen der bekannten Welt. Der Fokus liegt stärker auf der existenziellen Bedrohung – nicht nur von außen, sondern auch im Inneren der Figuren. Verrat, Loyalität und Furcht verschmelzen zu einem dichten Geflecht, das die Handlung durchzieht. Mit Die Schlange und die Königin führt Ascan von Bargen seine epische Fantasyreihe Gates of Norvia in ein Kapitel, das in seiner Düsternis und erzählerischen Dichte neue Maßstäbe setzt. Intrigen, Magie, Verrat und das Spiel der Mächte verweben sich zu einer Geschichte, die ebenso bildgewaltig wie tragisch ist. Von Bargen versteht es meisterhaft, große Konflikte mit leisen Momenten zu verbinden – und seine Figuren an den Rand ihrer Menschlichkeit zu treiben. Dabei gelingt ihm der Balanceakt zwischen erzählerischer Größe und emotionaler Intimität, zwischen Pathos und feiner psychologischer Zeichnung. Die Schlange und die Königin ist damit mehr als nur die dritte Episode einer Fantasyreihe – sie ist ein Beweis dafür, wie komplex, vielschichtig und poetisch dieses Genre im Hörspielgewand klingen kann.

    Die Inszenierung trägt das unverwechselbare Markenzeichen von HM Audiobooks – cineastisch, atmosphärisch, präzise. Regie und Produktion lassen der Geschichte Raum, ihre Dunkelheit zu entfalten. Die Erzählweise bleibt ruhig und fokussiert, doch die Spannung brodelt unter der Oberfläche wie Lava. Besonders beeindruckend ist, wie geschickt Licht und Schatten in der Klanggestaltung eingesetzt werden: leise, geisterhafte Chöre begleiten die Szenen in Morghast, während das Rauschen der Wasserfälle und das Heulen der Wölfe die Flucht von Ser Vygard fast physisch spürbar machen. Die Dialoge sind dicht und pointiert, nie überladen, und doch voll von Pathos und Tragik. Wenn Shevatars Truppe ihre Aufführung plant, weht kurzzeitig ein Hauch von Leichtigkeit durch das düstere Setting – nur um kurz darauf wieder von der Brutalität der Realität verschlungen zu werden. Diese Wechsel zwischen Hoffnung und Verzweiflung machen Die Schlange und die Königin zu einer der emotional intensivsten Episoden der Reihe.

    Mit Tim Gössler als Erzähler gelingt ein starker Einstieg: Seine Stimme führt mit klangvoller Autorität durch die düsteren Kapitel, stets mit einem Hauch von Wehmut, der perfekt zu Norvias Welt passt. Nils Weyland als Ser Vygard überzeugt mit kraftvoller, glaubwürdiger Präsenz – ein Krieger, der nicht nur kämpft, sondern zweifelt. Katharina Weyland gibt der Königin Imoen eine stolze, verletzliche Tiefe, während Ann Vielhaben als Shevatar glänzt, weil sie in ihrer Figur Mut und Zerbrechlichkeit vereint. Jörg Moorwald, Philip Bösand, Christian Rudolf und Carsten Wilhelm fügen sich harmonisch ein und verleihen der Geschichte stimmliche Vielfalt. Das Ensemble agiert geschlossen, mit Gespür für Emotion, Rhythmus und Atmosphäre – genau das, was diese Welt braucht.

    Das Sounddesign bewegt sich auf hohem Niveau. Die Geräuschkulisse ist detailreich, vielschichtig und meisterhaft in die Handlung integriert. Ob Wind, Regen, Kampf oder Magie – alles klingt organisch, nie künstlich. Die Musik bleibt episch, ohne aufdringlich zu werden, und trägt die Szenen mit weit schwingenden Melodiebögen. Besonders in den ruhigeren Momenten, wenn nur ein ferner Ton und der Atem der Figuren zu hören sind, entfaltet die Produktion ihre ganze Stärke. Die Tonqualität sorgt zudem für ein sauberes, klares Klangbild, das auch über längere Hörzeit hinweg beeindruckt.

    Das Cover zu Die Schlange und die Königin ist ein Triumph visueller Gestaltung. Dorothe Wouters hat ein Artwork geschaffen, das die ganze Kraft und Bedrohlichkeit dieser Folge in einem einzigen Bild bündelt: Ein gewaltiger Drache erhebt sich aus Flammen und Rauch, seine Schwingen schneiden durch das grünlich schimmernde Dunkel, während im Hintergrund eine apokalyptische Glut lodert. Diese Bildsprache ist nicht bloß Dekoration, sondern eine emotionale Verdichtung des Inhalts – Zerstörung, Macht, Schicksal. Das Layout ist ebenso durchdacht wie elegant, klar strukturiert, mit einer typografischen Balance, die den Blick fesselt. Schon das Artwork allein weckt Vorfreude – und spiegelt exakt den Ton der Geschichte wider.

    "Die Schlange und die Königin" ist ein düsteres, spannungsgeladenes Kapitel einer Reihe, die mit jeder Folge wächst – an Tiefe, an Atmosphäre, an erzählerischer Wucht. Ascan von Bargen gelingt es erneut, seine Welt mit Leben zu füllen: eine Welt voller Magie, Mythen und Menschlichkeit, in der Hoffnung ein seltener, aber umso kostbarer Funke ist. Die Inszenierung, die Sprecher und das Sounddesign verschmelzen zu einem Gesamterlebnis, das fesselt und bewegt. Ein Hörspiel, das zeigt, wie groß Fantasy im akustischen Raum klingen kann – kompromisslos, poetisch, gefährlich schön.

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