„The Storyteller“ – Jim Hensons Meisterwerk zwischen Märchen, Magie und Menschlichkeit

  • The Storyteller – Eine Liebeserklärung an die Magie des Erzählens

    The Storyteller ist für mich weit mehr als nur eine Fernsehserie. Es ist ein Stück Kunst, ein Flüstern aus einer anderen Zeit, ein leiser Schatz, der in einer Schublade voller lauter Medienwelten liegt – und dort umso heller strahlt. Jim Hensons märchenhafte Serie hat mich tief berührt, weil sie etwas schafft, was kaum noch gelingt: Sie nimmt sich Zeit. Zeit für Sprache, für Bilder, für Atmosphäre – und vor allem für Geschichten, die wirken dürfen.

    Wenn Geschichten am Feuer geboren werden

    Im Mittelpunkt steht ein alter Geschichtenerzähler – meisterhaft gespielt von John Hurt – der am Kamin sitzt und seinem treuen, sprechenden Hund wundersame Märchen erzählt. Es sind alte europäische Sagen, düstere Volksmärchen, keltische Legenden, in denen es nicht um moralische Lehrstücke, sondern um existenzielle Erfahrungen geht. Einsamkeit, Mut, Verlust, Liebe, Wandlung – Themen, die tief in der menschlichen Seele verwurzelt sind. Und genau deshalb haben sie mich so gepackt.

    Schon der Einstieg jeder Folge ist ein kleines Ritual: der brennende Kamin, das sanfte Licht, der ruhige Ton von Hurt. Ich fühlte mich jedes Mal eingeladen, es mir ebenfalls gemütlich zu machen, durchzuatmen – und einzutauchen.

    Puppen mit Seele – Jim Hensons Welt zum Anfassen

    Was Jim Hensons Creature Shop hier leistet, ist schlichtweg grandios. Die Mischung aus realen Schauspielern und fantastischen Kreaturen ist nie künstlich, sondern voller Leben, voller Details, voller Seele. Jede Puppe, jede Figur – ob Fabelwesen, Tier oder Mensch – wirkt handgemacht und dadurch fast greifbar. Es ist diese Haptik, die mich besonders begeistert hat: Man sieht das Fell, spürt das Holz, riecht fast den feuchten Waldboden, durch den der Igel mit menschlicher Stimme stapft.

    Ich erinnere mich an den herzlosen Riesen, an Sapsorrow, an Hans mein Igel – lauter Figuren, die in keiner anderen Serie so sensibel, so unvergesslich dargestellt werden. Die Geschichten sind oft düster, ja – aber nie kalt. Im Gegenteil: Gerade durch ihre Schatten werfen sie ein umso wärmeres Licht auf Menschlichkeit.

    Klang der Erinnerung – Musik und Sprache als Zauberfäden

    Die Musik von Rachel Portman hat mich schlicht verzaubert. Ihre Kompositionen sind zurückhaltend und dennoch durchdringend – als würde jemand in Tönen träumen. Kein überladener Score, sondern feine Streicher, sanfte Klänge, schwebende Melodien, die die Geschichten tragen, ohne sie zu bedrängen. Für mich ist das ein Paradebeispiel dafür, wie sehr Musik Atmosphäre nicht nur begleiten, sondern formen kann.

    Und dann diese Sprache! Das Drehbuch von Anthony Minghella ist eine Wohltat – keine platte Vereinfachung, sondern poetisch, klug, gefühlvoll. Viele Formulierungen habe ich mir innerlich aufgeschrieben, weil sie so schön waren. Man merkt einfach, wie viel Respekt diese Serie dem Erzählen selbst entgegenbringt.

    Märchen, die bleiben – Jede Episode ein eigenes Echo

    Was mich besonders berührt hat: Jede Folge steht für sich, aber keine verlässt mich. Fearnot, die Geschichte von einem Jungen, der lernen will, sich zu fürchten – hat mich lange beschäftigt. The Luck Child mit seinem Schicksalsmotiv, The True Bride mit ihrer Stärke, The Soldier and Death mit seinem klugen Spiel zwischen Leben und Jenseits – das sind keine "netten" Märchen. Das sind seelische Reisen.

    Gerade Sapsorrow ist ein Paradebeispiel für die Kraft dieser Serie. Wie hier ein komplexes, verstörendes Märchen so sensibel und symbolisch erzählt wird, ist meisterhaft. Diese Serie hat mir gezeigt, dass Märchen nicht banal, sondern tief, vielschichtig und oft bitter-schön sein können.

    Mythen im Labyrinth – Die düstere Schönheit der Antike

    Die Fortsetzung, The Storyteller: Greek Myths, hat mich auf eine ganz andere, aber ebenso eindrucksvolle Weise gepackt. Die Kulisse wechselt – statt Kamin nun das Labyrinth des Minotaurus. Statt Hurt tritt Michael Gambon auf, würdevoll, ruhig, eindringlich. Die Mythen von Daidalos und Ikarus, Perseus, Theseus oder Orpheus sind keine leichten Stoffe – und genau das hat mich fasziniert. Diese vier Episoden sind düsterer, tragischer, ernster – und doch durchdrungen von einer tiefen Schönheit. Es ist, als würde man alten, schwerfälligen Statuen für einen Moment beim Atmen zusehen.

    Die Szenen im Labyrinth, das Spiel mit Licht und Schatten, die melancholische Musik und die ruhige Stimme des Erzählers haben bei mir Gänsehaut ausgelöst. Diese Folgen sind weniger Märchen, mehr Tragödie – aber genau dadurch ein faszinierender Spiegel zur ursprünglichen Serie.

    Warum diese Serie mein Herz erobert hat

    The Storyteller ist für mich eine der schönsten Serien, die je produziert wurden. Nicht, weil sie laut wäre oder revolutionär – sondern weil sie in ihrer stillen, kunstvollen Weise ein Werk ist, das Respekt vor Geschichten hat. Vor Zuhörern. Vor Sprache. Vor Fantasie.

    Sie lässt Raum. Sie lässt die Zuschauer mitdenken, mitfühlen, weiterträumen. Und sie traut sich, auch Unheimliches und Trauriges zu zeigen – in einer Zeit, in der viele Formate lieber glattbügeln.

    Ich liebe diese Serie, weil sie mich daran erinnert hat, warum wir Geschichten erzählen: Um uns selbst zu erkennen. Um Trost zu finden. Um Wahrheit zu verschlüsseln und doch zu offenbaren. Jim Henson hat mit The Storyteller nicht nur Puppen bewegt, sondern Seelen berührt.

    Ein Schatz, den man bewahrt – und wieder und wieder öffnet

    Jedes Mal, wenn ich The Storyteller schaue – sei es die ursprüngliche Märchenreihe oder die griechischen Mythen –, ist es wie das Aufschlagen eines alten Buches. Staubig, geheimnisvoll, voll verborgener Magie. Und immer, wenn der Hund zu seinem Herrn sagt: "Tell me a story...", dann lächle ich – und weiß, dass ich wieder eintauchen darf in eine Welt, die mich nicht nur unterhält, sondern etwas mit mir macht.

    Eine Welt, die ich nie mehr missen möchte.

  • Hier mal der Vorspann der ersten Staffel

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    Und zur zweiten Staffel

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  • Ich habe die beiden deutschen DVD-Boxen. Mittlerweile sind sie, glaube ich, auch vergriffen und nur noch zu haarsträubenden Preisen zu bekommen.

    In der zweiten Staffel spielt Michael Gambon den Storyteller. Vierzehn Jahre später übernahm er dann die Rolle des Albus Dumbledore im dritten Harry-Potter-Film.

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