Krimi Kult Kiste 3
Drei Hörspielklassiker, drei Ermittler mit unverkennbarem Profil, drei Mal britische Krimischule der alten Schule: Die dritte Krimi Kult Kiste versammelt mit Paul Temple und der Fall Lawrence, Die Dame filmt und Heissen Dank fürs kalte Buffet ein ebenso charmantes wie spannendes Trio aus der goldenen Ära der Radio-Krimis. Jede Produktion verströmt den unverwechselbaren Duft jener Ära – als Krimis noch mit Stimme und Stimmung fesselten, nicht mit Blut und Action.
In Paul Temple und der Fall Lawrence geraten Paul und Steve Temple in ein Netz aus Verdächtigungen und dunklen Geheimnissen. Ein rätselhafter Mord, eine mysteriöse Frau mit Filmverbindung und eine Spur, die durch halb England führt – wie gewohnt mit Witz, Eleganz und einem feinen Sinn für Ironie wird dieser Krimi aus dem Jahr 1958 erzählt.
Mit Die Dame filmt ermittelt Philip Odell in einem Fall, der ihn in die Kreise der Filmbranche führt. Eine Frau verschwindet, ein Mord geschieht, und schnell wird klar: Die Kamera lügt, doch Odell bleibt hartnäckig. Die Atmosphäre ist dichter, melancholischer, dabei geprägt von Odells markantem Stil – ein klassischer Noir-Roman, akustisch inszeniert.
Heissen Dank fürs kalte Buffet bringt Paul Cox auf die Spur eines Falles, der im Gewand einer Gesellschaftssatire daherkommt. Die Feier gerät aus dem Ruder, der Gastgeber stirbt, und Cox ist mittendrin. Schlagfertig, lakonisch und mit scharfem Blick für menschliche Schwächen löst er den Fall auf seine ganz eigene Weise.
Diese dritte Staffel zeigt eindrucksvoll, warum die Produktionen der 50er und 60er Jahre ihren festen Platz in der Geschichte des deutschsprachigen Hörspiels behaupten. Die dialoggetragenen Inszenierungen, die klug komponierten Wendungen und die kultivierte Sprache bieten bis heute ein Hörvergnügen, das sich wohltuend von moderner Reizüberflutung abhebt. Diese Box ist nicht nur eine nostalgische Reise, sondern eine Begegnung mit dem handwerklichen Feingefühl vergangener Radiokunst.
Die dramaturgische Gestaltung der drei Hörspiele beweist aufs Neue, wie geschickt Spannung aufgebaut werden kann – ohne visuelle Reize, allein durch Sprache, Klang und Timing. Paul Temple und der Fall Lawrence wird getragen von der gewohnten Mischung aus kriminalistischer Neugier, Eheleben und kultivierter Konversation. Besonders der elegante Wechsel zwischen informellen Plaudereien und plötzlichen Enthüllungen ist meisterhaft ausgeführt. Die Dame filmt wirkt konzentrierter, reduzierter in der Inszenierung. Die Ermittlungen verlaufen in engeren Bahnen, die Atmosphäre ist verdichteter – fast kammerspielartig, was der düsteren Note der Geschichte gut entspricht. In Heissen Dank fürs kalte Buffet steht nicht nur der Fall, sondern das soziale Tableau im Vordergrund. Die Inszenierung unterstreicht pointiert die gesellschaftlichen Szenen, etwa bei Tischgesprächen oder in verrauchten Wohnzimmern, und schafft damit eine feine Satire im Gewand eines Krimis.
René Deltgen brilliert erneut als Paul Temple – charismatisch, charmant, mit einem Ton zwischen Leichtigkeit und Autorität. Seine stimmliche Präsenz macht Temple zur Figur, der man gern folgt – nie aufdringlich, immer glaubwürdig. An seiner Seite überzeugt Annemarie Cordes als Steve mit gewitzter Schlagfertigkeit und natürlicher Wärme. Albert C. Weiland gibt Philip Odell die nötige Dosis Ernsthaftigkeit, gepaart mit der unterschwelligen Ironie eines Beobachters, der mehr weiß, als er zeigt. Seine Stimme trägt die Geschichte mit ruhiger Kraft und gedanklicher Tiefe. Reiner Schöne interpretiert Paul Cox mit der ihm eigenen Lässigkeit. Zwischen lakonischen Kommentaren und feinsinnigen Beobachtungen entsteht ein Charakter, der mit jeder Szene sympathischer wird – souverän, humorvoll, nie überzogen.
Die technische Umsetzung ist – gemessen am Alter der Produktionen – auf beachtlich hohem Niveau. Die Restaurierung ist sorgfältig, kleine Klangverzerrungen bei Die Dame filmt und Heissen Dank fürs kalte Buffet zeugen eher von Authentizität als von Mangel. Die Geräuschkulissen sind dezent, aber präzise eingesetzt, Musik bleibt sparsam, aber wirkungsvoll – etwa bei Übergängen oder als akustische Kulisse in Szenewechseln. Insgesamt wird so eine Atmosphäre geschaffen, die fesselt, ohne zu überfrachten.
Die Verpackung folgt dem bewährten Designkonzept der Reihe: einfarbiger Hintergrund – diesmal in tiefem Blau –, zwei Silhouetten im Dialog, eine ausgestreckte Hand mit Pistole und der Schriftzug der Krimi Kult Kiste. Diese grafische Zurückhaltung wirkt edel und zeitlos. Die Einzeldigipaks sind funktional gestaltet, ein beigefügtes Booklet enthält Informationen zu Sprechern und Hintergründen. Auch hier trifft Ästhetik auf Funktion.
Die dritte Krimi Kult Kiste bestätigt eindrucksvoll, warum diese Reihe Kultstatus genießt. Drei sorgfältig inszenierte, klug geschriebene und brillant gesprochene Hörspiele laden ein zu einem Ausflug in die goldene Ära des Radio-Krimis. Besonders Paul Temple und der Fall Lawrence überzeugt durch Eleganz und Raffinesse, während Heissen Dank fürs kalte Buffet mit bissigem Humor punktet. Die Dame filmt ergänzt das Trio mit melancholischer Tiefe. Eine rundum empfehlenswerte Box – für Nostalgiker, Krimifans und Liebhaber klassischer Hörspielkunst.