Krimi Kult Kiste 5

  • Krimi Kult Kiste 5

    Drei Ermittler, drei Fälle, drei Atmosphären – und doch eint sie alle ein zeitloser Reiz: die fünfte Krimi Kult Kiste entführt in die goldene Ära des Radio-Krimis und bringt mit Paul Temple, Paul Cox und Philipp Odell drei markante Ermittlergestalten in klangvoller Manier zurück ans Ohr der Hörer:innen. Dabei ist jeder Fall ein kleines akustisches Monument – facettenreich, vielschichtig, pointiert geschrieben und mit feinem Gespür für das Genre inszeniert.

    In Paul Temple und der Fall Genf geraten Temple und seine Frau Steve in einen mysteriösen Kriminalfall rund um einen Roman, der mehr ist als nur ein Buch. In bester Temple-Manier spannt sich der Bogen von einem tödlichen Unfall über Intrigen in der Verlagswelt bis hin zu einem länderübergreifenden Netz aus Täuschung, Lüge und Mord. Der britische Gentleman-Detektiv ermittelt mit gewohntem Charme, Ironie und Scharfsinn – und liefert ein spannendes Abenteuer, das mit überraschenden Wendungen und atmosphärischer Dichte überzeugt.

    Gestatten, mein Name ist Cox – Die kleine Hexe hingegen bringt einen anderen Ton in die Sammlung: Paul Cox, der gewitzte Profi-Spieler mit Faible für schöne Frauen und gefährliche Situationen, gerät in den Bann einer mysteriösen Dame, die nicht nur seinen Alltag, sondern auch sein Herz durcheinanderbringt. Zwischen illegalen Spielsalons, falschen Identitäten und Attentaten entfaltet sich ein kurzweiliges, teils rasantes Hörspiel mit einem Held, der lieber cool bleibt als aufgibt.

    Die Dame schreibt ist schließlich ein Krimi aus der berühmten „Dame“-Reihe von Lester Powell. Privatdetektiv Philipp Odell wird in einen Fall verwickelt, der zunächst wie ein Beziehungsdrama aussieht, sich dann aber bald zu einem düsteren Mordfall mit zahlreichen Fallstricken entwickelt. Zwar verliert das Stück gegen Ende etwas an Tempo, doch gerade in den ersten beiden Dritteln entfaltet es einen scharfsinnigen Witz und überzeugt durch elegante Dialoge und psychologische Tiefe.

    Diese fünfte Ausgabe der Krimi Kult Kiste ist ein akustisches Zeitfenster in eine Ära des Kriminalhörspiels, in der Atmosphäre und Dialogkunst mehr galten als Action und Lautstärke. Es sind Produktionen, die sich Zeit nehmen – zum Atmen, zum Entwickeln, zum Lauschen. Sie erzählen mit Präzision und einem Augenzwinkern, mit ausgeklügelten Plots und einer stilvollen Mischung aus Melancholie, Eleganz und Spannung. Dass drei der größten Namen der klassischen Radio-Krimis hier versammelt sind, macht die Box zu einem besonderen Fundstück für Liebhaber des gepflegten Hörspiels.

    Der Charme dieser Produktionen liegt in ihrer Langsamkeit, in der Fähigkeit, ein dichtes Klangbild aus Dialogen und Situationen zu weben, das ohne aufdringliche Effekte oder ständige Tempowechsel auskommt. Die Regie setzt konsequent auf klassische Erzählstrukturen, spart sich moderne Spielereien zugunsten von klarer Dramaturgie und starken Figuren. Besonders in „Paul Temple“ wird durch raffinierte Szenenwechsel und klug gesetzte Andeutungen eine Sogwirkung erzeugt, die über Stunden hinweg trägt. Bei Paul Cox schwingt stets ein Hauch ironischer Distanziertheit mit, während „Die Dame schreibt“ durch ein psychologisch dichtes Grundmotiv auffällt. Die Inszenierungen stammen aus den Archiven des WDR, BR und SR – man merkt ihnen an, dass sie mit Herzblut produziert wurden. Keine Spur von Routine – stattdessen präzise Dramaturgie und liebevolle Detailarbeit. Die Regien nehmen die Figuren ernst, selbst in augenzwinkernden Momenten – das macht sie glaubwürdig und nahbar.

    Mit René Deltgen als Paul Temple, Arno Assmann als Paul Cox und Albert C. Weiland als Philipp Odell sind drei charismatische Stimmen zu hören, die den Hörspielen ihren jeweiligen Ton geben. Deltgen überzeugt mit Noblesse und einer Stimme, die immer zugleich charmant und wachsam klingt. Assmann gibt dem Paul Cox etwas Lässiges, fast Schelmisches – ohne ihn je zur Karikatur verkommen zu lassen. Weiland wiederum hat als Odell eine direkte, energische Präsenz, die durch Brigitte Dryander als Heather kongenial ergänzt wird. Auch in den Nebenrollen glänzen alte Rundfunkgrößen wie Elisabeth Linhardt, Franz Josef Steffens und Brigitte Dryander. Ihre Figuren leben nicht nur vom gesprochenen Wort, sondern von der Haltung, vom feinen Unterton, vom rhythmischen Spiel. Es ist eine Freude, diesen Stimmen zuzuhören, wie sie Figuren mit wenigen Worten Tiefe geben – elegant, präzise, mit Persönlichkeit.

    Die technische Umsetzung ist durchweg hochwertig, auch wenn die Produktionen in verschiedenen Jahrzehnten und bei unterschiedlichen Sendern entstanden sind. Ein gemeinsamer Nenner: Klarheit in der Tonführung, sparsame, aber effektive Geräuschkulissen, fein abgestimmte Klangräume. Musik wird nur punktuell eingesetzt – wenn, dann pointiert. Oft genügt eine Tür, ein entferntes Telefon, ein Flüstern – um mehr Spannung zu erzeugen als jeder orchestrale Bombast. Die Abmischung ist zurückhaltend und dient ganz der Geschichte. Das gibt den Stimmen Raum – und lässt den Hörer ganz in die Welt eintauchen.

    Das Design folgt der bewährten Silhouetten-Ästhetik der Serie. Auch hier wieder: Zwei Männer im Profil, Zigarre, Hut, Revolver. Doch was vordergründig schlicht wirkt, ist eine Reminiszenz an die Plakatkunst vergangener Jahrzehnte – reduziert, klar, zeitlos. Der orange Farbton wirkt warm und zugleich retro-modern, die Typografie erinnert an alte Kinomotive. Jede CD-Hülle zeigt eine kleine Variation des Motivs, das Booklet liefert zu jedem Fall zusätzliche Informationen. Die äußere Schlichtheit steht im spannenden Kontrast zum inhaltlichen Reichtum – und genau das ist Teil der Wirkung.

    Die fünfte Krimi Kult Kiste ist ein eleganter Beleg dafür, dass Spannung kein Tempo braucht, wenn Erzählkunst, Atmosphäre und Charaktere stimmen. Drei Klassiker, drei Stilrichtungen – von charmant bis hintergründig – versammelt in einer Box, die sowohl nostalgisch als auch zeitlos wirkt. Für Liebhaber klassischer Krimiunterhaltung mit sprachlicher Finesse, langsamer Dramaturgie und charismatischen Hauptfiguren ist diese Ausgabe ein echter Schatz. Wer Paul Temple, Paul Cox oder Philipp Odell liebt – oder kennenlernen will –, findet hier alles, was den Reiz des alten Radio-Krimis ausmacht. Ein vergnüglich-intelligenter Hörgenuss auf hohem Niveau.

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