Krimi Kult Kiste 7
Diese siebte Box der beliebten Krimi Kult Kiste vereint drei Perlen des Radiokrimis aus den Archiven des Bayerischen und Saarländischen Rundfunks:
In „Neues von Dickie Dick Dickens“ sitzt der berüchtigte Chicagoer Gangster ausnahmsweise unschuldig im Gefängnis – wegen Bigamie! Doch Dickie wäre nicht Dickie, wenn er sich nicht auch daraus auf seine ganz eigene Art befreien könnte. In 13 amüsant-vertrackten Folgen bekommt der Hörer das volle Maß an augenzwinkernder Unterwelt-Satire – mit Carl Heinz Schroth in Höchstform.
„Die vielgeliebte Dame“ führt den Hörer in ein medizinisches Forschungslabor, in dem mysteriöse Todesfälle geschehen. Privatdetektiv Philip Odell und seine smarte Partnerin Heather McMara ermitteln verdeckt. Ein verschollen geglaubter Klassiker aus dem Jahr 1964, der nun endlich zugänglich gemacht wurde.
„Die Dame ist leichtfertig“ wiederum beginnt harmlos mit der Suche nach einem verschwundenen Fotomodell – doch rasch geraten Philip und Heather in einen Fall voller Schmuggel, Verrat und tödlicher Gefahr. Ein Fall mit internationalen Verwicklungen – und jeder Menge Wortwitz.
Die Krimi Kult Kiste 7 gehört zu jenen Hörspiel-Sammlungen, die nicht nur nostalgischen Reiz versprühen, sondern in ihrer erzählerischen Qualität und schauspielerischen Klasse auch heute noch voll überzeugen. Während „Dickie Dick Dickens“ vor allem mit satirischem Humor und überzeichneter Gaunerromantik punktet, zeigen die beiden „Dame“-Hörspiele eine ganz andere Seite des Radio-Krimis: britisch angehaucht, mit scharfem Witz, cleverer Dramaturgie und spannungsgeladenen Plots. Dass alle drei Produktionen aus unterschiedlichen Jahrzehnten stammen – 1959, 1964 und 1971 –, merkt man kaum: Der Erzählfluss, die Dialoge und der Wortwitz wirken erstaunlich zeitlos.
Die Inszenierung variiert je nach Ursprung der Produktion, doch eines haben alle drei Hörspiele gemeinsam: Sie legen großen Wert auf Sprache, Figurenzeichnung und Atmosphäre. „Dickie Dick Dickens“ lebt vom Erzählerduo und den oft bewusst absurden Übertreibungen – ein Hörspiel, das sich selbst nie ganz ernst nimmt, aber darin umso liebenswerter ist. Die beiden „Dame“-Stücke hingegen inszenieren klassische Kriminalfälle mit dramaturgischem Feingefühl, ruhigem Spannungsaufbau und einem spürbaren Gespür für Tempo und Wendepunkte. Vor allem „Die vielgeliebte Dame“ punktet mit subtil aufgebauter Spannung und intelligenter Figurenführung, während „Die Dame ist leichtfertig“ mehr auf Humor und überraschende Schauplatzwechsel setzt. Die dramaturgischen Kurven der Storys sind elegant gestaltet, die Übergänge zwischen Szenen fließend und rhythmisch geschickt.
Die Sprecherleistungen sind – wie bei Produktionen dieser Ära fast durchweg – brillant. Carl Heinz Schroth brilliert in „Dickie Dick Dickens“ als titelgebender Halunke, unterstützt von einem bis in die Nebenrollen hervorragend besetzten Ensemble. Die „Dame“-Hörspiele überzeugen mit Brigitte Dryander als kluger Heather McMara und Albert C. Weiland als charmanter Philip Odell. Ihr Zusammenspiel ist locker, pointiert und getragen von jener Mischung aus Understatement und Cleverness, die an klassische Radio-Detektivduos erinnert. Die Dialoge sind spritzig, glaubhaft und mit feiner Ironie gewürzt.
Trotz ihres Alters klingen alle drei Produktionen erstaunlich frisch. Die Tonqualität der BR- und SR-Produktionen ist durchweg gut bis sehr gut, gelegentliche Bandspuren oder kleine Artefakte sind kaum wahrnehmbar. Die Musik – mal jazzig, mal dramatisch – stammt aus der Feder namhafter Komponisten der Radioära und passt stilistisch perfekt zu den jeweiligen Krimis. Die Geräuschkulissen sind dezent, aber wirkungsvoll – besonders bei den Dame-Fällen fällt die gezielte Untermalung auf, die Szenen akustisch pointiert rahmt. Die CD-Aufteilung ist angenehm, die Kapitelübersicht im Booklet hilfreich.
Das Cover in kontrastierendem Grün und Schwarz zitiert klassisch das Film-Noir-Genre: Zwei Männer im Scherenschnitt, einer mit Hut und Pfeife, der andere mit Zigarette – ein stilvolles Spiel mit Klischees, das zum Inhalt der Box hervorragend passt. Der Titelzug „Krimi Kult Kiste“ hebt sich schwungvoll hervor und erinnert an legendäre Fernsehreihen wie die „Straßenfeger“. Eine gelungene visuelle Hommage an das goldene Zeitalter des Radiokrimis.
Die Krimi Kult Kiste 7 ist ein akustischer Schatz für alle Freunde intelligenter, dialoggetriebener Krimiunterhaltung mit Retro-Charme. Wer nostalgische Radiokunst, feine Sprecherleistungen und eine gute Portion britisch geprägter Krimispannung zu schätzen weiß, kommt hier voll auf seine Kosten. Dass mit „Die vielgeliebte Dame“ sogar ein lange als verschollen geltender Fall erstmals auf CD vorliegt, macht diese Box umso wertvoller. Ein Hörvergnügen, das in keinem Regal von Krimifreunden fehlen sollte.