Gestatten, mein Name ist Cox – Heißen Dank fürs kalte Büffet
Ein Abend unter Fremden, ein Gläschen zu viel – und schon ist Paul Cox wieder mittendrin in einem neuen Mordfall. Als mehrere Personen nach einem Empfang an rätselhaften Herzattacken sterben, hat der Lebemann und Gelegenheitsdetektiv einmal mehr alle Mühe, seinen eigenen Namen reinzuwaschen. Denn alle Opfer hatten etwas gemeinsam: Sie standen mit dem reichen Textilunternehmer Antoine Lefèvre in Verbindung – und sie waren allesamt mit Cox ins Gespräch gekommen. Einem Verdacht kaum entkommen könnend, beginnt Cox selbst zu ermitteln – mit Thomas Richardson an seiner Seite und Inspektor Carter im Nacken. Doch der Weg zur Wahrheit führt über ein tödliches Buffet, dubiose Erbansprüche und eine Reihe gut gehüteter Geheimnisse.
Mit Heißen Dank fürs kalte Büffet bringt der Bayerische Rundfunk 1969 eine neue Folge der beliebten Krimireihe auf Sendung – und sie gehört zu jenen Episoden, die sich durch ein besonders dichtes Figurenkabinett, einen geschickten dramaturgischen Aufbau und einige köstlich amüsante Szenen auszeichnen. Schon die erste Szene – Cox, der ahnungslos zur Party erscheint – zieht den Hörer in eine feinsinnig geschriebene, gefährlich funkelnde Geschichte. Dass sich der Fall dabei zunehmend verzweigt, ist nicht nur spannungsfördernd, sondern typisch für die Handschrift der Beckers: Was leicht beginnt, gewinnt mit jeder Minute an Tiefe.
Die Regie von Heinz-Günter Stamm hält das Tempo klug austariert. Zwischen stilvoller Partyatmosphäre, nervenaufreibenden Verhören und eleganter Ermittlungsarbeit entfaltet sich ein Hörspiel mit sehr feiner Klinge. Besonders auffällig: Die Übergänge zwischen Szene und Szene sind hervorragend gesetzt, wodurch eine beinahe filmische Dynamik entsteht. Auch der Humor kommt nicht zu kurz – subtil eingestreut und stets mit britischer Note serviert. Die Dialoge sind voller Esprit, die Figurenzeichnung präzise. Dass Cox erneut in eine Geschichte voller Täuschungen und trügerischer Höflichkeiten gerät, wird hier mit liebevoller Spannung erzählt.
Günther Ungeheuer übernimmt als Paul Cox die Hauptrolle und gibt der Figur mit leicht schnoddrigem, dennoch charmantem Tonfall eine eigene Farbe. Peter Pasetti glänzt wie gewohnt als Thomas Richardson – sachlich, scharfsinnig, und mit jenem angenehm trockenen Witz, den man aus der Reihe kennt. Paul Verhoeven als Antoine Lefèvre und Paul Dahlke als Inspektor Carter bringen zusätzliche Klasse ins Spiel. Auch die Nebenrollen sind exquisit besetzt: Karin Hübner, Gerd Baltus, Herbert Fleischmann und viele andere bringen eine große Bandbreite ein – von schlitzohrig bis bitterernst. Es ist diese exquisite Mischung, die der Reihe immer wieder ihre besondere Tiefe verleiht.
Die Musik von Konrad Elfers rahmt das Geschehen stilvoll und feinfühlig ein. Die Themen sind dezent gehalten, wirken aber an den richtigen Stellen bedrohlich oder augenzwinkernd. Die Geräuschkulisse ist für eine Produktion der 60er Jahre bemerkenswert differenziert: Innenräume, Gesprächsatmosphären und Spannungsmomente werden akustisch sauber voneinander abgegrenzt. Kleine Schwankungen in der Tonqualität – etwa bei Außenszenen – lassen sich angesichts des Produktionsalters verschmerzen.
Das Cover der Hörverlags-Ausgabe orientiert sich am klassischen Retro-Stil der Reihe: schwarzer Hintergrund, markanter Titelschriftzug, ein dezentes Krimielement – in diesem Fall ein stilisiertes Büffet mit Giftglas. Die Gestaltung bleibt der Linie treu und fügt sich optisch gut ins Gesamtbild der Serie ein.
Ein weiteres Krimi-Juwel aus der Feder von Rolf und Alexandra Becker. Heißen Dank fürs kalte Büffet überzeugt mit starker Besetzung, eleganter Dramaturgie und jener unverwechselbaren Mischung aus Spannung und britischem Humor, die Gestatten, mein Name ist Cox zu einem Klassiker des Radiokrimis gemacht hat. Wer Cox liebt, wird auch diesen Fall mit Vergnügen genießen.