Der kleine Prinz (HR 1951)

  • Der kleine Prinz (HR 1951)

    Ein Pilot stürzt in der Wüste ab – dort begegnet ihm ein ungewöhnlicher Junge: Der kleine Prinz. Er stammt von einem winzigen Planeten und erzählt von seiner Reise durch das Universum, auf der er den Eitlen, den Geschäftsmann, den Laternenanzünder, den Geographen und den Trinker trifft – allesamt Spiegelbilder einer entzauberten Erwachsenenwelt. Am Ende lernt der Prinz vom Fuchs, was es bedeutet, zu lieben – und welche Verantwortung darin liegt. Eine zarte Parabel über Freundschaft, Verlust und das Wesentliche, das für die Augen unsichtbar ist.

    Diese Bearbeitung des Hessischen Rundfunks aus dem Jahr 1951 gehört zu den ältesten deutschsprachigen Hörspieladaptionen von Saint-Exupérys Weltklassiker. In einem Jahrzehnt der Erneuerung nach Krieg und Zerstörung trifft die Geschichte des kleinen Prinzen mitten ins Herz: Ihre feine Melancholie, ihr Appell an Menschlichkeit und ihr poetischer Blick auf die Welt wirken in der Radiobearbeitung besonders eindrucksvoll. Die Inszenierung bleibt der leisen, schwebenden Atmosphäre des Buches treu und verströmt jene zeitlose Wärme, die das Original weltberühmt gemacht hat.

    Regisseur Rudolf Rieth gelingt eine schlichte, dafür aber umso eindringlichere Umsetzung. Auf große akustische Effekte wird weitgehend verzichtet – stattdessen liegt der Fokus auf den Dialogen und der inneren Bewegung der Figuren. Die Szenenwechsel von Planet zu Planet wirken fließend und fast traumwandlerisch. Der Ton ist nicht sentimental, sondern zurückhaltend kontemplativ. Die Poesie des Originals bleibt dabei erhalten, ohne überfrachtet zu werden. Die stärksten Momente sind jene stillen, in denen der kleine Prinz Fragen stellt, auf die es keine leichten Antworten gibt. Gerade in diesen Augenblicken entfaltet das Hörspiel seine ganze Kraft.

    Heinz Stoewer verleiht dem Erzähler eine warme, leicht melancholische Stimme – ruhig, reflektiert, getragen. Ruth Hellberg als Rose besitzt genau die Mischung aus Zartheit und Eigensinn, die die Figur braucht. Martin Held als Fuchs liefert eine eindrucksvolle, weise Interpretation, voller Ruhe und Tiefgang. Die übrigen Stimmen – u.a. Gudrun Gewecke, Fritz Saalfeld und Georg Bahmann – gestalten die skurrilen Planetenbewohner mit feiner Ironie und zeichnen liebevolle Karikaturen menschlicher Eitelkeit und Verlorenheit. In Summe entsteht ein sprecherisch stimmiges und harmonisches Ensemble.

    Für eine Produktion aus dem Jahr 1951 ist die technische Umsetzung beachtlich. Die Tonqualität ist erstaunlich klar. Musik und Geräusche sind sparsam, aber sorgfältig gewählt – oft nur ein Hauch von Wind, ein leiser Ton, der den Übergang zwischen den Sphären markiert. Heinz Schröters Kompositionen unterstreichen die poetische Stimmung, ohne je aufdringlich zu wirken. Besonders berührend sind die Passagen mit dem Fuchs – das Spiel mit Wiederholungen und Pausen verleiht diesen Szenen eine meditative Wirkung.

    Das Cover von Der kleine Prinz ist liebevoll und kindgerecht gestaltet. Vor nachtblauem Sternenhimmel leuchtet der Titel in gelber Handschrift, mit einem Stern als i-Punkt – charmant und verspielt. Die Illustration ist schlicht, aber stimmungsvoll – passend zur poetischen Melancholie der Vorlage. Ein warmes, nostalgisches Bild, das den Ton des Hörspiels gut einfängt.

    Dieses Hörspiel ist ein zeitloser Schatz: Der kleine Prinz in der Bearbeitung des Hessischen Rundfunks ist eine leise, nachdenkliche, tief berührende Hommage an Saint-Exupérys Erzählung. Wer sich für klassische Hörspielkunst interessiert, findet hier einen wunderbaren Einstieg – kindlich einfach in der Sprache, philosophisch in der Tiefe. Auch nach über 70 Jahren hat diese Inszenierung nichts von ihrer Magie verloren. Ein Hören mit dem Herzen – wie es der kleine Prinz selbst gelehrt hat.

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