Perry Rhodan - 12. Der Unsterbliche

  • Perry Rhodan - 12. Der Unsterbliche

    Wenn das Ende der Reise zugleich ein Anfang ist: Der Mensch begegnet dem Ewigen.

    Perry Rhodan und seine Begleiter erreichen endlich ihr Ziel: Wanderer, den geheimnisvollen Planeten im Zentrum der Milchstraße, auf dem sich das Wesen ES befindet – ein Superintelligenz, uralt und allwissend. Doch was sie dort erwartet, übertrifft ihre Vorstellungskraft. In einer überdimensionalen Welt voller Illusionen, telepathischer Prüfungen und metaphysischer Rätsel müssen sie beweisen, dass die Menschheit reif ist für einen Platz im größeren kosmischen Gefüge. Die Begegnung mit ES wird alles verändern – nicht nur Perry Rhodan selbst.

    Mit der zwölften Folge erreicht die Europa-Adaption von Perry Rhodan einen entscheidenden Wendepunkt. „Der Unsterbliche“ ist weit mehr als ein klassisches Abenteuer im All – es ist eine philosophische Reise ins Innere des Seins. Die Geschichte verlagert sich vom äußeren Konflikt ins metaphysische Zentrum der Serie. H. G. Francis gelingt es, das schwer Greifbare in greifbare Szenen zu überführen: ES, eine körperlose Entität mit gottgleichen Fähigkeiten, tritt als Prüfstein und Offenbarer auf – und die Menschen als Suchende. Diese Episode wirkt in ihrer Erzählhaltung ruhiger, fast kontemplativ, aber gerade dadurch von besonderer Dichte. Die Konfrontation mit der Unsterblichkeit ist keine Heldentat – sondern ein Verstehen, ein Erkennen.

    Die Folge entwickelt sich wie eine mystische Initiation: Die CREST-Crew erreicht Wanderer und wird dort in eine Welt aus Trugbildern, Illusionen und symbolischen Prüfungen versetzt. Der dramaturgische Aufbau erinnert eher an ein Kammerspiel als an ein klassisches Raumfahrtabenteuer – ein erzählerisches Vexierbild, bei dem sich Realität und Vision überlagern. Rhodan, Bull und Thora begegnen seltsamen Manifestationen, darunter dem Homunk, der als Bote von ES fungiert. Besonders eindrucksvoll ist die Sequenz mit den „Revolverhelden“, in der das Hörspiel mit einem fast surrealistischen Einschlag arbeitet – eine westartige Traumebene, die mit Perry Rhodans eigenen Erinnerungen spielt. Die Intonation von ES, seine Prüfung der menschlichen Psyche, sein Angebot und seine Warnung – all das erzeugt ein transzendentes Spannungsfeld, das die Folge vom üblichen Muster löst. Diese Inszenierung verlangt vom Hörer Konzentration, belohnt ihn jedoch mit einem Höhepunkt der Reihe, der inhaltlich wie stilistisch herausragt.

    Uwe Friedrichsen als Perry Rhodan meistert die zurückgenommene, aber innere Spannung der Figur mit einer fast meditativen Ruhe. In seinen Dialogen mit ES liegt eine Ernsthaftigkeit, die weit über die übliche Actionhaltung hinausgeht. Rolf Jülich als Reginald Bull liefert erneut das menschlichste Gegengewicht – er bleibt erdverbunden, auch wenn die Szenerie überirdisch wird. Judy Winter als Thora überzeugt mit kühler Intelligenz, besonders in Momenten, in denen Rationalität an ihre Grenzen stößt. Besonders hervorzuheben ist Eric Vaessen als ES – seine Stimme changiert zwischen Distanziertheit und milder Überlegenheit, was der Rolle eine glaubhafte Gravitas verleiht. Auch der Homunk, gesprochen von Mario Malter, ist beunruhigend ruhig und gleichzeitig gespenstisch allwissend. In den Nebenrollen glänzen Andreas von der Meden, Rüdiger Schulzki und Peter Kirchberger mit feiner Zeichnung.

    Die Klangkulisse dieser Folge ist zurückhaltender, aber deutlich vielschichtiger als in anderen Episoden. Die Geräusche auf Wanderer sind abstrakt gehalten: vibrierende Flächen, Echoeffekte, sich überlagernde Stimmen – ein akustisches Spiel mit Identität und Raum. Besonders die Szene in der „intotronischen Verbindung“ überzeugt durch ihre psychedelische Tonspur, die mit sphärischen Klängen, rückwärts laufenden Sequenzen und pulsierenden Bässen arbeitet. Die Musik bleibt orchestral, allerdings stärker in Moll gehalten, oft minimalistisch, fast sakral. Besonders gelungen ist der Übergang von Stille zu Klang – als ES erscheint, erklingt eine langsame, anschwellende Melodie, die sich mit einem Laut aus Licht zu verbinden scheint. Europa zeigt hier, dass das Studio auch experimentelle Ansätze meisterhaft umsetzen kann.

    Das Titelbild dieser Folge ist wie ein Fenster in ein größeres Universum. Im Vordergrund Perry Rhodan mit ernstem, fast fragendem Blick – hinter ihm ein Szenario aus Raumstationen, Sonneneruptionen und fremden Monden. Das Gesicht des Unsterblichen spiegelt Erkenntnis, aber auch Belastung. Die Farbgebung in Rot und Blau unterstreicht die Spannung zwischen Zerstörung und Erkenntnis. Der zentrale Energiestrahl, der sich durch das Bild zieht, symbolisiert die Verbindung zwischen Menschen und ES – zwischen dem Endlichen und dem Ewigen.

    „Der Unsterbliche“ ist ein Höhepunkt der Europa-Serie. Diese zwölfte Folge wagt den Sprung ins Spirituelle, ohne sich im Abstrakten zu verlieren. Die Begegnung mit ES markiert nicht nur einen erzählerischen Meilenstein, sondern auch einen inneren Wandel für Rhodan und seine Gefährten – das Ende einer Reise, das gleichzeitig der Beginn einer neuen Ära ist. Selten war das Perryversum so nachdenklich, so leise – und so groß.

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