Captain Future: Der Triumph - 4. Eine erstaunliche Verkörperung
Ein neuer Trick des Lebensherrn bringt Captain Future und seine Crew an ihre Grenzen: Mithilfe einer Erfindung kann der gefährliche Gegenspieler seine Spuren verwischen – denn niemand weiß mehr sicher, ob er gerade mit einem echten Menschen spricht oder mit einem Wesen, das unter Einfluss seines Lebensextrakts steht. Gerade dieser Faktor sorgt für eine unheimliche Verunsicherung, als Future und sein Team in eine perfide Falle gelockt werden. Die Bedrohung ist diesmal nicht laut und gewaltsam, sondern hintergründig, schleichend – und gerade dadurch besonders unheilvoll. Wer ist echt? Wer spielt ein falsches Spiel? Und was ist die wahre Agenda des Lebensherrn?
In dieser Episode gelingt es der Reihe besonders gut, psychologische Spannung aufzubauen. Während die bisherigen Folgen stark auf Szenerien, fremde Welten oder Actionmomente setzten, steht hier Misstrauen im Mittelpunkt. Das Hörspiel arbeitet mit Andeutungen, untergräbt Erwartungen und nutzt geschickt die Unsicherheit aller Figuren als dramaturgischen Motor. Die Handlung gewinnt dabei an Tiefe – auch weil die Identität des Antagonisten nicht nur mysteriös bleibt, sondern nun systematisch als Bedrohung aufgebaut wird.
Die Folge beginnt mit einem erzählerisch dichten Einstieg, der schnell in eine atmosphärisch geladene Handlung übergeht. Besonders gelungen ist die Mischung aus klassischen Sci-Fi-Elementen – etwa futuristische Labore, technische Illusionen – und zwischenmenschlicher Spannung. Die Dialoge funktionieren deutlich besser als in manchen Vorgängerfolgen, auch wenn die Erzählstimme wieder sehr präsent ist. Hier wirkt sie allerdings nicht störend, sondern verleiht der Folge eine gewisse literarische Tiefe. Das Wechselspiel zwischen Beschreibung, innerem Konflikt und äußeren Handlungen ist deutlich besser ausbalanciert.
Jochen Schröder als Simon Wright bringt wie gewohnt eine ruhige, kluge Tonlage ein, die die wissenschaftliche Seite der Figur glaubhaft unterstreicht. Seine Präsenz ist dezent, aber unverkennbar. Marie Bierstedt gibt Joan Landor ein emotionales Profil, das auch in ruhigeren Szenen tragfähig bleibt. Besonders in dramatischen Momenten überzeugt sie mit intensiver Stimmführung. Torsten Sense als Renfrew Keene sorgt für Energie und eine gewisse Direktheit – eine gelungene Besetzung, die seine Figur markant und lebendig erscheinen lässt. Ergänzt wird das Ensemble von Helmut Krauss als souveräner Erzähler sowie Tommi Piper und Robert Missler, die erneut mit stimmlicher Vielfalt und guter Präsenz punkten.
Die akustische Gestaltung bringt dieses Mal deutlich mehr Klangfarbe ins Spiel: Das Laborsetting, die leise bedrohlichen Effekte und die klar platzierten musikalischen Übergänge fügen sich zu einem sehr harmonischen Soundbild. Es wird nicht überladen, aber eben auch nicht zu spartanisch. Besonders gelungen ist der Einsatz der klassischen Captain-Future-Motive, die punktuell eingespielt werden und sofort für nostalgische Wiedererkennung sorgen.
Das Cover von Folge 4 ist stilistisch wieder sehr nahe an den Vorgängern. Im Fokus steht das goldene „F“, das als Symbol für die gesamte Reihe dient. Der Hintergrund zeigt ein futuristisches Labor in kaltem Blaugrün – ein Hinweis auf die technische, manipulative Seite dieser Episode. Die Lichtstimmung wirkt kühl, fast steril – passend zur Thematik von Täuschung und künstlicher Verkörperung. Das Design trifft exakt den Ton der Folge: modern, geheimnisvoll und leicht bedrohlich.
„Eine erstaunliche Verkörperung“ ist ein atmosphärisch dichtes und erzählerisch überzeugendes Kapitel in der Reihe „Der Triumph“. Mit einem packenden dramaturgischen Aufbau, gelungenen Sprecherleistungen und gut abgestimmter akustischer Gestaltung gelingt eine der bisher besten Episoden. Besonders die psychologische Spannung hebt diese Folge positiv hervor. Wer mit der Reihe vertraut ist, wird diese Entwicklung schätzen – und wer neu einsteigt, bekommt eine Episode mit starkem Spannungsbogen und dramaturgischem Feingefühl geboten.
VÖ: 23. September 2022
Label: Maritim
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