Captain Future: Der Triumph - 5. Im Pilzwald
Die Jagd nach der Quelle des Lebens führt Captain Future und seine Futuremen in einen fremdartigen Pilzwald – ein Ort, an dem fluoreszierende Pilze, moosbedeckte Riesenstämme und pulsierende Vegetation nicht nur die Sinne verwirren, sondern auch Gefahren verbergen. Während der Lebensherr seiner perfiden Vision Schritt für Schritt näherkommt, suchen Future, Otto und Ezella verzweifelt nach Hinweisen, die sie ihm zuvorkommen lassen könnten. Doch nicht nur der Lebensraum selbst stellt sich ihnen in den Weg – auch innere Zweifel und zusehends fragmentierte Gruppenharmonie erschweren das Vorankommen. Die Episode wirft ein neues Licht auf die Gegenspieler, deutet Hintergründe an – bleibt jedoch erzählerisch etwas zurückhaltender als die vorherigen Teile.
Mit Folge 5 tritt die Reihe in eine Phase der Verlangsamung ein – was inhaltlich durchaus Sinn ergibt, verliert jedoch etwas an narrativer Schärfe. Während vorherige Episoden mit futuristischen Ideen und hoher Erzählspannung punkteten, liegt der Reiz hier stärker im Atmosphärischen. Der Pilzwald ist weniger Bühne für spektakuläre Action, sondern vielmehr eine Umgebung, die durch Unheimlichkeit und Ruhe Spannung erzeugt. Das kann beeindrucken – oder für manche Hörer zu ruhig erscheinen.
Die Erzählweise bleibt eine inszenierte Lesung, mit allen Vor- und Nachteilen. Die Einbindung von Dialogen in den erzählerischen Fluss wirkt stellenweise stockend, wenn Sprecherwechsel durch beschreibende Zwischensätze gebremst werden. Gerade bei Szenen mit Konfliktpotenzial oder Tempo wünscht man sich mehr direkte Rede und fließende Dialogstrukturen. Dennoch entfaltet der Wald seine eigene Kraft – die langsame, beinahe hypnotische Schilderung wirkt stimmig zur Szenerie und lässt Zeit, sich visuell einzufühlen. Besonders die Erkundung der „Kammern“ im Inneren des Waldes bringt ein gewisses Staunen zurück.
Helmut Krauss trägt die Episode mit seiner prägnanten Stimme. Als Erzähler ist er unaufgeregt, dabei souverän, klar und leicht unheimlich – eine Kombination, die in diesen stilleren Momenten sehr gut funktioniert. Tommi Piper als Otto bringt wieder Energie ins Spiel und verleiht dem kybernetischen Begleiter seine charmante, beinahe sarkastische Note. Klaus Dittmann als Ezella Garnie hat in dieser Folge zwar etwas weniger Spielraum, bleibt aber präsent. Auch Marie Bierstedt, Torsten Sense und Robert Missler setzen wieder präzise Akzente – wobei keiner der Charaktere dieses Mal wirklich tiefer entwickelt wird.
Die akustische Gestaltung orientiert sich am Stil der vorherigen Folgen: spärliche Effekte, dezente Musik, dafür klare Sprachverständlichkeit. Die Sounds der „TV-Klassik“ sind wohldosiert und sorgen für nostalgische Wiedererkennung, wenn Übergänge markiert oder Spannungsmomente unterstrichen werden. Der Pilzwald selbst hätte akustisch mehr Eigenleben vertragen – Rascheln, Tropfen, Surren. Die Entscheidung für Minimalismus nimmt der Atmosphäre ein wenig Potenzial, verleiht ihr aber auch eine gewisse Ernsthaftigkeit.
Das Artwork ist liebevoll gestaltet: Glühende Pilze in neongrün und ein schwebendes goldenes „F“ vor düsterem Waldboden – das Motiv ist ikonisch und vermittelt klassische Space-Fantasy mit einem Hauch Retro. Es ruft sofort die Ästhetik der alten Captain-Future-Zeichentrickserie wach und passt hervorragend zum Inhalt. Die Gestaltung weckt Neugier, ohne plakativ zu sein, und bleibt stilistisch im Serienrahmen.
Im Pilzwald ist atmosphärisch dicht, aber erzählerisch etwas verhaltener als die vier vorangegangenen Folgen. Die Episode punktet mit einer ungewöhnlichen Szenerie, feinen Stimmen und dem bekannten Klanguniversum – verliert aber an Tempo und inhaltlicher Dynamik. Wer sich auf die ruhigeren Töne der Reihe einlässt, wird mit dichten Bildern und geheimnisvoller Welt belohnt. Für Fans der Reihe ein wichtiger Mosaikstein – für Neulinge hingegen keine Einstiegsfolge. Die übergreifende Handlung schreitet solide voran, wenn auch mit leiseren Schritten.
VÖ: 7. Oktober 2022
Label: Maritim
Bestellnummer: 9783962824266