Mord ist ihr Leben - 11. Blandeau Royale
Hollywood, Glamour, Filmkulisse – doch hinter dem Glanz lauert Gefahr. Bestsellerautorin Carmen Portland begleitet die Verfilmung eines ihrer Romane und wird Zeugin eines mysteriösen Unfalls: Gleich bei der ersten Actionszene kommt es zu einer schweren Verletzung der Hauptdarstellerin. Zufall? Carmen glaubt nicht daran. Während das Set brodelt, tauchen immer mehr Ungereimtheiten auf – von verletztem Stolz bis zu professioneller Eifersucht. Gemeinsam mit einem ungewöhnlichen neuen Partner nimmt Carmen die Ermittlungen auf. Doch die Schatten Hollywoods sind tief und die Kulissen bröckeln schneller, als ihr lieb ist…
Mit der elften Folge wagt sich die Reihe Mord ist ihr Leben in neue Gefilde – wortwörtlich. Das klassische Ermittlungsumfeld wird verlassen, und die Geschichte spielt diesmal mitten in der grellen Welt der Traumfabrik. Das bietet Raum für herrlich überzeichnete Figuren, filmreife Intrigen und eine Erzählweise, die auf ironische Weise mit Hollywood-Klischees spielt, sie aber gleichzeitig ernst nimmt. Und mittendrin: Carmen Portland, gewohnt scharfsinnig, mit trockenem Humor und einem ausgeprägten Sinn für zwischenmenschliche Abgründe.
Erik Albrodts Drehbuch nimmt die Hörer mit hinter die Kulissen einer Filmproduktion, voller Spannungen, Machtspiele, Selbstdarsteller und verletzter Eitelkeiten. Doch hinter dem humorvollen Augenzwinkern steckt ein ernstzunehmender Kriminalfall, bei dem Sabotage, Manipulation und Geltungssucht eine explosive Mischung ergeben. Die Handlung lebt von einem beständigen Wechsel aus Spannung, Undercover-Ermittlungen und pointierten Dialogen – hervorragend ergänzt durch ein Erzähltempo, das auch ohne klassische Ermittlerkulisse packend bleibt.
Katja Brügger als Carmen Portland ist einmal mehr das Herzstück der Folge – resolut, wach, ironisch. Yvonne Greitzke als Sophia Grant sorgt für emotionale Erdung. Florian Hoffmann als Scott Blandeau hat in dieser Folge nicht nur filmischen Glanz, sondern auch Tiefe, während Thomas Balou Martin (Walter Grant) eine neue dynamische Figur ins Spiel bringt. Uve Teschner als Wade Peters und Christina Ann Zalamea als Shiva Regal verleihen der Hollywoodwelt das nötige Pathos – überzogen, aber glaubhaft. Besonders hörenswert ist Engelbert von Nordhausen (Frank), der mit markanter Stimme Hollywood-Flair im besten Sinne liefert. Das Ensemble wirkt stimmlich stimmig, präzise geführt und mit hörbarem Spaß am Spiel.
Sounddesign und Schnitt von Erik Albrodt sorgen für eine rundum gelungene Produktion: die Mischung aus Set-Geräuschen, Pressetrubel, Filmkulissen-Atmosphäre und Musik bildet ein vibrierendes akustisches Netz. Die Musik von Alexander Schiborr, ergänzt von Michael Donner und Konrad Dornfels, erzeugt eine gelungene Balance zwischen dramatisch und cineastisch. Besonders hervorzuheben ist die Szene des nächtlichen Studioeinsatzes – eine akustisch fein geschichtete Sequenz, die eine dichte Spannung aufbaut.
Alexander von Wiedings Design wirkt wie ein explodierendes Filmplakat: eine Silhouette im Flammenmeer – drastisch, auffällig, fast pop-artig. Die orange-schwarze Farbwahl lässt die Bedrohung spürbar werden, ohne den Humor der Serie auszuklammern. Die optische Umsetzung passt damit perfekt zur überdrehten, filmreifen Stimmung der Folge.
Blandeau Royale ist eine der zugänglichsten und gleichzeitig ungewöhnlichsten Folgen der Reihe. Die Kombination aus Hollywood-Setting, satirischem Unterton und handfestem Kriminalfall funktioniert überraschend gut. Die Charaktere sind lebendig, das Tempo hoch, der Humor bissig. Carmen Portland ist angekommen – nicht nur in Hollywood, sondern als feste Ermittlerin in der gehobenen Hörspielkrimiklasse. Ein charmanter, kluger Ausflug ins filmische Metagenre – unterhaltsam, intelligent und vor allem: ganz großes Hörspielkino.