Caine - 1. Das Amulett von Kyan’Kor

  • Caine - 1. Das Amulett von Kyan’Kor

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    Steven Caine ist ein eiskalter Auftragskiller – doch sein Leben endet nicht auf dem elektrischen Stuhl, wie es vorgesehen war. Eine fremde Macht, uralt und verborgen, reißt ihn in ein neues Schicksal. Die Kyan’tor, eine außerirdische, im Verborgenen agierende Rasse, machen ihn zum Träger des Penumbra-Amuletts. Dieses Objekt enthält den Geist eines ihrer mächtigsten und grausamsten Krieger. Von nun an soll Caine im Kampf gegen die Aganoi, die ebenso finsteren Gegenspieler der Kyan’tor, eine zentrale Rolle einnehmen. Doch die Kräfte, die das Amulett verleiht, fordern ihren Preis. Und nicht nur die Aganoi, sondern auch andere Gruppen wie die Colin-Drake-Bruderschaft mischen in diesem Krieg um die Kontrolle über die Menschheit mit. Für Caine beginnt ein blutiger, innerlich zermürbender Pfad zwischen Überleben, Macht und Wahnsinn.

    Mit Caine startete Lausch im Januar 2006 ein düsteres, kompromissloses Action-Fantasy-Hörspiel, das sich deutlich vom Mainstream abhob. Die erste Folge „Das Amulett von Kyan’Kor“ zieht den Hörer von Beginn an in einen Strudel aus Gewalt, Mythologie und psychologischer Düsternis. Regie, Skript und Produktion stammen von Günter Merlau – einem Namen, der für ambitioniertes Erzählen mit einem Hang zur Überwältigung steht.

    Diese erste Episode ist nicht nur der Auftakt zu einer Serie – sie ist ein Frontalangriff auf die Hörgewohnheiten. Die Geschichte beginnt direkt in der Todeszelle und entfaltet sich ohne Rücksicht auf Verschnaufpausen. Die Handlung springt zwischen Dimensionsportalen, geheimen Bruderschaften und inneren Dämonen, dabei jedoch nie ins Chaos. Stattdessen baut sich eine unheimlich dichte Atmosphäre auf, in der sich pulpige Fantasy mit der Kälte eines Psychothrillers vermischt. Gewalt wird nicht geschönt, sondern in ihrer Konsequenz gezeigt. Die Dynamik ist rasant, die Dialoge sind scharf und eindringlich, die psychologische Entwicklung von Caine wird bereits hier angelegt – subtil und bedrohlich zugleich.

    Torsten Michaelis als Steven Caine ist eine Idealbesetzung. Seine markante, raue Stimme verleiht der Figur eine innere Zerrissenheit, die perfekt zur düsteren Transformation passt. Lutz Riedel, Peter Groeger, Kaspar Eichel und Frank Hildebrandt bilden eine hochkarätige Besetzung, die jeder Figur eine spürbare Präsenz gibt. Selbst Nebenrollen wie Günter Merlau als Art Jeffries oder Klaus Sonnenschein als Torkaan sind markant besetzt – die Stimmenwelt dieses Hörspiels wirkt dicht, lebendig und bedrohlich zugleich.

    Lausch liefert mit Caine eine aufwändige Soundproduktion ab: Die Musik ist modern, treibend und düster – irgendwo zwischen Industrial, Orchester und elektronischem Score. Die Geräuschkulisse ist cineastisch, an vielen Stellen filmreif, und erschafft regelrecht Bilder im Kopf. Wenn Dimensionsportale aufreißen, Waffen donnern oder der Geist des Amuletts in Caines Psyche bricht, ist das hörbar eine technische Meisterleistung – mit Druck, Raum und Atmosphäre.

    Die Gestaltung des Covers setzt die Tonalität visuell fort: Rot-weiße Strahlen, ein schwarzer Silhouettenmann mit Schusswaffe – plakativ, stilisiert, hart. Es erinnert an Sin City oder Tarantino und ist dabei trotzdem eigenständig genug, um neugierig zu machen. Der Eindruck passt: Hier kommt keine gefällige Fantasy, sondern ein Urban-Mystery-Drama mit Kanten.

    Das Amulett von Kyan’Kor ist ein kraftvoller Einstieg in eine der ambitioniertesten Hörspielserien der 2000er. Es mischt düstere Mythologie mit harter Action und psychologischer Tiefe. Nichts ist weichgespült, nichts ist versöhnlich – und genau das macht den Reiz aus. Wer auf der Suche nach einem Hörspiel jenseits vertrauter Klischees ist, sollte diesem Auftakt eine Chance geben. Ein düsterer, kompromissloser Trip, der noch lange nachhallt.

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