Gestatten, Piefke - 7. Der Satan von Spandau
Walter Piefke ermittelt wieder – und diesmal wird es besonders düster: In Berlin tauchen Leichenteile auf, die Polizei tappt im Dunkeln. Zeitgleich eröffnet eine mysteriöse Klinik in Spandau, die angeblich medizinische Wunder vollbringt. Piefke und sein Bruder Hermann wittern einen Zusammenhang und schleusen sich unabhängig voneinander verdeckt in das Sanatorium ein. An ihrer Seite: die entschlossene Reporterin Anna Wagner, die nicht nur journalistisches Gespür, sondern auch Mut beweist. Doch der Täter, der in Berlin sein Unwesen treibt, beobachtet sie längst – und schreckt auch vor Mord nicht zurück …
Zwei Jahre mussten die Fans der Berliner Krimiserie „Gestatten, Piefke“ auf die Fortsetzung warten. Mit Der Satan von Spandau startet nun die zweite Staffel – und sie beginnt mit einem Paukenschlag. Schon der Titel klingt nach düsterer Großstadtmythologie, nach Legenden, Wahnsinn und Wahnsinnigen. Und genau das bekommt man: eine fein ausbalancierte Mischung aus Lokalkrimi, klassischem Detektivstoff und fast expressionistischer Großstadtatmosphäre. Der historische Kontext schwingt dabei stets mit – nie plakativ, aber immer spürbar. Diese siebte Folge ist sowohl ein idealer Einstieg für neue Hörer als auch ein stimmungsvoller, in sich geschlossener Neustart für Fans der ersten sechs Folgen.
Das Drehbuch von Silke Walter setzt auf eine klare Dramaturgie: langsames Aufbauen, gezieltes Andeuten, pointiertes Eskalieren. Die Handlung entfaltet sich wie ein gutes Theaterstück – mit starkem ersten Akt, dichtem Mittelteil und einem überraschenden Finale, das Raum für weitere Entwicklungen lässt. Die Erzählweise bleibt dabei stets geerdet und nah an den Figuren. Besonders gelungen ist die Einbettung des Sanatoriums als Zentrum der Spannung – ein Ort, der zwischen Heilung und Horror oszilliert. Auch die Dialoge wirken realistisch, mit Berliner Lokalkolorit und feinem Wortwitz. Die akustische Gestaltung versetzt den Hörer mitten hinein ins West-Berlin der Nachkriegszeit: Kopfsteinpflaster, ratternde Straßenbahnen, Schritte in dunklen Gassen – es ist ein Berlin, das nicht postkartentauglich, aber faszinierend ist. Der Spannungsbogen wird durch gezielt eingesetzte Musik und gut getimte Szenenwechsel aufrechterhalten – ein echter Krimi, aber im besten Sinne altmodisch erzählt.
Oliver Stritzel glänzt erneut als Walter Piefke – lakonisch, klug, aber auch verletzlich. Seine Stimme trägt die Geschichte mit einer Mischung aus Härte und Menschlichkeit. Till Hagen als Erzähler ist ein Gewinn: ruhig, eindringlich und mit jenem Maß an Distanz, das Raum für eigene Bilder lässt. Sina Zadra als Anna Wagner bringt Frische und Energie ein – ihre Figur ist nicht bloß Sidekick, sondern auf Augenhöhe mit Piefke. Dietmar Wunder, Christian Rudolf, Klaus-Dieter Klebsch und Reent Reins runden das Ensemble ab – durchweg hochklassige Besetzungen, die selbst kleinere Rollen lebendig wirken lassen. Ihre Stimmen geben dem Berlin dieser Serie Kontur, Tiefe und Charakter. Es ist das Zusammenspiel dieser erfahrenen Sprecher, das die Atmosphäre so überzeugend trägt.
Die Produktion ist auf hohem Niveau: Die Soundkulisse ist reich an Details, ohne jemals überladen zu wirken. Besonders in den Klinik-Szenen gelingt eine unheimliche Dichte – man hört das Tropfen, das metallene Echo, das Flüstern hinter Türen. Die Musik bleibt dezent, aber effektiv eingesetzt: bedrohlich, wenn nötig, zurückhaltend, wenn Worte wirken sollen. Die Abmischung sorgt für ein ausgewogenes Klangbild – ideal für Kopfhörer, aber auch bei Raumwiedergabe atmosphärisch dicht. Die Produktion wirkt durch und durch professionell, aber eben auch mit dem Herz für klassische Hörspielkunst gemacht.
Das Cover zeigt einen rot eingefärbten Umriss von Berlin mit einer Teufelsgestalt im Inneren – teuflische Hörner, gezackte Linien, bedrohlich in Szene gesetzt. Das Bild wirkt fast wie eine Mischung aus Zeitungsausschnitt und dämonischer Karikatur – genau passend für den Titel Der Satan von Spandau. Der serientypische Schriftzug „Gestatten, Piefke“ bleibt dominant und stilprägend. Die grafische Gestaltung ist reduziert, aber effektiv – sie signalisiert sofort: Hier geht es nicht um schnellen Schock, sondern um klassische, beklemmende Spannung. Ein starkes Serienmotiv mit Wiedererkennungswert.
Der Satan von Spandau ist ein starker Auftakt zur zweiten Staffel von „Gestatten, Piefke“. Das Hörspiel punktet mit dichter Atmosphäre, intelligenter Story, feiner Figurenzeichnung und exzellenter Sprecherleistung. Wer klassische Krimis mit Berlin-Flair, echter Spannung und menschlicher Tiefe sucht, wird hier bestens bedient. Diese siebte Folge zeigt: Der Charme und die Qualität der Serie sind ungebrochen. Und sie macht Lust auf mehr – auf die Fortsetzung, auf dunkle Gassen, flackerndes Licht und neue Fälle für Walter Piefke.