Bibi Blocksberg - 3. Die Zauberlimonade (Retro-Vinyl-Edition)
Ein ganz normaler Tag – bis Boris Blocksberg auf seinem Fahrrad beinahe von einem Auto überfahren wird. Für Bibi ist der Schuldige schnell gefunden: der Bürgermeister von Neustadt. Der hatte nämlich schon vor zwei Jahren sichere Radwege versprochen – und nichts ist passiert. Bibis Wut ist groß, und so schnappt sie sich heimlich das alte Hexenbuch ihrer Mutter. Ihr Plan? Eine gehörige Lektion für den Bürgermeister! Unterstützt von ihrem Bruder Boris und dem geheimnisvollen Rezept für eine „Zauberlimonade“, entfesselt sie eine Kette von zauberhaften Ereignissen, an deren Ende der Bürgermeister grün im Gesicht ist – im wahrsten Sinne des Wortes. Doch die Situation droht zu kippen, als Ärzte, Polizei und Stadtverwaltung eingeschaltet werden …
In der dritten Folge zeigt sich Bibi Blocksberg von ihrer kämpferischen Seite. Elfie Donnelly legt hier mit viel Charme den Finger auf ein sehr reales Problem: leere Versprechen von Politikern und der Frust darüber, dass sich für Kinder oft wenig bewegt. Dass Bibi darauf mit Zauberei reagiert, ist typisch für die Serie – aber hier erstmals auch mit deutlicherem Konfliktpotential. Die Folge markiert einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Figur: Die Magie wird nicht mehr nur für kleine Späße eingesetzt, sondern für Gerechtigkeit – wenn auch mit kindlichem Übermut. Die Vinyl-Neuauflage bewahrt diesen frühen Serienklassiker in seiner ursprünglichen Form und lässt das unverkennbare 80er-Jahre-Flair wieder lebendig werden.
Die Dramaturgie dieser Folge ist zielgerichteter als in den Vorgängern. Die Geschichte beginnt mit einem Schreckmoment, entwickelt sich rasant weiter und kulminiert in einem amüsanten Chaos, das allerdings nie ins Alberne kippt. Das Zusammenspiel zwischen dem Hexenspaß und der politischen Kritik wird sehr fein austariert. Besonders die Szenen mit dem Bürgermeister, der sich durch die Limonade buchstäblich verwandelt, sind herrlich pointiert und dennoch gespickt mit feinem sozialem Kommentar. Die Nebenhandlungen – etwa mit Ärzten, Passanten und Bibis Eltern – sind nicht bloß Beiwerk, sondern tragen zur glaubwürdigen Welt von Neustadt bei. Der Spannungsbogen bleibt dabei stets erhalten: Schafft Bibi es, ihre Eskapade noch rechtzeitig zu bereinigen?
Eine Besonderheit dieser Folge ist die kurze Umbesetzung der Hauptrolle: Statt Susanna Bonaséwicz spricht hier Katja Nottke die Bibi – temperamentvoll, rotzfrech, energisch. Auch wenn ihre Interpretation weniger verspielt und dafür etwas direkter ist, verleiht sie der Figur eine eigene Dynamik, die gut zum kämpferischen Thema dieser Episode passt. Frank Schaff als Boris hat seinen wohl prägnantesten Auftritt der Serie – präsent, hilfsbereit, glaubwürdig. Hallgard Bruckhaus und Guido Weber sind als Bibis Eltern wie immer eine gelungene Mischung aus Verständnis und Verzweiflung. Heinz Giese als Bürgermeister trifft den Ton des überforderten, eitlen Politikers auf den Punkt. Tobias Pagel als Professor Dr. Dr. Julius von Hopfenreud ist ein wahres Sprechvergnügen – seine überzeichnete Art passt wunderbar zur surrealen Wirkung der Zauberlimonade. Gisela Fritsch, Joachim Pukaß und Norbert Gescher runden das hochkarätige Ensemble ab, während Ulli Herzog als Erzähler wie gewohnt souverän durch die Handlung führt.
Die Klanggestaltung ist typisch für frühe 80er-KIDDINX-Produktionen: klar, unaufdringlich, mit gut platzierten Geräuschen. Das Zischen der Limonade, das Brummen von Autos, der Trubel in der Arztpraxis – alles wird sparsam, aber effektiv eingesetzt. Die Musik stammt aus dem damaligen Standard-Repertoire und wirkt fröhlich und verspielt. Das Titellied ist in der Originalversion enthalten – ein kleines Stück Audiozeitgeschichte, das sofort für nostalgische Gänsehaut sorgt. Auf Vinyl entfaltet die Folge ihren vollen Charme: warm, weich, mit dem leichten Rauschen, das viele mit Geborgenheit und Kindheit verbinden.
Das Cover ist ein farbenfroher Blickfang: Bibi mit Besen und Limonadenglas, daneben der Bürgermeister mit grünem Gesicht und übergroßer Nase – eine Szene, die genau den Ton der Geschichte trifft: überdreht, aber mit einem Augenzwinkern. Die Gestaltung bleibt im Retro-Stil der ersten Folgen – mit leuchtendem Pink, gelbem Stern und dem bekannten „Original aus den 80ern“-Siegel. Man sieht sofort: Diese Folge ist ein Klassiker – und die Vinylfassung bringt das auf den Punkt.
„Die Zauberlimonade“ ist ein frühes Highlight der Serie, das Witz, Magie und Gesellschaftskritik auf clevere Weise verbindet. Die Geschichte ist temporeich, pointiert und mutet fast wie ein Kinderkrimi mit politischen Untertönen an – kindgerecht und gleichzeitig relevant. Die kurzfristige Umbesetzung der Hauptrolle macht die Folge zusätzlich besonders. Als Vinyl-Ausgabe ist sie nicht nur ein nostalgisches Hörerlebnis, sondern auch ein Stück Hörspielgeschichte. Wer Bibi in ihrer rebellischen Frühform kennenlernen oder wiederentdecken möchte, bekommt hier eine prickelnde Mischung aus Limonade, Zauberei und 80er-Jahre-Hörgefühl – einfach erfrischend!