John Sinclair: Tonstudio Braun - 26. Mein Todesurteil 3/3

  • John Sinclair: Tonstudio Braun - 26. Mein Todesurteil 3/3

    Der Showdown im Reich der Fariacs steht bevor. John Sinclair, Suko, Ilona Marek und ihre Verbündeten haben sich durch Blut, Gruft und Schatten gekämpft – doch das grausame Spiel des Vampirgeschlechts ist noch nicht vorbei. Graf Fariac sammelt seine letzten Kräfte, seine vampirische Familie tritt zur tödlichen Versammlung an. In einem unterirdischen Gerichtshof soll über John das endgültige Urteil gefällt werden. Es ist sein Todesurteil – gesprochen von Blutsaugern, deren Durst nach Macht längst jede Menschlichkeit ausgelöscht hat. Doch das Blatt wendet sich, als Karel Marek zum Pflock greift …

    Mit „Mein Todesurteil“ findet der atmosphärisch dichte Dreiteiler um die Vampir-Dynastie Fariac seinen dramatischen Abschluss. Was als geheimnisvolles Märchen an der Lorelei begann, endet hier in einem dunklen Vampirtribunal, das zwischen Folterkammer, Gerichtssaal und Ritualstätte changiert. Die Folge bringt alles mit, was klassische Sinclair-Hörer an der Braun-Ära lieben: Pathos, Horror, Kampfgeist – und einen Helden, der bis zur letzten Minute nicht aufgibt. Die Grenzen zwischen Grusel und Theater, zwischen Trash und Tragödie verschwimmen dabei auf wunderbar unterhaltsame Weise.

    Erwin Scherschels Regie erreicht hier einen inszenatorischen Höhepunkt der frühen Braun-Jahre. Die Spannung wird über 55 Minuten konsequent gehalten. Besonders das Vampirgericht – in düsterer Akustik, mit hallenden Stimmen, gehässigem Gelächter und einem fast kultartigen Szenenaufbau – erzeugt echtes Kopfkino. Der Sound bleibt dabei reduziert, aber gezielt eingesetzt. Während John und seine Freunde um ihr Leben kämpfen, wird das Hörspiel zu einem akustischen Kammerspiel mit Symbolkraft: Gut gegen Böse, Mensch gegen Unmensch, Wille gegen Blutdurst. Die Rückkehr von Jane Collins, das finale Duell mit Gordon und Graf Fariac, der Moment des Pflocks – alles folgt einer konsequenten Dramaturgie. Und doch bleibt Raum für innere Momente: Ilonas Wut, Karels Zögern, Johns Verbissenheit – es wird nicht nur gekämpft, sondern auch gefühlt.

    Helmut Winkelmann bleibt der ruhende Pol: sein John ist nie laut, aber stets präsent, selbst im Angesicht des eigenen Todes. Peter Niemeyer als Suko bleibt besonnen, Nina Danzeisen bringt Shao als mysteriöse Kraft ein, und Aart Veder als Bill Conolly sorgt für Erdung. Besonders hervorzuheben: Christian Reiner, dessen Karel Marek zwischen Rache, Schmerz und Mut pendelt – seine letzte Konfrontation mit dem Vampir ist ein schauspielerischer Höhepunkt. Gisbert Rüschkamp gibt dem Grafen Fariac endgültig dämonische Tiefe, während Margit Wolff als Jane Collins wieder souverän, frech und unerschrocken klingt. Und natürlich Marianne Mosa: ihre Erzählerstimme bleibt der Herzschlag dieser düsteren Geschichte.

    Die Soundgestaltung ist zurückhaltend, aber punktgenau. Das unterirdische Vampirtribunal klingt bedrohlich, der entscheidende Pflockstoß fast körperlich spürbar. Peter Seidels Musik untermalt die Handlung mit unheilvollen Motiven, die sich langsam steigern – besonders im Finale wirken Musik und Handlung wie aus einem Guss. Die Tonqualität ist klar und für Braun-Verhältnisse besonders gut ausgesteuert – ohne zu viel Nachhall, aber mit dem typischen „rauen“ Charme.

    Das Cover ist ikonisch: ein gefesselter John Sinclair liegt auf einem steinernen Tisch, umgeben von einem Halbkreis blasser Vampirgestalten, während Graf Fariac den Pflock erhebt – bereit zum Urteil. Die Szene ist überzeichnet, dramatisch, düster – aber genau das trifft die Atmosphäre der Folge. Der grüne Rahmen, der gelbe Titel, das „Original Braun“-Siegel – alles erinnert an die großen Tage des Seriengrusels. Wer dieses Cover sieht, weiß: Hier wird das Böse nicht geflüstert – es wird gefeiert.

    „Mein Todesurteil“ ist ein würdiger Abschluss einer der besten klassischen Sinclair-Trilogien. Es verbindet harten Grusel mit charismatischen Figuren, dramatische Spannung mit unheimlicher Symbolik. Die Folge ist ein echtes Kleinod für Freunde der 80er-Jahre-Hörspielkunst – düster, packend, voller Stil und Trash in genau der richtigen Mischung. Wer mit John Sinclair ins Reich der Vampire reist, wird hier nicht enttäuscht. Ein echtes Hörspiel-Duell auf Leben und Untod – bis zur letzten Minute.

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