John Sinclair: Tonstudio Braun - 25. Schreie in der Horror-Gruft 2/3

  • John Sinclair: Tonstudio Braun - 25. Schreie in der Horror-Gruft 2/3

    Die düstere Reise in das Reich des Vampirfürsten geht weiter – und wird noch gnadenloser. Während der junge Karel Marek am Tod seines Vaters zerbricht, geraten John Sinclair und seine Gefährten immer tiefer in das Netz aus Flüchen, alten Familiengeheimnissen und untoten Schrecken. In den Katakomben unter dem Schloss der Fariacs lauern nicht nur jahrhundertealte Vampire, sondern auch finstere Rituale und ein grausames Erbe, das weit über das Diesseits hinausweist. Die Schreie in der Horror-Gruft sind keine Legende – sie sind echt. Und sie verkünden das Erwachen des Bösen …

    Mit Folge 25 erreicht der Dreiteiler um Graf Fariac seinen finsteren Höhepunkt. Die Geschichte ist dichter, unbarmherziger und weitaus blutiger als der Auftakt – ein typischer Mittelteil, der nicht auf Auflösung, sondern auf Eskalation setzt. Das Tonstudio Braun liefert hier ein atmosphärisch düsteres Hörspiel ab, das sich ganz auf seine Stärken verlässt: pulpiger Schrecken, harsche Dialoge, und eine Handlung, in der der Tod nie weit ist. Der Vampirmythos wird dabei mit klassischem Gothic-Horror, Folklore und reißerischer Action vermischt – in bester Sinclair-Manier.

    Erwin Scherschel treibt die Handlung temporeich voran, wechselt dabei immer wieder zwischen brutalen Angriffsszenen, beklemmender Friedhofsromantik und bedrohlich stillen Momenten der Vorbereitung. Die Szene in der titelgebenden Gruft ist ein akustischer Höhepunkt: dumpfe Echos, angedeutetes Wimmern, kalte Steintreppen – alles wirkt greifbar. Zugleich bleibt Raum für Figurenentwicklung: Karel Mareks emotionaler Zusammenbruch, Ilonas zunehmende Entschlossenheit, John Sinclairs kühles Kalkül – das Hörspiel geht über bloße Effekte hinaus und schafft echte Gruselspannung mit Herzschlag. Zudem werden Nebenhandlungen gesponnen, die später in der Serie noch Bedeutung gewinnen – etwa durch das Auftreten von Will Mallmann und Shao, die erstmals als Randfiguren auf die Bühne treten. Dadurch entsteht ein Netzwerk aus Handlungsfäden, das den Kosmos der Serie merklich erweitert.

    Helmut Winkelmann bleibt ein verlässlicher John Sinclair – sachlich, mutig, mit rauem Unterton. Peter Niemeyer als Suko ergänzt ihn diesmal mit mehr Präsenz, was der Dynamik guttut. Bill Conolly (Aart Veder) bringt journalistische Neugier und Freundestreue ins Spiel. Besonders intensiv: Christian Reiner als Karel Marek – sein emotionaler Zusammenbruch wird eindrucksvoll hörbar. Gisbert Rüschkamp gibt einen aristokratisch-kalten Graf Fariac, während Christiane Pauli als Gräfin in der Stimme mehr Gift versprüht als so mancher Vampir mit seinen Zähnen. Die Erzählerin Marianne Mosa verleiht der düsteren Geschichte ihren strukturellen Halt – ruhig, aber eindringlich.

    Auch in Folge 25 setzt das Tonstudio Braun auf direkte Klanggestaltung mit einfachen, aber wirkungsvollen Mitteln. Die Gruftgeräusche, Schüsse, Kettengerassel und Flügelschläge sind effektvoll und charmant handgemacht. Peter Seidels Musik arbeitet mit wiederkehrenden Themen, schafft mal einen bedrohlichen Untergrund, mal einen dramatischen Akzent. Die Tonabmischung ist klar, die Übergänge flüssig – vor allem im Zusammenspiel von Musik und Erzählertext gelingt eine stimmige, fast filmische Atmosphäre.

    Das Cover zeigt einen Vampir, der aus einem Sarkophag emporsteigt – umgeben von Grabkreuzen, gotischen Mauern und scharfem Schlagschatten. Es ist ein Bild wie aus einem alten Hammer-Horrorfilm: dramatisch, düster, übertrieben. Die Farbgebung – ein kräftiges Türkisgrün als Umrandung, gelber Schriftzug – bleibt dem klassischen Sinclair-Stil treu. Der „Original Braun“-Stempel auf der rechten Seite signalisiert: Hier bekommt man authentischen Grusel aus der Frühzeit der Serie.

    „Schreie in der Horror-Gruft“ ist ein starker Mittelteil mit wuchtiger Gruselatmosphäre, schaurigen Schauplätzen und gut geschriebenen Dialogen. Die Handlung zieht an, die Figuren gewinnen an Tiefe, und der Horror wird dichter – ohne in Klamauk oder Übertreibung abzugleiten. Die Folge beweist einmal mehr, warum die frühen Braun-Sinclair-Hörspiele Kultstatus genießen: weil sie mit wenig Mitteln eine dichte Welt erschaffen, in der das Böse nicht weit entfernt ist – sondern vielleicht schon in der nächsten Gruft wartet.

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