Horror Tales - 4. Beutetiere

  • Horror Tales – Folge 4: Beutetiere

    Mitch und Rhonda sind auf einem scheinbar einfachen Roadtrip: Sie transportieren ein geerbtes, fahrbares Haus durch die flirrende Hitze des amerikanischen Südwestens. Doch auf dem endlosen Highway werden sie nicht nur von der Sonne verfolgt – ein unheimlicher Schatten liegt auf ihrer Strecke. Ein Unfall zwingt sie zur Pause, doch Hilfe scheint unerreichbar. Was sie nicht wissen: Der wahre Herrscher dieser kargen Landschaft hat sie längst als Beute ins Visier genommen – und seine Jagd hat begonnen.

    Beutetiere ist staubig, drückend und gnadenlos – ein Wüstenalbtraum, der klassische Creature-Features mit moderner Horrordatmosphäre verwebt. Die vierte Folge der Horror Tales-Reihe macht keine Gefangenen. Markus Duschek liefert ein skrupellos klares Drehbuch, das kaum Zeit zum Durchatmen lässt und dabei eine ebenso faszinierende wie unbarmherzige Welt aufspannt. Was als Truckermärchen beginnt, endet in einer tödlichen Jagd – und das mit einem Monster, das sich weit vom Üblichen abhebt.

    Die Geschichte spielt fast ausschließlich in der flimmernden Weite der Wüste – ein Schauplatz, der durch Geräusche, Sprache und musikalische Zwischentöne greifbar wird. Der Spannungsaufbau ist gradlinig, aber effektiv: Erst das beklemmende Gefühl des Verfolgtwerdens, dann der Unfall, die Isolation, das langsame, unvermeidliche Näherkommen der Bedrohung. Das eigentliche Grauen liegt nicht in wilden Angriffen, sondern in der bedrückenden Ausweglosigkeit – und in der Vorstellung, dass irgendwo da draußen etwas wartet, das sich nicht aufhalten lässt. Der Titel Beutetiere ist kein Zufall: Man spürt in jeder Minute, wie Mitch und Rhonda von Gejagten zu Gezeichneten werden.

    Steffen Groth als Mitch Sanderson ist markant und präsent – eine starke Figur, deren anfängliche Gelassenheit langsam in nackte Panik übergeht. Katja Liebing gibt Rhonda mit Nachdruck und Nuance eine glaubwürdige emotionale Tiefe. Marion Musiol als Sabrina Long bringt eine kühle, später beunruhigende Note in die Geschichte. Und Michael-Che Koch spricht Dust Hawk mit einer düsteren Intensität, die sofort Gänsehaut auslöst. Auch Thomas Piper, Simon Böer, Robin Brosch, Ozan Ünal, Sascha von Zambelly und Patrick Steiner ergänzen das Ensemble klanglich wie charakterlich kraftvoll und authentisch. Keine Nebenrolle bleibt farblos – jede Stimme erzählt mit.

    Das Sounddesign von Tom Steinbrecher ist einmal mehr überragend. Die Wüstengeräusche – trockenes Flirren, krächzende Krähen, das entfernte Knirschen von Gestein – erzeugen eine flirrende Hitze im Kopf. Wenn das Monster sich nähert, verändert sich der gesamte akustische Raum – als würde sich der Horizont verengen. Die Musik von Michael Donner und Konrad Dornfels unterstreicht diesen Effekt: düstere Bassflächen, flirrende Dissonanzen, druckvolle Akzente in den Höhepunkten. Die technische Umsetzung macht Beutetiere zu einem intensiven, fast körperlich spürbaren Hörerlebnis.

    Alexander von Wiedings Cover ist ein Blickfang: Eine riesige, alptraumhafte Kreatur mit gesträubtem Federkleid und aufgerissenem Maul schwebt über einem Fabrikgebäude auf glutrotem Fels. Die Farbwahl – glühend, aggressiv, expressiv – passt perfekt zur brutalen Wucht der Geschichte. Der Look ist modern, zugleich nostalgisch im Stil alter Horrorbuchcover – und damit ein ästhetischer Volltreffer.

    Beutetiere ist staubiger, heißer und brutaler Horror, der seine Kraft aus Atmosphäre, Inszenierung und psychologischem Druck bezieht. Eine Geschichte, die sich langsam in die Magengrube schraubt, mit starkem Sprecherensemble, packender Musik und akustischer Wucht. Wer Horror Tales bereits mochte, wird diese Folge lieben – wer bisher gezögert hat, sollte genau hier beginnen. Dies ist Horror, wie er sein soll: intensiv, suggestiv, gnadenlos.

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