Lupin Legends - 5. Der Zirkel der blauen Stunde
Das Collier „Silbertränen“ ist mehr als ein wertvolles Schmuckstück – das weiß Arsène Lupin spätestens nach den Enthüllungen der letzten Folge. In Der Zirkel der blauen Stunde offenbart sich ein neuer Spieler im Hintergrund, der Lupin zur Zusammenarbeit einlädt. Doch der Kreis jener, die ihre eigenen Interessen verfolgen, wird dichter. Zwischen Staat, Kirche und Unterwelt entfaltet sich ein Netz aus Verschwörungen, das gefährlicher wird als jeder Einbruch.
Mit dieser fünften Folge erreicht die Serie eine neue narrative Reife. Die Actionszenen weichen mehr und mehr komplexen Dialogen, geheimnisvollen Allianzen und ideologischen Fronten. Der Zirkel der blauen Stunde klingt dabei wie ein Titel aus einem französischen Noir-Roman – und genauso fühlt sich das Hörspiel auch an: stilvoll, düster, mit Andeutungen und Eleganz statt vordergründiger Dramatik.
Der dramaturgische Fokus verschiebt sich: Statt linearer Krimi- oder Abenteuerhandlung tritt ein Puzzle aus Motiven, Vermächtnissen und ideologischen Zielen. Das bringt Tiefe, verlangt aber auch mehr Aufmerksamkeit. Paul Burghardt versteht es, Spannung nicht nur durch Handlung, sondern durch Atmosphäre zu erzeugen – was gelingt, weil die Serie sich Zeit nimmt für Intrigen und Hintergründe. Der titelgebende Zirkel bleibt dabei angenehm nebulös, was die Faszination steigert. Besonders gelungen ist die Balance zwischen historischen Elementen und fiktivem Überbau. Die Verknüpfung von Kirche, Geheimorden und staatlicher Kontrolle erinnert an Verschwörungsliteratur à la Der Name der Rose, bleibt aber immer stilistisch im Serienkosmos verankert.
Paul Burghardt bleibt als Lupin das ruhende Zentrum – charmant, wach, immer mit einem Hauch von Melancholie. Marius Clarén als Moriarty bringt eine elegante Intelligenz ins Spiel, ohne in das Klischee des Superschurken zu verfallen. Robin Brosch als Richelieu bleibt bedrohlich ruhig – eine Stimme, die Macht ausstrahlt. Marion Musiol als Justine Ganimard überzeugt auch diesmal mit kontrollierter Emotion und Wachsamkeit. Besonders erwähnenswert: Dagmar Bittner als Julienne bringt Wärme und Tiefe in die Szenen, in denen sie auftaucht.
Das Sounddesign bleibt ein Genuss: subtil, präzise und hochwertig. Besonders auffällig ist die auditive Gestaltung des Zirkels selbst – Stimmen, Hall, klangliche Perspektivwechsel erzeugen eine geheimnisvolle, fast rituelle Atmosphäre. Die Musik passt sich flexibel an, schmiegt sich an die Szenen an, statt sie zu dominieren.
Ein erneut stilvolles Motiv: Lupin im roten Sessel, entspannt, aber wachsamer denn je. Vor ihm ein Besucher, im Vordergrund Pläne und Andeutungen. Alles wirkt leicht verschwommen, wie durch Rauch oder Weinglas – ein stimmiges visuelles Echo auf die dichte Atmosphäre der Folge.
Der Zirkel der blauen Stunde hebt die Serie auf eine neue Stufe: komplexer, feiner, politischer. Wer temporeiche Einbruchsgeschichten sucht, wird hier weniger fündig – dafür entfaltet sich ein Verschwörungspanorama mit klug gesetzten Figuren und einer Erzähldichte, die Lust auf mehr macht. Der Titel ist kein Durchhänger, sondern ein intellektueller Ruhepol – und das funktioniert hervorragend.