Midnight Tales - 76. Prom Evil - 2/4
Nach dem unheilvollen Auftakt in Teil 1 nimmt das Grauen an der Polk High weiter Fahrt auf. Ein dunkles Ritual hat mörderische Puppen zum Leben erweckt – und während der Abschlussball noch nicht mal richtig begonnen hat, verwandelt sich die Highschool mehr und mehr in einen Albtraum aus Blut, Schrecken und Wahnsinn. Die Bedrohung scheint nicht mehr menschlich zu sein, und doch steckt hinter dem Puppenterror ein durchtriebener Plan...
Der zweite Teil der Jubiläums-Story „Prom Evil“ knüpft direkt an den ersten an – düster, rasant und atmosphärisch dicht. Was als bissige Highschool-Satire begann, schraubt sich jetzt spürbar in Richtung Horror. Und das mit einem Twist, der zugleich pulpig, verspielt und verstörend ist.
Die Folge setzt auf ein bedrohlich aufgeladenes Setting mit übernatürlicher Note – irgendwo zwischen Slasherfilm, Stephen King und Teenie-Drama. Der Hörspielkosmos ist erneut gut durchdacht, wenn auch die Geschichte diesmal noch stärker von der Atmosphäre als von der Handlung selbst getragen wird. Die mörderischen Puppen sind dabei ebenso absurd wie furchteinflößend, ihre Wirkung entsteht vor allem durch die dichte Geräuschkulisse und die suggestive Inszenierung. Man bleibt als Hörer mittendrin – doch wirklich weiter geht die Story inhaltlich kaum. Auch hier wieder: Der Cliffhanger sitzt, aber viel passiert in den gut 35 Minuten nicht. Das bleibt ein kleiner Wermutstropfen in einer sonst packenden Umsetzung.
Das Ensemble macht durchweg einen hervorragenden Job. Besonders Merete Brettschneider (Lyn), Jannik Endemann (Andy) und Carlotta Pahl (Barb) verleihen ihren Figuren Charisma und Tiefe – trotz der kurzen Spielzeit. Auch Dagmar Dreke als Mrs. Snodgrass bringt auf ihre eigene, schrullige Weise Würze ins Geschehen. Und Marie Bierstedt als Ms. Wellesly setzt elegante Akzente inmitten des Puppen-Chaos. Die Stimmen der Puppen, gesprochen u.a. von Victoria Manstein und Christoph Piasecki, sind pointiert eingesetzt und sorgen für einige gruselige Momente.
Wieder einmal punktet Contendo Media mit ihrer audiovisuellen Handschrift: Musik, Geräuschkulisse und Sounddesign greifen perfekt ineinander. Das Puppet-Horror-Feeling funktioniert hier nicht trotz, sondern gerade wegen der auditiven Mittel. Der Score bleibt stimmungsvoll und der Ton zwischen Retro-Grusel und Jugendhorrorthriller ist auf den Punkt. Einziger Minuspunkt: Die Laufzeit. Mit knapp 35 Minuten fühlt sich die Folge wie ein zu kurzer Film an, der mitten im zweiten Akt abblendet.
Das Cover bleibt dem Stil der Serie treu: düster, gezeichnet, mit einem Hauch Popkultur und klaren Gothic-Anleihen. Die rote Farbgebung, die Puppenschatten und der unheilvolle Titel lassen wenig Zweifel daran, dass wir es hier nicht mit einer harmlosen Highschool-Story zu tun haben.
Der zweit Teil setzt die düstere Erzählung atmosphärisch stark fort – mit makabrem Humor, eindrucksvollem Sounddesign und einem spielfreudigen Cast. Trotzdem kratzt die Folge erzählerisch nur an der Oberfläche und nutzt ihre kurze Laufzeit nicht voll aus. Wer jedoch schon mit Teil 1 warm geworden ist, wird auch hier wieder bestens unterhalten. Man fiebert weiter – und wartet gespannt auf Teil 3.