Midnight Tales - 75. Prom Evil - 1/4
Die Polk Highschool bereitet sich auf den wichtigsten Abend des Jahres vor: den Abschlussball. Doch was für viele der Höhepunkt ihrer Schulzeit sein soll, verwandelt sich in einen Albtraum. Eine unheimliche Präsenz macht die Nacht unsicher, und was zunächst wie harmlose Teenager-Dramatik wirkt, nimmt bald eine düstere Wendung. In Teil 1 dieser vierteiligen Jubiläumsfolge wird der Boden bereitet für ein offenbar gnadenloses Spiel mit Angst, Abhängigkeit und Blut.
Mit Prom Evil wagt sich Contendo Media an ein Klassiker-Szenario: Teenie-Horror rund um die Prom Night – und das in vier Teilen. Julie Hoversons Geschichte zeigt bereits in der Auftaktfolge vielversprechende Ansätze, doch die erste Episode wirkt trotz dichter Atmosphäre eher wie ein Prolog. Man ist gespannt, wie es weitergeht, bleibt am Ende aber ein wenig ernüchtert zurück – vor allem wegen der knappen Laufzeit.
Der erste Teil dient fast ausschließlich der Figurenetablierung: die stille Außenseiterin, der coole Sprücheklopfer, die hohle Schulbeauty, der verständnislose Lehrer. Vieles wirkt bewusst klischeehaft überzeichnet – was dem Genre entspricht, aber eben auch schnell ins Parodistische kippt. Noch wird wenig enthüllt, der eigentliche Horror bleibt vage. Das sorgt zwar für Spannung, lässt aber gerade einmal genug Raum für einen Auftakt – und das bei gerade einmal 30 Minuten.
Das Ensemble ist hervorragend aufgestellt. Besonders Merete Brettschneider (Lyn), Sebastian Fitzner (Hal) und Ilka Körting (Gee) überzeugen mit glaubhafter Jugendlichkeit und starken Szenen. Marie Bierstedt als Ms. Wellesly ist eine wohltuend erwachsene Stimme inmitten der Highschool-Welt, und Peter Flechtner als Host sorgt wieder einmal für genau den richtigen Rahmen.
Wie immer ist die Produktion tadellos. Das Sounddesign wirkt modern, atmosphärisch und druckvoll. Musik und Geräuschkulisse bauen eine Spannung auf, die sich allerdings in dieser ersten Folge noch nicht vollständig entlädt. Der Score changiert zwischen Synthie-Retro und subtilem Unbehagen – das passt perfekt zur angedeuteten 80er-Anmutung.
Das Cover von Alexander von Wieding ist erneut ein Hingucker – farblich kräftig, stilisiert, beunruhigend. Es verspricht genau die Art von Horror, die man sich von der Reihe erhofft. Leider hält die erste Folge dramaturgisch noch nicht ganz Schritt mit dieser Bildgewalt.
Prom Evil Teil 1 ist ein atmosphärisch dichter Auftakt mit gelungenem Cast und starker Soundkulisse – aber die Episode ist schlicht zu kurz, um wirklich zu fesseln. Vieles bleibt Andeutung, Aufbau, Einleitung. Wer dranbleibt, wird möglicherweise belohnt, doch diese erste Folge fühlt sich eher wie ein Appetizer an als wie eine eigenständige Geschichte. Es bleibt die Hoffnung, dass in den nächsten Teilen ordentlich nachgelegt wird – und der Horror dann endlich wirklich auf den Tanzboden trifft.