Psycho - Gelesen von Jens Wawrczeck

  • Psycho

    von Robert Bloch, gelesen von Jens Wawrczeck

    Als Hörbuch ein meisterhaftes Kammerspiel des Grauens

    Mary Crane hat genug: Von ihrem Job, vom ewigen Warten auf ein gemeinsames Leben mit ihrem Verlobten Sam – und vom Geldmangel. Als ihr die Gelegenheit in Form von 40.000 Dollar quasi in den Schoß fällt, ergreift sie die Flucht. Doch sie kommt nur bis zum abgelegenen Bates Motel, das von dem schüchtern wirkenden Norman Bates geführt wird – einem Mann mit seltsamen Marotten und einer noch seltsameren Mutter. Als Mary die Dusche betritt, beginnt ein Albtraum, der sich bald zum düsteren Panorama psychischer Abgründe entfaltet.

    Die Hörbuchreihe „Verfilmt von Alfred Hitchcock“ von Jens Wawrczeck widmet sich jenen literarischen Vorlagen, die der Regie-Altmeister für seine Kultfilme wählte. Mit Psycho (1959) adaptiert er nun den wohl berühmtesten Stoff: den Roman von Robert Bloch, der durch Hitchcocks Verfilmung unsterblich wurde. Doch auch als Hörbuch behauptet sich Blochs Werk eindrucksvoll – scharf beobachtet, psychologisch präzise und mit einem Spannungsaufbau, der unter die Haut geht. In der Edition von audoba.de wird dieser Klassiker jetzt zum intensiven Hörereignis.

    Was im Film ikonisch durch Anthony Perkins geprägt ist, bekommt im Hörbuch ein ganz eigenes Gesicht: Norman Bates ist hier kein attraktiver Psychopath, sondern ein verwachsener, einsamer Mann – ein ewiger Junge, gefangen im Bann seiner dominanten Mutter. Blochs Sprache ist klar, fast nüchtern, aber von tiefem Unbehagen durchzogen. Der Hörer wird hineingesogen in diese klebrige Atmosphäre aus Schuld, Verdrängung und Wahnsinn – bis zur bitteren Auflösung, die selbst geübte Thriller-Hörer noch frösteln lässt.

    Jens Wawrczeck beweist einmal mehr, warum seine Hörbuchreihe so besonders ist: Mit minimalem Einsatz und maximaler Wirkung verleiht er den Figuren Kontur, Tiefe – und ein Eigenleben. Norman klingt unsicher, verhuscht, fast freundlich – und wird doch in einem einzigen Halbsatz unheimlich. Die dialogischen Passagen sind fein moduliert, ohne überzeichnet zu wirken. Eine Glanzleistung, die das Grauen in den Kopf statt auf die Leinwand bringt.

    Mit einer Laufzeit von über fünf Stunden (336 Minuten) bietet dieses Hörbuch ein vollständiges und ungekürztes Erlebnis. Es verzichtet bewusst auf musikalische Effekte oder künstliche Dramatik – die Stimme trägt die Geschichte allein. Die Tonqualität ist exzellent, die Produktion schnörkellos und elegant. Das Cover zitiert die legendäre Ästhetik des Films, ohne aufdringlich zu sein – das düstere Haus, der verhangene Himmel, die Silhouette am Hang: ein stilles Versprechen auf Unheil.

    Robert Bloch (*1917–†1994) war ein Schüler H. P. Lovecrafts und veröffentlichte schon mit 17 seine erste Geschichte im Magazin Weird Tales. Neben Kurzgeschichten und Romanen schrieb er auch für Serien wie Alfred Hitchcock präsentiert und Raumschiff Enterprise. Für sein Gesamtwerk wurde er mehrfach ausgezeichnet – u. a. mit dem World Fantasy Award und dem World Horror Convention Grand Master Award. Mit Psycho schuf er einen modernen Mythos – literarisch wie filmisch.

    Wer glaubt, Psycho sei nur wegen Hitchcock berühmt geworden, wird hier eines Besseren belehrt. Blochs Roman ist ein düsteres, clever komponiertes Kammerspiel, das in dieser Lesung seine volle Wirkung entfaltet. Jens Wawrczeck verleiht dem Stoff Tiefe, Spannung und psychologischen Feinsinn – und macht das Hörbuch damit zu einem echten Ereignis für Thrillerfans. Empfehlenswert für alle, die Klassiker lieben, Atmosphäre suchen – und sich gerne ins Dunkel entführen lassen.

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