Der unheimliche Phantoll - 2. und die Lordräuber
Es ist wieder Nacht im Eulenmoor – und wo Nacht ist, da ist auch der Phantoll nicht weit. Dieses Mal kommt es zu einem turbulenten Verwechslungsspiel: Zwei dümmliche Räuber entführen versehentlich den unheimlichen Phantoll in dem Glauben, er sei der schrullige Lord Tütelüt. Doch mit einem wie ihm haben sie nicht gerechnet. Was folgt, ist eine wilde Verfolgungsjagd durch das Moor, bei der der Spieß sich bald umdreht…
Die zweite Folge um den skurrilen Phantoll zeigt erneut, wie unterhaltsam Hörspiele auch im Kurzformat sein können. In kaum 28 Minuten gelingt es, eine in sich stimmige, temporeiche Geschichte zu erzählen, die sowohl jungen als auch junggebliebenen Hörerinnen und Hörern ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Das Hörspiel stammt aus der Feder von Eberhard Alexander-Burgh, dem Erfinder der Märchenland-Serie „Die Funk-Füchse“ und zeigt erneut seine Fähigkeit, phantasievolle Welten mit Augenzwinkern zum Leben zu erwecken.
Die Handlung ist einfach, aber effektiv. Phantoll wird verwechselt, entführt – und übernimmt das Ruder. Dabei entsteht ein aberwitziger Schlagabtausch zwischen dem grummeligen, aber cleveren Unwesen und zwei Halunken, die mit ihm schnell überfordert sind. Die Inszenierung lebt vom Rhythmus, von pointierten Dialogen und einer dichten Atmosphäre, die ganz auf das bewährte EUROPA-Rezept setzt: etwas Spuk, viel Humor und eine Prise britischer Exzentrik.
Gottfried Kramer ist als Phantoll schlicht brillant. Sein kehliges Timbre macht den Charakter zu einer eigenwilligen Mischung aus Spukgestalt und Gentleman. Wolfgang Völz verleiht dem Butler Johann auf gewohnt charmante Weise Würde und Schlagfertigkeit, während Lukas Ammann als Lord Tütelüt in feiner Manier die Skurrilität des Geschehens mitträgt. Besonders unterhaltsam: Wolfgang Draeger und Heidi Schaffrath als unfreiwillig komisches Gaunerpärchen. Jürgen Thormann rundet das Ganze als Erzähler mit angenehmer Stimme ab.
Für eine Produktion aus dem Jahr 1981 klingt das Hörspiel überraschend frisch. Die Geräuschkulisse ist stimmungsvoll, das nächtliche Moor knarrt und raschelt, und die Musik bringt eine geheimnisvolle Note ins Spiel. Auch die Dialogführung ist klanglich klar und präzise, was dem kurzen Format zugutekommt.
Das Cover greift wunderbar den absurden Ton der Geschichte auf: Ein exzentrischer Gentleman im alten Auto, ein verzweifelter Butler im Rücksitz, ein schrilles Farbenspiel und irgendwo im Bild der kleine Phantoll mit seiner Zipfelmütze. Die Zeichnung ist verspielt und augenzwinkernd, ganz im Geist der Serie.
Der unheimliche Phantoll und die Lordräuber ist ein liebevoll inszeniertes Mini-Abenteuer, das den Charme klassischer EUROPA-Hörspiele voll ausspielt. Wer schrullige Figuren, britischen Humor und ein bisschen Spuk mag, ist hier genau richtig. Besonders schön ist die durchweg hochwertige Sprecherriege, die dem kurzen Abenteuer echtes Hörspielflair verleiht. Ein Kleinod in Kassettengröße – und ein echter Geheimtipp für Sammler nostalgischer Kurzhörspiele.