Schwarzes Herz - 1. Lockruf des Bösen

  • Schwarzes Herz - 1. Lockruf des Bösen

    Nach dem Tod ihres Großvaters kehrt Emilia Raabe in ihr Heimatdorf Eckstein an der Nordseeküste zurück. Was zunächst wie eine melancholische Reise in die Vergangenheit beginnt, entwickelt sich bald zu einem düsteren Mysterium. Seltsame Begegnungen, alte Legenden und unheimliche Schatten säumen ihren Weg. Im Zentrum steht die sagenumwobene Geschichte um das „Schwarze Herz“ – ein düsteres Geheimnis, das nicht nur ihre Familie betrifft, sondern offenbar den ganzen Ort. Gemeinsam mit alten Freunden muss Emilia erkennen, dass manche Rätsel besser nie gelüftet worden wären.

    Mit Schwarzes Herz startet HM Audiobooks eine neue Mystery-Hörspielreihe, die klassische Gruselelemente mit norddeutscher Atmosphäre verbindet. Die erste Folge „Lockruf des Bösen“ betritt dabei den schmalen Grat zwischen vertrautem Seriengefühl und dem Versuch, eine eigene Legende zu etablieren. Das Ergebnis ist atmosphärisch stark, schauspielerisch solide – doch die Handlung könnte noch etwas mehr Spannung zulassen.

    Die Geschichte setzt auf einen klassischen Aufbau: Rückkehr in den Heimatort, dunkles Familiengeheimnis, geheimnisvolle Dorfbewohner – ein stimmungsvoll gezeichneter Einstieg in die Reihe. Die Legende um das „Schwarze Herz“ weckt Neugier und ist klug als übernatürlicher Hintergrund eingeflochten. Allerdings plätschert die Handlung in der ersten Hälfte etwas zu sehr dahin. Es dauert, bis der Kern des Mysteriums greifbar wird. Das letzte Drittel gewinnt deutlich an Tempo, lässt aber Raum für mehr Überraschungsmomente. Für eine erste Folge funktioniert das solide – ein starker Auftakt mit Luft nach oben.

    Katharina Lukschy überzeugt als Emilia mit einer angenehmen Mischung aus Emotionalität und Entschlossenheit. Oliver El-Fayoumy und Inko Hartwiger ergänzen als Brüderpaar Eichhorn das Ensemble glaubwürdig, während André Beyer als Baldan für die düsteren Zwischentöne sorgt. Besonders hervorzuheben ist Nadine Wöbs als Anja Sandberg, deren zurückhaltendes Spiel viel zur unterschwelligen Spannung beiträgt. Insgesamt ein gut abgestimmtes Sprecherensemble, das sich hörbar Mühe gibt, die Atmosphäre zu tragen.

    Sounddesign und Musik bewegen sich auf durchweg professionellem Niveau. Die akustische Kulisse des sturmumtosten Nordseedorfs ist treffend eingefangen, die Effekte sind fein dosiert und der Einsatz musikalischer Motive unterstreicht die mysteriöse Grundstimmung. Die Abmischung ist klar, die Dialoge sind gut verständlich, und auch die Pausen wirken nie zu lang oder ungewollt leer.

    Das Cover transportiert genau das, was das Hörspiel auch will: dunkle Romantik, Geheimnis, Verhängnis. Das schwarze Herz vor feurigem Hintergrund ist ein kraftvolles Symbol und bildet zusammen mit dem Titel eine stimmige visuelle Visitenkarte der Reihe. Der Look passt in die Tradition klassischer Mystery-Serien, ohne altmodisch zu wirken.

    Lockruf des Bösen ist ein atmosphärisch starker Start in die Reihe Schwarzes Herz, der durch Setting, Klangbild und Sprecher überzeugt. Die Geschichte entwickelt sich zunächst etwas zögerlich, findet jedoch gegen Ende ihren erzählerischen Takt. Wer düstere Legenden, norddeutsche Küstennebel und geheimnisvolle Dorfgemeinschaften schätzt, kommt hier auf seine Kosten. Wenn Folge 2 dramaturgisch etwas mehr Fahrt aufnimmt, könnte sich Schwarzes Herz zu einem echten Geheimtipp mausern. Mystisch, stimmungsvoll – und mit Potenzial.

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