TKKG - 5. Das Phantom auf dem Feuerstuhl

  • TKKG - 5. Das Phantom auf dem Feuerstuhl

    Ein Stein von der Brücke – so beginnt der Albtraum. Studienrat Dr. Bienert und Tarzan geraten auf dem Rückweg vom Volleyballspiel in einen Anschlag. Die Windschutzscheibe zersplittert, das Auto überschlägt sich. Was wie ein Einzelfall aussieht, entpuppt sich bald als Teil einer ganzen Serie: Ein unbekannter Motorradfahrer wirft nachts Stahlkugeln und schwere Gegenstände auf fahrende Autos. Die Polizei steht vor einem Rätsel. TKKG aber wittern eine Spur – und geraten bald selbst in große Gefahr.

    Mit dieser Folge erreicht die junge Reihe um TKKG früh eine düstere Tonlage. „Das Phantom auf dem Feuerstuhl“ ist nicht nur einer der spannendsten, sondern auch einer der sozialkritischeren Fälle der Serie. Die Hörspielbearbeitung von H.G. Francis verwebt Themen wie Behinderung, Rache und Ausgrenzung – verpackt in eine klassische Kriminalhandlung, die bis heute nachwirkt. Dass diese Folge über 40 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung noch so eindringlich wirkt, hat viel mit ihrer unheimlichen Atmosphäre und dem feinen Gespür für Figuren zu tun.

    Die Geschichte entfaltet sich in einem stetigen Spannungsbogen, der zwischen Ermittlungen und zunehmend bedrohlichen Anschlägen wechselt. Besonders gelungen ist die Mischung aus klassischer Detektivarbeit und psychologischen Andeutungen – etwa in der Figur von Claudia Herfurth, die nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt, oder in der ambivalenten Darstellung des Holzschnitzers. Die Dramaturgie ist geradlinig, aber dicht: Mit wenigen Szenen schafft das Hörspiel es, eine beklemmende Stimmung aufzubauen, ohne je ins Übertriebene abzurutschen.

    Das Sprecherensemble ist in Bestform: Sascha Draeger verleiht Tarzan die gewohnt forsche Entschlossenheit, Niki Nowotny bringt Karls analytische Ader zur Geltung, und Manou Lubowski gibt Klößchen eine charmant-freche Note. Veronika Neugebauer als Gaby rundet das Team ab – besonders in den Szenen mit Claudia zeigt sich ihre Empathie. Günther Dockerill als Erzähler ist die ruhige Instanz, die alles zusammenhält. In den Nebenrollen stechen Kerstin Draeger als verletzliche Claudia und Hans Meinhardt als Dr. Bienert hervor – beide mit großem Gespür für emotionale Zwischentöne.

    Europa-typisch überzeugt die Produktion mit einem starken Sounddesign. Die Musik – eine Mischung aus synthetischen Spannungsmotiven und atmosphärischen Klängen – unterstützt die Handlung wirkungsvoll. Besonders die nächtlichen Brückenszenen und das Finale in der Werkstatt sind klanglich intensiv umgesetzt. Die Regie von Heikedine Körting hält das Tempo hoch, ohne die Dialoge zu überfrachten.

    Das ikonische Cover zeigt Tarzan auf dem Motorrad – in gedeckten Farben, mit einem dramatischen Himmel im Hintergrund. Die Szene wirkt wie eingefroren in der Bewegung – bedrohlich und doch neugierig machend. Das Motiv fängt die Essenz der Folge hervorragend ein: Es geht um Geschwindigkeit, Gefahr und ein unsichtbares Phantom in der Nacht.

    Das Phantom auf dem Feuerstuhl gehört zu den Klassikern der frühen TKKG-Folgen. Die Mischung aus Krimi, Sozialdrama und Teenagerdetektivgeschichte funktioniert erstaunlich gut und bleibt bis heute im Gedächtnis. Wer TKKG nicht nur als harmlose Kinderreihe sieht, sondern auch die Tiefe und Vielschichtigkeit früher Folgen schätzt, bekommt hier ein Paradebeispiel. Ein Fall, der lange nachhallt – und eine Folge, die ihren festen Platz im Kanon verdient hat.

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