Synchronsprecher wehren sich gegen KI-Stimmen

  • Auf Instagram wird die Kritik an KI in der Synchronszene fleißig geteilt. Ich verfolge ja besonders Sven Plate, der sich hier besonders einsetzt. Ich kann den Unmut total verstehen. Sowohl aus künstlerischer Sicht als auch aus Sicht des Berufs Synchronsprecher, die um ihren Brotberuf und Lebensunterhalt zittern.

    Aus meiner persönlichen Sicht - ich möchte weiter, dass Menschen synchronisieren und sprechen. Aber in bestimmten Fällen in denen ich mich so an die Stimme gewöhnt habe, hätte auch nach dem Ausscheiden oder dem Tod des Sprechers schon auch gerne weiter ihre Stimme für bestimmte Schauspieler, sofern es auch „entsprechend“ klingt. Ich denke an Thomas Danneberg für Schwarzenegger oder Stallone. Oder Franziska Pigulla für Anderson. Mir ist jedoch klar, dass es eine sehr heikle Sache und eine Gratwanderung darstellt. Aus ethischer Sichtweise. Bin mir da selbst nicht im Klaren darüber ob es vertretbar ist.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Ich kann den Unmut vieler Synchronsprecher sehr gut nachvollziehen. Ihre Arbeit lebt von echter Emotion, von jahrelanger Erfahrung und Feingefühl. Das ist nichts, was eine künstliche Stimme jemals wirklich einfangen könnte. Ein guter Sprecher bringt ja nicht nur Worte rüber, sondern eine ganze Persönlichkeit. Wenn das durch KI ersetzt wird, geht ein ganzes Stück Kultur verloren.

    Auf der anderen Seite muss ich gestehen, dass ich bei bestimmten Figuren und Filmen manchmal den Wunsch nach einer vertrauten Stimme verstehe. Gerade bei Schauspielern wie Bruce Willis oder Robin Williams hatte die deutsche Stimme so viel Einfluss darauf, wie man die Figur wahrgenommen hat. Der Gedanke, diese Stimmen künstlich „am Leben“ zu halten, ist schon verlockend. Aber es bleibt eine sehr heikle Angelegenheit. Es müsste absolut respektvoll geschehen und dürfte nie zur reinen Massenproduktion verkommen.

    Ein aktuelles Beispiel, das mich sehr bewegt hat, ist der neue Pumuckl mit Hans Clarin. Ich war ehrlich gesagt beeindruckt, wie großartig das umgesetzt wurde. Da war ich zum einen sehr berührt, weil Clarins Stimme so eng mit meiner Kindheit verbunden ist, und zum anderen auch ein wenig erschrocken, wie gut diese Technik inzwischen funktioniert. Natürlich merkt man an manchen Stellen, dass es nicht mehr der lebende Schauspieler ist – aber die Umsetzung wurde hier in enger Absprache mit den Erben gemacht, und das merkt man auch. Es ist respektvoll und liebevoll geschehen, und genau so sollte es sein, wenn man solche Wege geht

    Unterm Strich bleibt für mich klar: Menschliche Stimmen gehören ins Zentrum von Synchronisation und Hörspiel. Sie machen den eigentlichen Zauber aus. Gleichzeitig verstehe ich aber auch die emotionale Seite, wenn man sich wünscht, eine Stimme nicht ganz zu verlieren. Es ist eben ein schmaler Grat, den man sehr bewusst gehen muss.

  • Falls jemand die Petition unterstützen möchte:

    Hier wäre die Gelegenheit, ein Zeichen zu setzen!

    Jetzt fehlen noch 3493 Stimmen bis zum Ziel von 70.000 Unterstützer*innen.

    Schützt die Kunst vor KI #DeineStimmeFürEchteStimmen - Online-Petition
    Wir, die Unterzeichnenden dieser Petition, fordern eine umfassende und verbindliche Regulierung für den Einsatz von künstlichen Stimmen in den Bereichen Film,…
    www.openpetition.de

    Ich habe eine Weile gegrübelt, letztlich aber unterschrieben. Das Anliegen scheint mir berechtigt und die Petition insgesamt auch ausgewogen und nicht nur grundsätzlich gegen etwas. Kann man aber natürlich wie immer von verschiedenen Seiten sehen.

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

  • Ich tue mich schwer sowas zu unterstützen.

    Gehen wir mal davon aus, ein Sprecher bekommt eine Kehlkopfkrankheit und kann nicht mehr arbeiten.

    Ein Synchronstudio fragt an, ob man die Stimme aus alten Aufnahmen gegen Bezahlung auf die Stimme eines Schauspielers mittels K.I. legen dürfte?
    Und dann will der Sprecher auf dieses Geld verzichten, weil er in dieser Anti-K.I.-Lobby Mitglied ist?

    Irgendwie sollten die Künstler ihrer Stimme und was man damit machen könnte eine gewisse Freiheit einräumen, quasi:

    Illegale Verwendung: NEIN!

    Legale Verwendung nach Anfrage und gegen Entlohnung: MÖGLICH!

    ...ja, ich bin ja schon ruhig! ;)

  • Legale Verwendung nach Anfrage und gegen Entlohnung: MÖGLICH!

    Sehe ich auch so, ist aber glaube ich im vorliegenden Fall ein Schein-Widerspruch. Die Petition fordert ja nicht, auf den Einsatz von KI zu verzichten, sondern:

    "Wir, die Unterzeichnenden dieser Petition, fordern eine umfassende und verbindliche Regulierung für den Einsatz von künstlichen Stimmen in den Bereichen Film, Fernsehen und anderen audiovisuellen Medien. Wir fordern generell, den Einsatz von KI in Kunst, Kultur und im Mediensektor transparent und fair zu regeln und alle Kunstschaffenden und Kreativen zu schützen!"

    Und einleitend:

    "Diese Forderungen haben nichts mit Technologie- oder Fortschrittsfeindlichkeit zu tun. Bei allen Chancen, die der Einsatz künstlicher Intelligenz birgt, müssen auch die Missstände und Risiken, insbesondere beim Einsatz generativer KI, klar benannt und eingedämmt werden."

    Eine Anti-KI-Lobby, wie du schreibst, klänge anders.

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

    Edited once, last by Stollentroll (May 31, 2025 at 11:01 AM).

  • Es ist doch eigentlich ganz einfach. Es geht um den Schutz der Stimme, dass niemand einfach so kopiert werden darf. Nehmen wir doch Mal ein Beispiel im Hörspielbereich. Bekannte Serie und den Machern wird der Stammsprecher zu teuer, weil es geht ja auch einfacher und günstiger: Stimmschnipsel recyceln und der Sprecher hat nichts davon. Außerdem für den Hörer kein gutes Hörerlebnis. Da gibt's ja schon Beispiele. Und dann gibt's ja noch die Geschichte mit Pumuckl. Nur war das Highend und nicht aus dem Gedanken heraus, Geld am Sprecher zu sparen. Ich gehe aufgrund der Gegebenheiten sogar stark davon aus, dass das um Einiges teurer war als einen normalen Sprecher zu engagieren.

    Die Petition möchte die Feinheiten klären und einfach verbindliche Regeln schaffen. Ist den Synchronsprechern nicht zu verdenken und macht tatsächlich Sinn. Ansonsten können wir uns in der Zukunft von der tollen deutschen Synchronlanddchaft und guten Hörspielen irgendwann verabschieden. Man erinnere sich z.B. an Monsieur Claude und seine Töchter, als man offenichtlich aus finanziellen Gründen Michael Pan einfach durch jemand billigeres ersetzte.

  • Es ist doch eigentlich ganz einfach.

    Eigentlich schon. Das 'Problem' liegt darin, dass die Petition überschrieben ist mit 'Echte Stimmen statt KI' und 'Schützt die Kunst vor KI'. Gefordert wird das so aber gerade nicht. Das ist schon ein wenig verwirrend.

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

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