Die Konstante im Streamingzeitalter ist scheinbar in der Unsicherheit des Marktes zu bemerken. Es sind wahrscheinlich nicht so sehr die ab und an verschwindenden Hörspiele von der Lieblingsplattform des Streamings so ein Problem, als die Tatsache, dass Streaming kein „fixes Konstrukt“ darstellt. Streaming ist als Ganzes ständigen Veränderungen unterworfen, mal ändern sich die Trackminuten, mal die Abrechnungsmodalitäten, mal die Zugangsmöglichkeiten und vieles mehr. Es stellt keine Konstante dar und wird wohl auch die nächsten Jahre keine wirkliche Konstante sein.
Als reiner Streamer muss man in jeder Hinsicht sehr flexibel sein, muss seine Hörgewohnheiten anpassen, muss bereit sein jederzeit „umziehen“ zu müssen bzw. zu können. Wirklich „sesshaft“ kann man wohl bei keinem Portal sein. Die nächsten Jahre werden für Streamer sicherlich von weiteren Veränderungen gekennzeichnet sein.
Und das Kuriose könnte sein, auch wenn die Abrechnung für Hörspiellabels nun fairer und auf dem Vertragspapier lukrativer sein könnte, in der Realität wird es eher ein Fortschritt in Sachen „noch weniger Einnahmen“ sein. Es könnte tatsächlich so sein, unser Chris hat dies schon irgendwann mal hier auch geschrieben, dass man sich an die Anfangszeit des Streamings zurück sehnen wird. An die Zeit als das Streaming unlimitiert war. Als die Tracks noch so lange sein durften wie man möchte und als man noch die damaligen Minimalbeträge erhielt. Wir haben damals mit dem Kopf geschüttelt und gemeint es muss und wird sicher besser werden. Da haben wir uns getäuscht und Chris hatte Recht als er die Situation als „Schlaraffenland“ bezeichnet hat.
Wir werden sehen was die Zukunft bringt. Aber für mich steht jetzt schon fest, dass die Zukunft für Labels wie Konsument im Streaminingzeitalter von Veränderung und Unsicherheit gekennzeichnet sein wird!

HÖRSPIELKOLUMNE „GEDANKEN EINES HÖRSPIELFANS 3/2025 “Das unsichere Dasein im Streamingzeitalter “
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Ich bin da weiterhin noch entspannt, gibt es doch mehrere Musikstreaming Anbieter am Markt. Auch bin ich mir sicher, dass der Markt dies regeln wird.
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Das ist ein sehr treffender und differenzierter Beitrag, der die momentane Lage im Streamingzeitalter ziemlich genau auf den Punkt bringt. Gerade die Beobachtung, dass es beim Streaming nicht unbedingt die einzelnen verschwundenen Hörspiele sind, die für Unruhe sorgen, sondern vielmehr die fehlende Beständigkeit des gesamten Konstrukts, finde ich bemerkenswert.
Die ständige Veränderung – sei es bei Abrechnungsmodellen, Zugangswegen, Tracklängen oder auch im allgemeinen Handling der Plattformen – lässt Streaming tatsächlich wie ein bewegliches System erscheinen, in dem man nie so ganz zur Ruhe kommt. Die Vorstellung, dass man als Konsument gewissermaßen auf gepackten Koffern sitzt, weil sich jederzeit etwas ändern kann, trifft es ganz gut. Und für die Produzentenseite dürfte die Unsicherheit noch weit größer sein, denn gerade kleinere Labels müssen mit jeder Neuerung um ihre Kalkulation fürchten.
Was du über die vermeintlichen Verbesserungen im Vertragswesen sagst, ist auch spannend. Dass auf dem Papier vielleicht mehr Fairness signalisiert wird, dies aber in der Praxis oft in weniger Einnahmen mündet, passt leider ins Bild. Die Rückschau auf die „Anfangszeit des Streamings“ als eine Art Schlaraffenland wirkt da gar nicht mehr so abwegig – auch wenn man es damals vielleicht selbst anders empfunden hat.
Dass die Zukunft im Stream für alle Seiten von Wandel geprägt sein wird, scheint unausweichlich. Und vielleicht ist genau das die Konstante in diesem ganzen System: der permanente Umbruch.
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Mit dem Eindruck des Schlaraffenlands in der Anfangszeit des Streamings sind die Hörspielhörer nicht allein. Auch beim Film- und Serienstreaming war das so und wird seit nun schon 1-2 Jahren nicht mehr so wahrgenommen. Das Audiostreaming holt sogesehen also auf, im negativen Sinne. Ich glaube Auslöser war ein Kippen des Marktes während und nach der Pandemie, von einem zwischen CD/DL/Streaming aufgeteilten Markt zu einem reinen Streaming Markt. Andere Einnahmequellen sind also zunehmend weggebrochen. Gleichzeitig achten die Streamingportale, auch getrieben durch höhere Kapitalmarktkosten, immer mehr auf die Erträge ihrerseits. Das die dadurch ausgelösten Änderungen von den Kunden nicht immer positiv aufgenommen werden, war zu erwarten.
Ich hoffe nur, das am Ende der ganzen Anpassungen nicht die Vielfalt im deutschen Hörspielmarkt für Erwachsene leidet. Durch die Sonderstellung, die dieser im internationalen Vergleich hat, könnte er zwischen den Hörbuch-, Podcast- und Musikvertriebsmodellen unter die Räder kommen, da er nirgendwo so richtig reinpasst.
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Ich glaube, gerade der Musikstream hat dem kommerziellen Hörspiel wieder zu unglaublicher Beliebtheit verholfen. Noch nie war es so einfach und günstig sich mal eben ein Hörspiel anzuhören.
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Noch nie war es so einfach und günstig sich mal eben ein Hörspiel anzuhören.
Hier liegt die Betonung wohl eindeutig auf „mal eben“ anhören – mal eben nebenbei weil es nunma Verfügungbar ist.
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Hier liegt die Betonung wohl eindeutig auf „mal eben“ anhören – mal eben nebenbei weil es nunma Verfügungbar ist.
Nicht zwangsläufig. Es kann dennoch ein konzentriertes Hören draus werden. Ich meinte eher, dass es vorher halt viele Menschen gab, die nicht bereit waren ein Hörspiel auf CD zu kaufen, vielleicht auch weil sie es nicht auf dem Schirm hatten, aber im Musikstream über die Hörspiele „gestolpert“ sind und so von dem Medium Hörspiel angefixt wurden.
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Das ist jetzt wohl nicht mehr so einfach möglich. Einfach so „antesten“ oder „ausprobieren“ wird nun wohl weniger passieren. Wenn man die Sparten trennt, ist das gänzlich vorbei. Die Zukunft ist aber unsicher, wie auch das Streaming per se für Hörspielhörer eine unsichere Sache ist.
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Was genau verstehst du denn in dem Zusammenhang unter "unsicher"? Es ist ja nach wie vor so, dass man für einen festen Betrag x aus einem angebotenen Sortiment alles hören kann. Auf einen Teil jetzt eben mit Zeitbeschränkung. Aber unsicher wäre für mich, wenn vorher nicht klar ist, was es mich am Ende eigentlich kostet. Ich würde den Zustand jetzt einfach als weniger komfortabel bezeichnen.
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Ich habe es versucht in der Kolumne heraus zu arbeiten. Unsicher ist für mich
welche Hörspiele bleiben im Stream, welche verschwinden?
Die Tracklänge - sie wurde bereits einmal geändert.
Die Vergütung für die Labels. Hier wurde mehrfach herum getüftelt und herum gebastelt. Und es wird weiterhin experimentiert.Die Tarife, diese wurden schon mehrfach verändert und werden weiterhin verändert.
Das Angebot, aktuell eine bestimmte Anzahl von Hörspielstunden pro Monat. Hier ist sicher noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Wie lange werden Musik und Hörspiele noch gemeinsam angeboten? Es besteht die Möglichkeit, dass beide irgendwann einmal getrennt werden und man dafür auch getrennt/separat zahlen muss.
Welche Plattformen bieten welche Hörspiele, welche Hörbücher, welche Musik und welche damit im Zusammenhang stehenden Tarife an. Es sieht nicht danach aus, dass alles was jetzt besteht in Stein gemeißelt ist.
Man lebt in der ständigen Sorge dass der jetzt für einen perfekt ausgewählte Streaminingdienst demnächst weniger attraktiv sein könnte. Dass er mehr kosten könnte. Dass er weniger Hörspielzeit bietet. Dass er weniger Hörspiele bieten könnte. Und einiges mehr. Zurück lehnen und glücklich auf seine Bibliothek und Playlisten schauen, ist nicht. Im Gegensatz zu meinem Hörspielraum. -
Ah okay, also unsicher im Sinne von ungewiss. Ich verbinde mit unsicher immer eine Gefahr/ein Risiko, deshalb hat mich der Satz "das Streaming per se für Hörspielhörer eine unsichere Sache ist" etwas verwirrt
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Seit dem Ende der Kassette leben wir eigentlich in sehr sicheren Zeiten. Die Verluste, die ich durch Bandsalat hatte, Kaufkassetten wie auch Leerkassetten, besser nicht drüber nachdenken
Nichtdestotrotz will ich diese Zeiten nicht missen, aber die Sorge, dass irgendwelche ganz wichtige Hörspiele für mich plötzlich nicht mehr verfügbar sind, die kenne ich schon lange gar nicht mehr.
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Schöner Beitrag lieber Markus. Wie heißt es noch so schön? „Das einzig beständige im Leben ist die Veränderung“
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Ich glaube, gerade der Musikstream hat dem kommerziellen Hörspiel wieder zu unglaublicher Beliebtheit verholfen. Noch nie war es so einfach und günstig sich mal eben ein Hörspiel anzuhören.
Dem kann ich aus meiner bescheidenen Sicht nur beipflichten - zumindest, solange ich es auf mich selbst beziehe. Wie an anderer Stelle schon mal geschrieben, bin ich aus der aktiven Hörspielsammlerwelt zwischenzeitlich komplett raus gewesen und habe abgesehen von den paar alten Schätzen, die für mich mit nostalgischem Wert verbunden waren/sind, kaum noch etwas an aktuellen Hörspielen gehört.
Wenn es Corona mit den Folgen für die Arbeitswelt nicht gegeben hätte, wäre es wohl auch dabei geblieben. So fand ich mich samt meines Bürojobs aber von einem Tag zum anderen bei nahezu 100% Mobiler Arbeit wieder und habe mich das erste Mal mit dem Thema Musikstreaming so richtig auseinander gesetzt. Und weil es irgendwann "langweilig" wurde, neben der Arbeit immer nur die mir bekannten Künstler und Alben zu hören, habe ich mich auf musikalische Entdeckungsreise begeben (zum Beispiel hat es großen Spaß gemacht und meinen Horizont enorm erweitert, die "1001 Alben die Sie hören sollten, bevor das Leben vorbei ist" durchzuarbeiten - aber das wäre ein anderes Thema).
Dass ich dann irgendwann auch anfing, mal in das eine oder andere Hörspiel reinzuhören, nicht zuletzt auch durch den Hörspieltalk animiert, war dann mehr oder weniger ein "Abfallprodukt" davon. Ohne die Möglichkeit, mal eben ein Hörspiel zu streamen, hätte ich das nicht getan und würde es wahrscheinlich auch nicht weiter tun. Nicht zuletzt aus monetären Gründen. Im Moment höre ich die "Midnight Tales" von Anfang an durch, weil in einem Thread kürzlich die Folge 34 lobend erwähnt wurde. Das wäre ohne die Streaming-Flat ein teures Vergnügen. Und, wie gesagt, so sehr verbunden fühle ich mich der Hörspielwelt nicht mehr.
Insofern sehe ich die ganze Sache bis jetzt noch mit einem skeptischen, aber unaufgeregten Blick entgegen. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Anpassung am gängigen Preismodell, wenn sie auf den ganzen Anbietermarkt übergreift, für das ein oder andere Label und die ein oder andere Serie eine Zäsur darstellen wird.
Es wäre schade drum.
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Der Stream an sich ist eine großartige Sache. Aber er „steht“ auf sehr wackeligen Beinen und ist steten Veränderungen unterworfen. Man darf gespannt sein welche weiteren Veränderungen man sich noch einfallen lassen wird. SPOTIFY gibt hier sehr gerne den Motor und setzt Trends. Andere ziehen dann oft nach. Die Ursache dafür „scheint“ aber nicht der Wunsch die Situation für Labels, Verlage und Künstler oder für ihre Millionen Abonnenten verbessern zu können sondern ihre eigene finanzielle Situation zu verbessern. Der Konzern schrieb ja viele Jahre lang rote Zahlen mit ihrem Geschäftsmodell.
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