Midnight Tales - 102. Das Gespenst von Canterville
Die amerikanische Familie Otis zieht auf ein altes Schloss in England an. Während der Kulturclah zwischen der Familie mit ihrem Umgang mit Adel und Dienerschaft groß ist, gibt es noch andere Ärgernisse. Insbesondere ein blutiger Fleck, der auch nach dem Entfernen immer wieder auftaucht, sorgt für Unmut. Doch es steckt mehr dahinter als nur eine simple Verschmutzung...
In der 102. Episode hat sich "Midnight Tales" einen wahren Literaturklassiker ausgesucht: "Das Gespenst von Canterville" von Oscar Wilde. Herausgekommen ist eine moderne Hörspieladaption, die die Handlung in die Gegenwart legt - was allerdings nur in einigen Momenten auffällt. Doch es gibt eine wesentliche Veränderung, die das Hörspiel dialogischer werden lässt: Nun spukt auch die Gattin des Gespensts durch das Schloss und unterhält sich mit ihrem durchscheinenden Ehemann. Wie die Vorlage auch schon kommen auch viele humorvolle Momente auf, was noch einmal für eine andere Facette in der Serie aufkommt: Natürlich gibt es einige düstere Momente, die für ein wohliges Schauern sorgen, gleichzeitig lockern aber auch humorvolle Elemente die Spannung auf und verleihen der Geschichte Leichtigkeit. Die Handlung entwickelt sich flüssig und hält das Interesse des Hörers durch unerwartete Wendungen aufrecht. Die Konfrontation zwischen dem traditionellen Gespenst und der modernen Familie führt zu amüsanten Konflikten, die die klassische Erzählung frisch erscheinen lassen. Allerdings geht durch die Kürzung auf rund 40 Minuten Hörspiel und die meist eher schlichte Gestaltung auch ein wenig Charme verloren, besonders das Ende hätte noch etwas mehr Kraft vertragen. Dennoch ist eine unterhaltsame und kurzweilige Produktion entstanden.
Jan Uplegger fängt die Rolle des Sir Simon de Canterville gekonnt ein. Mit seiner ausdrucksstarken Stimme erweckt er den titelgebenden Geist zum Leben, wobei er sowohl die schaurigen als auch die humorvollen Facetten der Figur gekonnt hervorhebt. Reinhilt Schneider verleiht der Figur der Lady Eleanor de Canterville eine witzige und zugleich geheimnisvolle Aura, die den Geist der Geschichte gelungen einfängt. Magdalena Montasser füllt als Virginia Otis durch ihre einfühlsame Darstellung die Rolle der jungen Virginia mit Lebendigkeit und Authentizität, was die emotionale Verbindung zur Handlung verstärkt. René Oltmanns, Katrin Fröhlich und Cathlen Gawlich sind ebenfalls zu hören.
Die akustische Gestaltung der Episode bietet eine Mischung aus wenigen unheimlichen und atmosphärisch dichten Momenten, während viele Szenen eher nüchtern gehalten sind. Die Musik wird vor allem in den Szenenwechseln eingesetzt und sorgt dort für eine passende Untermalung. Die Geräuschkulisse ist insgesamt stimmig und unterstützt die Atmosphäre, ohne sich jedoch besonders hervorzuheben.
Ein gespenstisches Skelett mit leuchtenden, hypnotisierenden Augen reißt seinen Mund auf, als würde es in einem schaurigen Schrei verharren. Die stilisierte, fast zerrissene Optik setzt auf den unheimlichen Eindruck der Handlung, auch durch die klirrenden grünen Ketten, die bedrohlich in der Luft schweben. Der Hintergrund ist von zuckenden, blitzartigen Formen durchzogen, die die unheilvolle Energie der Szene zusätzlich betonen. Die humorigen Aspekte der Handlung weden dabei nicht beachtet und ganz auf die (wenigen) gruseligen Momente konzentriert.
Fazit: Insgesamt überzeugt "Das Gespenst von Canterville" als gelungene Adaption des Klassikers mit einigen gelungenen Kniffen. Insbesondere die Figur der Frau des Gespenst sorgt für mehr Dynamik, da sich die Hauptfigur nicht nur mit sich selbst unterhalten muss. Es gibt aber auch nur wenige unheimliche Szenen und ein paar verpasste Chancen dazu, sodass ein stimmiges, aber nicht herausragendes Hörspiel entstanden ist.
VÖ: 7. März 2025
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967625646
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