Die Zeitmaschine
Die beiden Brüder Sigmund und Carl-Gustav Leid forschen seit Jahren an der Wuppertaler Universität an der Möglichkeit, durch die Zeit zu reisen. Erst bei einem gemütlichen Kaffeeklatsch bei ihrer Mutter Magdalena kommen sie auf die entscheidende Idee. Doch während die Brüder darüber schnell in Streit geraten, hat Magdalena ihre ganz eigenen Vorstellungen...
Sicherlich versorgen die großen und mittleren Hörspiellabel zuverlässig mit neuen Produktionen, doch es lohnt sich auch immer wieder ein Blick über den Tellerrand - beispielsweise bei Periplaneta, die mit "Die Zeitmaschine" nicht auf den Spuren von H.G. Wells wandeln, sondern eine komplett eigenständige Geschichte erzählen. Der skurrile und humorvolle Ton der Handlung wird mit einer ungewöhnlichen Science Ficiton-Szenerie um die Zeitmaschine kombiniert, was einen sehr unterhaltsamen Eindruck hinterlässt. Bei dem oben erwähnten Kaffeeklatsch werden zunächst die Protagonisten und die Szenerie vorgestellt - und diese ist gespickt von allerlei skurrilen Ideen. Stellvertretend für viele sei hier die (mal eben nebenbei geschaffene) künstliche Intelligenz Marvin erwähnt, die nicht nur Emotionen und einen eigenen Willen, sondern auch einen sarkastischen Humor entwickelt hat. Doch die Handlung bietet später noch einen ganz eigenen Einschlag, wenn es um eine Zeitreise geht, die einiges Chaos stiftet. Dabei sind auch viele reale Persönlichkeiten eingebunden, wobei auch ernstere Themen auf die Schippe genommen werden. Der Humor ist derb, manchmal platt, durch die Masse an Gags aber auch ziemlich lustig. Mit einer Laufzeit von über 130 Minuten ist also ein recht umfangreiches Hörspiel entstanden, dass dank einiger Wendungen aber ziemlich kurzweilig ist.
Der Vorteil des kleinen Labels ist, dass sie eben nicht auf die ganz großen Namen der Hörspielszene setzen, sondern auch eher unverbrauchte Stimmen, die allerdings nicht alle für eine vollkommen überzeugende Darstellung sorgen. Johannes Floehr kann als Carl-Gustav jedoch mit einer lebendigen und spontan wirkenden Sprechweise punktet. Zudem hat er ein sehr treffendes Timing, um den Humor der Figur umzusetzen. Auch mit Hank Zerbolesch funktioniert er gut, der seinen Bruder Sigmund spricht - und das mit Charme und Leidenschaft, womit er die geringe Erfahrung als Hörspielsprecher ausgleicht. An David Becher (beziehungsweise seiner Kunstfigur Gerline Buschmöhle) als Magdalena Leid werden sich vermutlich die Geister scheiden: Die schrullige alte Dame mit einer männlichen Stimme zu besetzen, wirkt insbesondere mit seinem starken Dialekt recht extrem, bringt aber auch eine sehr humorvolle Stimmung mit. Auch Lisa Schoyen, Michael Heide und Sebastian Bauer sind zu hören.
Musik gibt es natürlich auch, diese hebt sich ebenfalls von vielen kommerziellen Hörspielen ab: Meist während der Szenenübergänge und mit sehr modernem Anklang. Dazu wurden auch viele Geräusche kombiniert - mal klassisch als Kulisse für die Dialoge, mal als Verdeutlichung der Aktionen der Personen, aber auch comichaft-futuristisch, was für eine abwechslungsreiche Wirkung sorgt.
Neben dem Download ist das Hörspiel auch auf MP3-CD erhältlich, das in einem Digipack untergebracht ist. Die Grafik auf dem Titelbild wirkt wie orange lackiertes Metall mit einigen Abschabungen, aber auch silbernen Elementen - als stilisierte Spirale und als Schriftzug. Das Innere ist in einer ähnlichen Optik und enthält neben allen Mitwirkenden auch Fotos einiger Sprecher.
Fazit: "Die Zeitmaschine" ist ein beachtenswertes Hörspiel: Skurril, abgedreht, mit vielen schrägen Ideen und einer temporeichen Handlung. Der Humor ist derb und sehr präsent, die Handlung vielseitig und dynamisch. Eine ungewohnte Kombination, die aber gut funktioniert und für viel Abwechslung sorgt.
VÖ: 1. Juli 2015
Label: Periplaneta
Bestellnummer: 9783943876888
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