Hörspiele und Serien mit hohen Rechercheaufwand

  • Im thread über das Thema warum es so wenige Anwaltsserien im Hörspielbereich gibt, wurde das fehlende Wissen und der damit verbundene hohe Rechercheaufwand angeführt.

    Welche Serien und Hörspiele fallen Euch ein, wo Labels und Autoren ein sehr hohes Maß an Recherchearbeit leisten mussten um es zu verwirklichen?

    Wie viel muss eigentlich für eine Serie/Hörspiel recherchiert werden? Was meint ihr? Was meinen die Labels und Autoren?

    Und findet ihr dass man ein „mehr“ an Recherchearbeit als Konsument auch bemerkt und hört?

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Also Recherche ist (zumindest bei mir) immer dabei. Und natürlich heißt es nicht, dass sich da nicht auch mal Fehler einschleichen, denn das Internet ist ja voll von Quellen. Jedoch kommt es einfach immer auf die Menge oder das Fachgebiet an. Ich recherchiere nach Orten, Legenden, Persönlichkeiten oder Krankheiten, historischen Begebenheiten oder auch nach Giften und Mordwerkzeugen. So Grob über den Daumen gepeilt. :D

    Aber wenn es eben für Planungen um eine längere Rahmenhandlung, wie z.B. eine reine Anwaltsserie, muss man zwangläufig (in meiner Welt) mehr recherchieren. Man möchte dann ja wirklich in der Materie sein, um keine groben Fehler zu präsentieren. Es ist für mich etwas anderes, wenn ich nur mal in einer Folge so eine Figur habe, für die eine oberflächliche Recherche (den Fall betreffend) reicht.

    Und ob sich Recherche auszahlt? Für den eigenen Anspruch sicher, aber wenn da flüchtige Fehler drin sind, werden es wohl eher Leute bemerken, die aus dem Fachgebiet kommen. Also wenn es spezifische Dinge sind. Der Otto-Normal-Hörer wird nicht auf jedes Detail achten, sondern ob die Handlung an sich schlüssig ist. Aber auch da ist jeder Hörer anders. :)

  • Anwaltsserien würden mich auch sehr interessieren und eventuell könnte sich zukünftig Rechercheaufwand durch KI minimieren lassen, wer weiß.

    Mir fallen bei den Professor van Dusen Hörspielen noch die Kommentare von Herrn Koser ein, der auch immer wieder durchblicken ließ wieviel Rechercheaufwand in seinen Geschichten steckt. Und ich glaube damals ohne Internet war das nochmal eine etwas andere Nummer.

    Niemand kann so hart zuschlagen wie das Leben.

  • Als großer Fan von O23 muss ich schreiben, dass gerade diese Serie mit einem sehr hohen Rechercheaufwand verbunden sein muss. Das schreibt man nicht einfach so frisch von der Feder weg. Hier braucht es viele Quellen, Infos und Bücher um solche an reale geschichtliche Ereignisse gekoppelten Stories schreiben zu können.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Über meine Recherche zum "Thron der Nibelungen" gab's in der Wormser Zeitung einen ganzen Artikel.

    Der Wunsch nach Authentizität in einer Erzählung zahlt sich aber nicht unbedingt aus. Gerade wenn man einen historischen Stoff recherchiert hat, der weit weg von der alltäglichen Erfahrungs- und Vorstellungswelt spielt und andere gesellschaftliche Zustände voraussetzt, bedeutet das auch, dass das Publikum beim Zuhören vor anderen Herausforderungen steht. Nicht jeder mag das. Es ist leichter verdaulich, wenn sich die Charaktere und Situationen im Grunde genommen wie im Heute präsentieren.

    -- dann mal etwas länger weg

  • Über meine Recherche zum "Thron der Nibelungen" gab's in der Wormser Zeitung einen ganzen Artikel.

    Der Wunsch nach Authentizität in einer Erzählung zahlt sich aber nicht unbedingt aus. Gerade wenn man einen historischen Stoff recherchiert hat, der weit weg von der alltäglichen Erfahrungs- und Vorstellungswelt spielt und andere gesellschaftliche Zustände voraussetzt, bedeutet das auch, dass das Publikum beim Zuhören vor anderen Herausforderungen steht. Nicht jeder mag das. Es ist leichter verdaulich, wenn sich die Charaktere und Situationen im Grunde genommen wie im Heute präsentieren.

    Guter Punkt. Stört mich bei historischen Produktionen auch extrem, wenn man das Gefühl hat, dass Menschen aus anderen Epochen einfach unser Wertekonstrukt übergestreift bekommen, weil ansonsten der Held eben nicht den Vorstellungen bestimmter Zeitgeister entspräche...

  • Martin Seebeck Glaubst Du, dass zu viel Recherchearbeit Deiner Serie geschadet hat? In wie fern hätten sich die Protagonisten von den Nibelungen denn anders verhalten wenn sie sich wie „heute“ benommen hätten? Wie hätte sich dies geäußert? Ich denke eher dass es für viele ein Problem war, dass sich die Protagonisten und die ganze Geschichte nicht so verhalten hat, wie man es aus unzähligen anderen Stories rund um Siegfried kannte.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Bei solchen Themen denke ich immer,das viele Menschen die Geschichten von damals überhaupt nicht mehr kennen,bzw.es werden immer weniger.

    Kultur und Geschichte haben scheinbar nicht mehr so einen Stellenwert,oder werden entsprechend vermittelt.Eine aktuelle Umfrage unter Jugendlichen zum 3.Reich hat mich schon nachdenklich werden lassen.Aber gut,es geht immer weiter und die zeitlichen Abstände werden immer größer.

  • Bei solchen Themen denke ich immer,das viele Menschen die Geschichten von damals überhaupt nicht mehr kennen,bzw.es werden immer weniger.

    Kultur und Geschichte haben scheinbar nicht mehr so einen Stellenwert,oder werden entsprechend vermittelt.Eine aktuelle Umfrage unter Jugendlichen zum 3.Reich hat mich schon nachdenklich werden lassen.Aber gut,es geht immer weiter und die zeitlichen Abstände werden immer größer.

    Ohne jetzt zu weit in die entsprechenden Untiefen abzusteigen ... vor 34 Jahren schrieb einer meiner Lieblingsschriftsteller (Spider Robinson) Folgendes in seinen Blog (Übersetzung durch Google):

    Quote

    Der frisch gegossene Zement vor meinem Haus lockte natürlich Graffitisti an, die entschlossen waren, sich zu verewigen. Einer von ihnen war unweigerlich ein leidenschaftlicher junger Mann, der seine unsterbliche Liebe bis in die Ewigkeit verkünden wollte. Sein gruseliges Meisterwerk der … äh … concrete poetry befindet sich direkt vor meiner Tür, wo ich es mir jedes Mal ansehen muss, wenn ich mein Zuhause verlasse. Es besteht aus einem großen Herzen, in das die Worte eingraviert sind:

    TOOD + JANEY

    Nun, ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber ich weigere mich zu glauben, dass sich selbst in diesen Zeiten heute irgendeine Elterngruppe dafür entscheiden würde, ihren Sohn "Tood" zu nennen. Ich muss daher zu dem Schluss kommen, dass der junge Todd nicht in der Lage ist, seinen eigenen Namen zu buchstabieren … obwohl er bereits in einem Alter zu sein scheint, dass er sich für die junge Janey interessiert. Da ich meinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben für Leser verdiene, finde ich dieses Symptom demoralisierend. Es bleibt mir die Hoffnung, dass genügend andere auch in Panik geraten angesichts der Perspektive, dass eine Nation ungebildeter Wähler versucht, verantwortungsvolle Entscheidungen über komplexe und dringende Fragen der Wissenschaft und Technologie zu treffen, Fragen, die sich nicht einfach in einem 10-Sekunden-Schnipsel zusammenfassen lassen. Wer nicht lesen kann, kann nicht denken. Und wir wissen, dass der Trend in diese Richtung geht.

    Wie in den meisten gruseligen Dingen sind uns die Amis in diesen Dingen (noch) etwas voraus, aber die Bedeutung des Lesens und der Anteil dessen an der Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen ist ohne Zweifel stark gesunken. Das hat Konsequenzen, und vielleicht eben auch in die Richtung, das bei denen, die es noch tun, fiktionale Vergangenheit mit passgenau zugeschneiderter Dramaturgie interessanter ist als das, was (vielleicht) wirklich passiert ist. Wenn zudem Lehrer Geschichtsunterricht langweilig gestalten, wird die Historie in der Wahrnehmung einfach unwichtig gegenüber allem, was in der Gegenwart gerade Aufmerksamkeit fordert.

    Markus G. Die hörspielspezifische Frage habe ich hier beantwortet.

    -- dann mal etwas länger weg

    Edited once, last by Martin Seebeck (January 30, 2025 at 11:38 AM).

  • Wie in den meisten gruseligen Dingen sind uns die Amis in diesen Dingen (noch) etwas voraus, aber die Bedeutung des Lesens und der Anteil dessen an der Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen ist ohne Zweifel stark gesunken. Das hat Konsequenzen, und vielleicht eben auch in die Richtung, das bei denen, die es noch tun, fiktionale Vergangenheit mit passgenau zugeschneiderter Dramaturgie interessanter ist als das, was (vielleicht) wirklich passiert ist. Wenn zudem Lehrer Geschichtsunterricht langweilig gestalten, wird die Historie in der Wahrnehmung einfach unwichtig gegenüber allem, was in der Gegenwart gerade Aufmerksamkeit fordert.

    Besser kann ich es nicht ausdrücken,beschreibt mein Gefühl sehr gut.

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