Abgrund - Krimihörspiel nach dem Roman von Lucy Goacher

  • Am 1. und 8. Dezember läuft bei NDR Kultur jeweils um 19:00 die Hörspielfassung von

    Abgrund

    Clementines kleine Schwester Poppy ist von den Klippen gestürzt. Für die Polizei ist der Fall klar: alles deutet auf Selbstmord hin. Clementine ist traumatisiert und voller Schuldgefühle. Denn an dem Abend hatte Poppy noch versucht sie anzurufen. Um anderen in einer ähnlich verzweifelten Lage zu helfen, arbeitet Clementine bei einer Telefonhotline für suizidgefährdete Menschen. Eines Abends erhält sie dort den Anruf eines jungen Mannes, der am Selbstmord seiner Schwester zweifelt. Clementine vertieft sich in Poppys Leben und ist bald ebenfalls sicher, dass ihre Schwester umgebracht wurde.

    Bearbeitung und Regie übernahm Regine Schuck.

    Jenny König als Clementine, Sebastian Urzendowsky als Daniel Matti Krause als Patrick, Oda Thormeyer als Mutter u. v. a.

    Produktion: NDR 2024

    Versprochen wird uns ein psychologischer Krimi über Frauenhass. Es ist Lucy Goachers Debutroman. Die Rezensionen zur Romanvorlage waren meist positiv und lobten u. a. die Tiefe der Charaktere und die gelungene Spannungskurve. Da bin ich natürlich auf das Hörspiel umso gespannter.

    Man kann den Zweiteiler auch schon ab dem morgigen 25.11.2024 in der ARD-Audiothek finden.

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

  • In diesen Krimi habe ich spontan mal reingehört (gibt es schon in der ARD-Audiothek), und er hat mir wirklich ganz gut gefallen. Gut, als bekennender Erbsenzähler muss ich schon erwähnen, dass die Auflösung eher konventionell ist, aber da die meisten Hörerinnen und Hörer sehr viel nachsichtiger auf die Plots blicken als ich, könnte ich mir vorstellen, dass es einige Leute geben könnte, die Gefallen an diesem Stück finden werden.

    Etwas irreführend finde ich allerdings den Klappentext: Poppy ist zwar die jüngere Schwester von Clementine, aber die Formulierung "kleine Schwester" klingt, als wäre sie noch ein Kind. Das ist sie mitnichten. Sie ist eine junge Frau.

    (Fall die Aussicht auf ein totes Kind hier Leute geschreckt haben sollte.)

    Alles in allem für mich ein unterhaltsamer Krimi zum Nebenbeihören. Easy Listening eben. : )

  • Die erste Folge habe ich gehört und sie hat mir gut gefallen.

    Zielt eher auf ein jugendliches Publikum, wie ich finde, aber das schadet ja erst mal nichts.

    Wenn ich es komplett gehört habe, schreibe ich wahrscheinich noch mal ein paar Worte dazu.

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

  • Mittlerweile habe ich das Hörspiel komplett gehört. Es ist ein solider Krimi, der in erster Linie davon lebt, dass man die Gefahr, in der die Hauptperson Clementine schwebt, ständig spürt und miträtselt, wer von den vier Verdächtigen denn nun der Täter ist. Die Geschichte bewegt sich irgendwo zwischen Jugendkrimi und Psychothriller.

    Insbesondere zwei Dinge fallen positiv auf:

    • Erstens benimmt sich Clementine nicht wie eine strunzdumme Person, die sich ständig unnötig in Gefahr begibt. Ihre Handlungen sind im Gegenteil meist nachvollziehbar und die Schlüsse, die sie aus den Hinweisen zieht, intelligent. Das ist in diesem Genre (leider) keine Selbstverständlichkeit.
    • Zweitens tappt die Autorin nicht in die 'Monika Feth-Falle'. Soll heißen, dass hier der Serienmörder nicht so faszinierend geschildert wird, dass man eher mit ihm als mit den Opfern mitfühlt und mitleidet.

    Die Hörspielumsetzung ist ebenfalls solide zu nennen. Handwerklich gibt es nichts auszusetzen: Sprecher*innen, Soundkulisse, Musik, Skript und Dialogbuch: Alles sehr gut gemacht. Das Hauptaugenmerk hat die Regie dabei nicht auf die Spannung, sondern auf das Seelenleben der nach dem Tod ihrer Schwester verzweifelten Clementine gelegt. Es steht zu vermuten, dass man sich hier an der Romanvorlage orientiert hat.

    Alles in allem ein Krimi, der mir sehr gefallen hat und der sich in vielen Punkten von dem üblichen Krimi-Thriller-Einheitsbrei abhebt. Allerdings muss man der Erzählstruktur mit vielen Rückblenden wegen schon aufpassen, um nicht den Faden zu verlieren. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass die vier männlichen Verdächtigen recht ähnlich klingen. Mir ging es jedenfalls so, dass ich einige Male zurückspulen und Szenen neu hören musste, um nicht den Überblick zu verlieren. Also kein 'Bügel-Hörspiel', aber wer sich aufs Hören konzentriert, wird sicher nicht überfordert werden.

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

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