Gruselkabinett - 192. Gefangen bei den Pharaonen
Harry Houdini ist in der gesamten Welt für seine Entfesslungskünste bekannt. Auch in Ägypten, wo er einen Erkundungsurlaub mit seiner Frau Bess verbringt. Zunächst enttäuscht von der sehr europäisch wirkenden Kultur dringt er bald tiefer in das Land und seine Geheimisse vor, auch dank seines Fremdenführers Abdul Reis. Als jener in einen Konflikt mit einem Beduinen gerät, wird auch Houdini in einen unerbittlichen Kampf hineingezogen...
H.P. Lovecraft ist seit einigen Jahren fester Bestandteil im „Gruselkabinett“ von Titania Medien. Auch in der Episode 192. Episode „Gefangen bei den Pharaonen“ wird eine weitere seiner Geschichten präsentiert, die zu seinen eher unbekannten Werken zählt. Dennoch entfaltet sie einen großen Reiz, da die reale Person Harry Houdini als Hauptfigur in einer fantastischen Erzählung agiert. Die Handlung beginnt eher langsam, entwickelt sich jedoch intensiv und fesselnd. Ein gelungenes Intro im Stil einer alten Radioansage leitet über zur Reise nach Ägypten, wo die Umgebung, die Personen und die Kultur eindrucksvoll beschrieben werden. Immer mehr Mystik fließt in die Erzählung ein, selbst ohne direkten übernatürlichen Bezug strahlt die alte Mythologie und die Mysterien der antiken Bauwerke eine markante Faszination aus. Später wird klar, dass die Handlung nur mit Houdini als Protagonisten funktioniert, was umso faszinierender geraten ist. Ein Höhepunkt der Geschichte ist ausgerechnet ein Monolog von Houdini – ein Element, das viele Fans des Gruselkabinetts nicht immer schätzen. Doch dieser Monolog ist so intensiv und eindringlich gestaltet, dass er mich absolut gefesselt hat. Houdini wird nicht nur als Hauptfigur, sondern auch als Erzähler präsentiert, sein Forscherdrang und seine Neugier verleihen ihm eine ernsthafte und präsente Ausstrahlung. Auch die anderen Figuren sind lebendig beschrieben und besitzen eine eigenständige Aura. Die Atmosphäre ist mysteriös und geheimnisvoll, wobei später aufkommender Horror spürbar wird. Es gibt nicht viele Szenenwechsel, aber diese sind umso prägnanter und funktionieren sehr gut. Persönlich empfand ich das Ägypten-Thema als erneut sehr intensiv umgesetzt, wobei andere Schwerpunkte als in früheren Episoden gesetzt werden. Das ist kreativ, intensiv und aufregend umgesetzt, sodass eine sehr starke Episode der Serie entstanden ist.
Matthias Lühn übernimmt Harry Houdini mit Abstand die größte Rolle und überzeugt sowohl als Erzähler als auch in den Dialogen. Seine Darbietung ist äußerst eingängig - besonders beeindruckend ist, wie er den Monolog mit intensiver Betonung umsetzt, wodurch er eine sehr dichte Atmosphäre erschafft. Fabienne Hesse bringt als Bess mit ihrer hellen Stimme einen gelungenen Kontrast zur düsteren Stimmung der Geschichte. Ihre Leistung fügt sich harmonisch in die Atmosphäre ein und verstärkt die Wirkung der Szenen. Axel Lutter als Abdul beeindruckt mit seiner dunklen, volltönenden Stimme. Er zeigt gelungene Facetten und passt seine Darbietung abwechslungsreich an die verschiedenen Szenen an, was zur Vielschichtigkeit seines Charakters beiträgt. Das Ensemble wird ergänzt durch Bodo Primus, Sebastian Fitzner und Rolf Berg.
Akustisch wird wieder eine hervorragende Leistung abgeliefert, die die verschiedenen Szenen sehr eingängig umsetzen. Sei es in den lebendigen Städten der europäisch geprägten Kultur, später bei den beeindruckenden Bauwerken oder im Monolog von Houdini: Immer gibt es nicht nur vielseitige und lebendige Geräusche, sondern auch überzeugende, sehr atmosphärische Musik, mal ruhig, mal treibend. Auch die anderen Effekte fügen sich sehr stimmig und nahtlos ein.
Welch ein Cover - auch das Titelbild dieser Episode stammt wieder vom talentierten Künstler Bastien Ephonsus, der eine sehr prägende Szenerie geschaffen hat. Der Kampf zweier Männer wirkt sehr dynamisch, wobei die düstere Beleuchtung durch ein einzelnes Loch in der Decke des Gewölbes zur unheimlichen Atmosphäre sehr beiträgt.
Fazit: Die Handlung von „Gefangen bei den Pharaonen“ beginnt langsam, entfaltet sich jedoch zu einem intensiven Abenteuer in Ägypten, das durch eindrucksvolle Beschreibungen von Umgebung und Kultur besticht. Mystik und antike Mythologie verleihen der Erzählung eine fesselnde Atmosphäre. Der Höhepunkt ist ein längerer Monolog von Houdini, mit seiner dichten, geheimnisvollen Stimmung ist dieser bestechend und rundet das sehr überzeugende Hörspiel ab.
VÖ: 25. Oktober 2024
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785786925
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Gruselkabinett - 192. Gefangen bei den Pharaonen
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Puh, nach langer Zeit mal wieder in eine neue Gruselkabinett-Folge reingehört - und gleich wusste ich wieder, warum ich es so lange nicht mehr getan habe.
Für mich sind das einfach keine Hörspiele mehr. Als Hörbücher mit einem geringen Anteil an szenischer Lesung mögen sie durchgehen. Aber Hörspiele sind es für meinen Geschmack nicht.
Und da ich kein Freund von Hörbüchern bin, bin ich auch kein Freund von solche Gruselkabinett-Folgen.
Spannung oder gar Grusel kam nicht auf. Auch nicht bei meinem Sohn übrigens, der sehr viel wohlwollender auf "Hörspiele" mit hohem Erzähleranteil reagiert als ich. Uns beiden kam es eher wie ein Laberkabinett vor, sorry.
Ich bin ja ein großer Freund von Matthias Lühn, aber hier konnte er auch nicht mehr viel retten.
Klar, es ist eine Herausforderung, Lovecraft als Hörspiel umzusetzen, denn Lovecraft schreibt gewöhnlich nur selten szenisch. Aber wenn man sich einen solchen Stoff vornimmt, sollte einem schon mehr einfallen, als bloß lange Erzähltexte aus der Vorlage in ungelenke Dialoge oder überlange Monologe zu stopfen - oder es einfach bleiben lassen.
Wie so oft in der Vergangenheit vermisse ich Originalität beim Transfer ins Hörspiel. Wieder eine typische 08/15-Nummer einer Gruselkabinett-Folge, wo der Protagonist in langen und für mich als Hörer mühsamen Erzähltexten das schildert, was ich als Hörspielfreund viel lieber spannend inszeniert umgesetzt bekommen hätte.
Für mich alles andere als ein Hör-Genuss.
(Danach haben wir noch in den zweiten Teil der Schauermärchen hineingehört und da war zumindest die erste Geschichte schon mal ganz ansprechend umgesetzt, obwohl wir sie inhaltlich eher schwach, weil wenig logisch empfanden. Aber sie war wenigstens mit etwas Pfiff umgesetzt.)
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Kann mich Hardenberg nur anschließen.
Mit Hörspiel hat das ganze absolut nix mehr zu tun, von Grusel ganz zu schweigen. Das einzig gruselige an dieser (und auch vielen anderen der neueren Folgen) ist die absolut langweilige Inszenierung. Ich verstehe nicht, wie man manch gute Vorlage so in den Sand setzen kann.
Die Monologe waren irgendwann so unerträglich, das ich vorgespult habe. Sonst hätte ich wohl den Player aus dem Fenster geschmissen.
Jede Hui Buh Folge ist dagegen Grusel vom Feinsten.
Sollte sich Titania irgendwann entscheiden mal wieder echte Hörspiele statt Hörbücher in dieser Serie zu produzieren, werde ich vielleicht mal wieder in eine Folge reinhören. Aber da seh ich aktuell schwarz. Für mich war es erstmal die letzte Folge dieser mittlerweile leider absolut überbewerteten angeblichen Gruselreihe.
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