Utopia - 1. Der Rachefeldzug
Nur knapp überlebt Dr. Klaus Mertens einen Terroranschlag in einem Flughafen. Monatelang liegt er im Koma und muss nach seinem Erwachen erfahren, dass seine Frau und seine Tochter bei dem Anschlag umgekommen sind. Seines Lebensmutes beraubt stürzt er in Alkohol und Depressionen ab. Doch als er sich mit seinem Nachbarn anlegt, entdeckt er eine merkwürdige Fähigkeit an sich...
Pandoras Play, das kleine Bielefelder Hörspiellabel, ist immer wieder für eine Überraschung gut und präsentiert Produktionen abseits des Mainstreams. Auch "Utopia" geht einige andere Wege und erzählt in der ersten Episode von Klaus Mertens, dessen Leben sich völlig wendet - zunächst auf emotionaler Ebene nach dem Verlust seiner Familie, schnell aber auch um seine außergewöhnlichen Fähigkeiten. Dass er diese durch Zufall entdeckt und einsetzt, später aber gezielt vorgeht und immer größere Kreise zieht, sorgt für eine gelungene Dynamik. Es kommt aber noch eine andere Ebene hinzu, bei der Mertens von den Behörden verfolgt wird. Daraus ergeben sich immer andere Voraussetzungen und Szenerien, die das Hörspiel spannend gestalten. Reizvoll ist auch, wie Mertens seine Macht einsetzt und welche Ziele er verfolgt, was für einige gelungene Gedankenspiele sorgt. Actionszenen, heftige Konfrontationen, dramatische Wendungen - gegen Ende nimmt die Handlung immer mehr an Fahrt auf. Kreativität und Ideenreichtum sind auf hohe Niveau, an der Produktion und einigen Formulierungen hätte jedoch noch ein wenig gefeilt werden können - das Ganze wirkt manchmal etwas roh. Dennoch macht "Der Rachefeldzug" viel Spaß und ist ein gelungener Einstieg in die Serie.
Matthias Ubert ist in der Rolle des Dr. Klaus Mertens zu hören und bringt die aufgewühlten Gefühlswelten gut zur Geltung, sowohl Trauer und Verzweiflung als auch sein späterer feuriger Kampf. Dagmar Bittner hinterlässt als Ermittlerin Christine Seeberger einen positiven Eindruck, ihre gradlinige und kraftvolle Sprechweise ist überzeugend und bringt verschiedene Stimmungen in die Handlung ein. Ihr zur Seite steht Jan Langer als Polizist Falkenberg, der insgesamt überzeugend spricht, in einigen Szenen aber etwas gekünstelt starr wirkt, sodass ich als Hörer etwas ins Stocken geraten bin. Thomas Küchler, Marco Göllner und Merle Tzankow sind ebenfalls zu hören.
Die Umsetzung der Handlung ist solide. Die verschiedenen Szenen werden von passenden Klängen begleitet, die die Dialoge lebendiger wirken lassen. Auch die Musik ist stimmig eingefügt. Die Lautstärke ist aber sehr schwankend, einige besonders markante Szenen sind deutlich lauter eingestellt als ruhigere Passagen, was für meinen Geschmack etwas zu extrem geraten ist.
Zahlreiche schwarze, menschliche Umrisse, die in die Tiefe zu stürzen scheinen, zieren das Titelbild und deuten eine bestimmte Szene in dem Hörspiel an. Dazu passt auch das ernste und kühle Gesicht im Hintergrund mit dem strahlend blauen Auge, welches wohl Klaus Mertens zeigt. Die weiße Rahmengestaltung setzt sich auch im Inneren des kleinen Booklets fort.
Fazit: "Der Rachefeldzug" ist ein Hörspiel mit ungewöhnlicher Idee und spannendem Verlauf, welches ich sehr gern gehört habe. Es gibt zwar einige Stolpersteine (beispielsweise bei wenigen Sprechern oder Formulierungen), welche aber nicht allzu gravierend sind. Ich konnte mich gut auf die Handlung einlassen und bin gespannt, wie diese in den kommenden Episoden weitergeführt wird.
VÖ: 16. April 2018
Label: Pandoras Play
Bestellnummer: 9783862121533
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