Prof. Sigmund Freud – 1. Das zweite Gesicht

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    Gendarm Karl Gruber hat es mit einem besonders grausamen und verwirrenden Verbrechen zu tun: Die Tochter des hiesigen Theaterdirektors wurde aufgehängt und komplett blutleer aufgefunden. Seine Vermutung, ein Nosferatu würde hinter dem Mord stehen, möchte er mit Hilfe des berühmten Psychologen Dr. Sigmund Freud aufklären und begibt sich in seine Praxis...

    Professor Sigmund Freud, Begründer der Psychoanalyse, hat nun auch Einzug in die heutige Hörspielszene gefunden: Stil, die schon mit Edgar Allen Poe und Die Alchimistin begeistert haben, widmen dem großen Denker eine eigene Kriminalhörspielserie, die auch gleich seinen Namen trägt. Selbstverständlich wird diese Serie vom Werk und vom Leben Freuds stark beeinflusst. So spielt beispielsweise seine Tochter Anna eine wichtige Rolle, die Freud immer wieder beeinflusst und in ausführlichen Diskussionen seine Arbeit weiter vorantreibt. Besonders interessant ist aber die Aufnahme von Ich, Es und Über-Ich als Element der Serie. Die drei unbewussten Größen, deren Begrifflichkeiten Freud prägte, sind in kurzen Einschüben eingesetzt und verleihen eine ungeahnte Tiefe, indem sie die Psyche des Arztes verdeutlichen. Am Ende findet sich noch ein wissenschaftlicher Kommentar von Dr. Salwa Meier, die den Fall analysiert. All dies wertet den spannenden Kriminalfall noch weiter auf, der hier erzählt wird. Bemerkenswert ist, dass auch er durchaus Parallelen zu Freuds Schaffen hat, wie ein kleiner Infotext im Booklet aufzeigt. Karl Gruber als Ermittler wird immer wieder mit neuen Tatsachen und neuen Erkenntnissen von Freud und seiner Tochter konfrontiert, bis sich schließlich ein stimmiges und äußerst interessantes Gesamtbild zeigt. Allerdings wird dies etwas von den typischen Symptomen der ersten Folge gemildert: Die Charaktere müssen vorgestellt, das Szenarium erklärt werden, worauf nun mal viel Zeit aufgewendet werden muss, was Tempo aus der Geschichte nimmt. Trotzdem ein sehr guter und spannender Auftakt der Serie, die beweist, dass Krimis auch Tiefgang haben können.

    Die Besetzung dieser ersten Geschichte ist hervorragend, alle Sprecher meistern ihre anspruchsvolle Aufgabe mit Bravour. Als Sigmund Freud ist Hans Peter Hallwachszu hören, dessen intensive und eindrucksvolle Stimme wunderbar zu der Figur passt und der sich hörbar in die Rolle hinein gefunden hat. Gendarm Karl Gruber wird von Andreas Fröhlich gesprochen, auch er kann mit seiner markanten Stimme für die nötigen Akzente sorgen und spielt seine Rolle mit viel Engagement. Sehr gut gefällt mir auch Cathleen Gawlich, die das Es spricht. Ihr verzerrte Stimme trägt viel zur gelungenen Atmosphäre bei. Weitere Sprecher sind unter anderem Sascha Rotermund, Gerald Schaale und Rolf Zacher.

    Wie man es von Simon Berteling und Christian Hagitte nicht anders erwarten durfte, wurde auf die passende musikalische Begleitung besonders viel Wert gelegt und nur für diese Reihe komponiert und eingespielt – wieder vom Berliner Filmorchester. Dieser große Aufwand lohnt sich auch hier, sehr stimmungsvoll und dicht ist die Atmosphäre. Insbesondere die Texte von Es und Über-Ich sind grandios in Szene gesetzt worden.

    Mittelpunkt der Covergestaltung ist eine Abbildung von Freuds Gesicht, auf dem er den Betrachter intensiv anzusehen scheint. Darum sind einige Motive aus dem Hörspiel platziert, die die Thematik gekonnt aufgreifen. Das Booklet ist mit vielen Informationen über Freud und sein Schaffen ausgestattet, auch Fotos der Hauptdarsteller sind hier zu finden.

    Fazit: Auch wenn die Folge etwas schwer ins Rollen kommt, der Auftakt zu der neuen Serie bietet außergewöhnliche und intelligente Kriminalunterhaltung mit einer wunderbaren Atmosphäre.

    VÖ: 28. Januar 2011
    Label: Stil
    Bestellnummer: 4042564128260

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