Kommerzielles Hörspiel vs. Radio-Hörspiel: Ewige Rivalen oder zwei Seiten derselben Medaille?

  • Wie haltet Ihr es mit kommerziellen und Radio-Hörspielen? 12

    The result is only visible to the participants.

    Wenn man sich die Hörspielwelt aktuell anblickt, so scheint es zwei Pole zu geben: auf der einen Seite die kommerziellen Hörspiele mit ihren prägnantesten Marken wie den drei ??? oder John Sinclair oder das Gruselkabinett und vielem mehr, auf der anderen Seite das Radio-Hörspiel des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

    Das gab es so eigentlich schon immer, doch in der Vergangenheit lag der Fokus vieler Hörspiel-Liebhaber, die ihren Weg über die Kassettenkinderzeit genommen hatten, nach meinem Eindruck auf den kommerziellen Produktionen, und Radio-Hörspiele waren so etwas wie ein willkommener Beifang, wenn die Kunde über eine besonders gelungene Produktion über Umwege den Weg in ein Forum fand.

    In den letzten Jahren hat sich das aber nach meinem Empfinden verändert: Das Radio-Hörspiel ist zu einem festen Bestandteil auch der Lebenswelt ehemaliger Kassettenkinder oder Fans von kommerziellen Hörspielserien geworden - und zwar nicht bloß vereinzelt, wenn mal eine Ausnahmeproduktion das Licht der Welt erblickt hat, sondern im Grunde permanent.

    Nun stellt sich mir die Frage, wie diese beiden Welten eigentlich zueinander stehen. Sind sie wie zwei Pole, die Parallelen aufweisen, aber einander im Grunde nicht berühren? Oder beeinflussen sie einander sogar? Oder darf man sich die Hörspielwelt als eine Art Kuchen vorstellen, den der ÖRR und kommerzielle Hörspielschmieden unter sich aufgeteilt haben, wobei der kommerzielle Sektor eher für das schnell konsumierbare Unterhaltungshörspiel zuständig ist und das Radio für die etwas anspruchsvolleren, auch "anstrengenderen" oder auch (wegen der Vorlagen) teureren Stoffe?

    Wo seht Ihr Gemeinsamkeiten? Wo die größten Unterschiede? Und wo beeinflussen sich beide Sphären vielleicht gegenseitig oder haben es getan?

    Und wie fällt bei Eurem eigenen Hörspielkonsum die Gewichtung zwischen kommerziellem Hörspiel und Radio-Hörspiel aus? Was hört Ihr mehr? Was schätzt Ihr mehr? Und hat sich da in den letzten Jahren vielleicht etwas verändert?

    Eure Antworten würden mich sehr interessieren. :)

  • Das gab es so eigentlich schon immer, doch in der Vergangenheit lag der Fokus vieler Hörspiel-Liebhaber, die ihren Weg über die Kassettenkinderzeit genommen hatten, nach meinem Eindruck auf den kommerziellen Produktionen, und Radio-Hörspiele waren so etwas wie ein willkommener Beifang, wenn die Kunde über eine besonders gelungene Produktion über Umwege den Weg in ein Forum fand.

    Radiohörspiele wurden in der Vergangenheit von der Forenszene überwiegend nur dann wahrgenommen wenn sie auf CD erschienen, so mein Eindruck. Verständlich denn es gab sie damals nicht als Download und da stand die Hürde das Hörspiel direkt im Radio zu hören oder sich aufzunehmen im Raum.

    Das Radio-Hörspiel ist zu einem festen Bestandteil auch der Lebenswelt ehemaliger Kassettenkinder oder Fans von kommerziellen Hörspielserien geworden...

    Mittlerweile hat sich nicht nur beim kommerziellen Hörspiel das Digitale durchgesetzt, auch die Radiosender bieten ihre Stücke nun über die Audiothek und verschiedene Streaminganbieter (mittels Podcast Format) an. Ich denke, dies hat die Akzeptanz deutlich erhöht.

    Nun stellt sich mir die Frage, wie diese beiden Welten eigentlich zueinander stehen. Sind sie wie zwei Pole, die Parallelen aufweisen, aber einander im Grunde nicht berühren?

    Mein Eindruck ist, dass die Wahrnehmung teilweise einseitig geschieht. Aus dem kommerziellen Sektor wird das Radiohörspiel wahrgenommen, aber aus Radiosicht das kommerzielle Hörspiel kaum. Dies finde ich schade!

    Natürlich gibt es Parallelen. Neben künstlerich angehauchten Stücken, bietet das Radiohörspiel wieder viele Sachen, die auch mit dem kommerziell geschultem Ohr kompatibel sind. ^^

    Wo die größten Unterschiede?

    Was mich immer wieder ein wenig stört, dass beim Radioghörspiel zu wenig auf Serien gesetzt wird. Was war dies früher toll, als auch mal längere Hörspielserien wie van Dusen oder der letzte Detektiv liefen.

    Und wie fällt bei Eurem eigenen Hörspielkonsum die Gewichtung zwischen kommerziellem Hörspiel und Radio-Hörspiel aus? Was hört Ihr mehr? Was schätzt Ihr mehr?

    In etwa 90% kommerzielle und 10% Radiohörspiele. Bei den Radiohörspielen bevorzuge ich Klassiker und besonders aufwendige Produktionen, wie GRËUL.

    Edited once, last by hoerspiel (January 11, 2024 at 1:42 PM).

  • Bei der Umfrage konnte ich meine große Hörwelt nicht zu 100% wieder finden. Aus meiner Sicht sind Radiohörspiele und kommerzielle Hörspiele auch keine Gegensätze, sondern im Gegenteil, sie ergänzen sich. Vieles was das kommerzielle Hörspiel hervorbringt, könnte das Radiohörspiel nicht machen und vieles was das Radiohörspiel hervorbringt, könnte das kommerzielle Hörspiel nicht hervorbringen. Von daher sind sie eine wunderbare Ergänzung für mich. Aber beide alleine würde meine Hörlust nicht befriedigen können. Hörbücher nehmen ebenfalls einen Teil meines Hörkonsums ein, wie auch die wunderbaren Hörspiele der freien Szene. Alle zusammen runden für mich meinen Hörkonsum perfekt ab. Ich möchte keines davon missen.
    Ich schätze in erster Linie gute Hörkost, die mich unterhalten können. Manchmal kommt dies aus der einen Ecke, mal aus der anderen. Und manchmal verschwinden die einzelnen Grenzen, die sie trennen. Ich höre daher mal mehr davon, mal mehr hiervon und manchmal mehr von diesem und jenen. Mein Fokus ist breit, aber niemals gleich. Aber insgesamt höre ich im Jahr wohl mehr kommerzielle Hörspiele.

    Das Radio nimmt sicherlich aus den von hoerspiel beschriebenen Gründen immer mehr kommerzielle Hörspielfans mit, was eine schöne Sache ist.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Hardenberg Ich habe deine Themenfrage „Kommerzielles Hörspiel vs. Radio-Hörspiel: Ewige Rivalen oder zwei Seiten derselben Medaille?mal ChatGPT gestellt und bekam diese Antwort…

    Quote

    Sie sind eher zwei Seiten derselben Medaille. Beide Formen haben ihre Vorzüge und Zielgruppen. Kommerzielle Hörspiele betonen oft Professionalität und breite Zugänglichkeit, während Radiohörspiele künstlerische Freiheit und Experimentierfreudigkeit fördern. Es ist letztendlich eine Frage des persönlichen Geschmacks und der bevorzugten Herangehensweise an Hörerlebnisse.

  • Und findest Du die Antwort gehaltvoll, zutreffend und befriedigend?

    Also ich nicht. Kommerzielle Hörspiele sollen also die Professionalität betonen? Sorry, aber ich denke, da muss ich mich mit Chris kurz zum Lachen zurückziehen. ;) Und die breite Zugänglichkeit ist doch keine Frage des Ursprungs von Produktionen mehr, sondern wird durch den Stream bestimmt, in dem sich viele Produktionen des ÖRR ja ebenso finden lassen.

    Das mit der künstlerischen Freiheit und Experimentierfreudigkeit mag dagegen stimmen, ist aber im Grunde eine Binse, denn da die Hörspielmacher des kommerziellen Sektor stets knapp zu kalkulieren scheinen, ist die Lust an Experimentierfreude ziemlich begrenzt. Das bekennt ja sogar jemand wie Pobot, von dem man hätte annehmen können, er wäre als einer der Ersten in der Lage, mal so etwas ins Auge zu fassen. Aber nein, auf keinen Fall, niemals. Sagt er jedenfalls in seiner Doku.

  • Man darf nicht vergessen, dass Pobot nicht das kommerzielle Hörspiel ist. Er ist Verlag und digitaler Vertrieb. Und in Fällen wie bei LAUSCH, IMAGA oder DREAMLAND finanziert er diese und ermöglicht es dass Labels überleben. Und gerade Merlau und Döring haben qualitativ hochstehende Produktionen veröffentlicht und Themen, Hörspiele und Serien veröffentlicht, die das Radio wohl niemals veröffentlicht hätten. Somit sorgen sie eben gemeinsam für ein schönes Hörspiel Potpourri, über das wir uns freuen können. Ich sehe es also auch mehr als Ergänzung, Miteinander und Großes Ganzes. Natürlich wird sich der eine Hörspielfan mehr auf der einen und andere Hörspielfan auf der anderen Seite wohler fühlen. Aber ich für mich bleibe dabei, mir würde etwas fehlen wenn ich mich nur auf einen bestimmten „Bereich“ konzentrieren müsste. Nur kommerziell, nur Radio, nur Hörbücher, nur freie Szene? Geht bei mir nicht! Ich freue mich über die vielfältige Auswahl und hoffe dass diese noch sehr lange besteht!

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Klar ist Pobot nicht das kommerzielle Hörspiel, aber eben einer der präsentesten Vertreter, allein zahlenmäßig.

    Und sowohl bei Döring als auch bei Merlau hat er sich erst beteiligt, als die Marken bereits etabliert waren. Legt man seine eigene Maxime zugrunde, gäbe es Serien oder Reihen wie die von den beiden gar nicht, wenn sie nicht vorher für sich allein ins Risiko gegangen wären.

    Pobots Vorteil ist wohl halt die Fließbandproduktion. Da kann er wahnsinnig kosten sparen, wie mir scheint, und so werden auch solche Reihen und Serien tragbar, die es unter "normalen" Umständen vielleicht nicht wären (siehe auch Heliospehere).

  • Nachvollziehbar, weil die Zahlen dieser Maxime recht geben: „ich kam, als ich sah, dass er siegte.“

    Ungewöhnliche Stoffe haben überhaupt nur eine Chance, wenn jemand an sie glaubt und bereit ist, ins Risiko zu gehen. Wenn sie dann ein Erfolg sind, melden sich auch die wieder, die schon mal abgelehnt hatten.

    Bei Mark Brandis haben wir 2005/2006 so viele Absagen eingesammelt, bis wir gesagt haben „kümmert uns nicht, wir haben privat vorfinanziert, und wir bringen es sowieso raus.“ Dann sah das auf einmal (zumindest für ein Label) anders aus.

    -- dann mal etwas länger weg

  • Für mich nähert sich das Radio und der kommerzielle Markt immer mehr an. Sowohl inhaltlich als auch was die Formate und die Verbreitung betrifft. Am Ende wird alles von einer App gestreamt. Früher sah die auf Grund von Kassette und dem Hören vom Radio schon ganz anders aus.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

Participate now!

Don’t have an account yet? Register yourself now and be a part of our community!