Warum sind die Laufzeiten heute länger als früher?

  • @hoerspiel machte folgendes interessante Posting:

    Quote

    Wobei ich mich frage, woher kommt überhaupt der aktuelle Trend, dass Hörspiele oft sehr viel länger sein müssen, als es früher der Fall war? Traut man sich nicht mehr Hörspiele mit nur 40 Minuten zu verkaufen?Wer weiss was passiert wäre, wenn es früher keine Begrenzung durch die Platte gegeben hätte? Wären wir damals dann vielleicht niemals in den Genuss von knackig kurzen Hörspielen gekommen?

    Ich denke diese Frage verdient einen eigenen thread. Was sind eurer Meinung nach die Gründe warum heute die Laufzeiten länger sind als früher?

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

    Solange es Leute wie uns drei gibt und wir hier schreiben, bleibt es hoffentlich bestehen. Noch lange! #top#

  • Die CD gibt einfach Platz für 80 Minuten Hörspiel, ohne das dafür extra Kosten anfallen. Bei den MCs musste mehr Band aufgezogen werden, insofern hat es wohl teilweise mit "weil es geht" angefangen. Inzwischen hat es sich mit Streaming sogar umgedreht: Je länger das Hörspiel, umso mehr Tracks lassen sich daraus schneiden, umso mehr Einnahmen generiert ein Hörer (der es bis zum Ende durchhält ;) )

  • Ich finde diesen Trend aus Konsumentensicht gar nicht schön. Was nützt mir ein maximal langes Hörspiel wenn dadurch zu viele "Füllszenen" drin sind, die die Dynamik rausnehmen.

    Für mein Geld möchte ich lieber was kürzeres wo man ohne eine Sekunde der Langeweile lauschen kann, und am Ende des Hörspiele sagt: "Geil!"

    Insbesondere Francis war ein Meister dieser Art von kurzweiligen Inszenierung.

  • Die 40 Minuten kamen von der LP nehme ich an. Pure MC waren später ja durchaus auch Mal 50 Minuten oder leicht länger. Mit der CD kamen dann gefühlt häufiger so 60 Minuten die es auch noch auf MC gab. Spätestens als die MC so gut wie weg war gingen die Spielzeiten dann noch länger so zwischen 65 und 80 Minuten.

    Gab ja dann auch mal diese Perry Rhodan Hörspiel CDs die vielleicht eine Nettospielzeit von 25 Minuten hatten und die mit Rückblicken und Vorschau auf 35 Minuten aufgeblasen wurden.
    Da haben sich dann nicht wenige Beschwert warum nicht 3 Folgen auf einer CD waren :D
    Verständlich wie ich finde, Grad bei so einem reinen Mehrteiler.

    Warum heute wo man nicht mehr pro Medium sondern pro Monat bezahlt immer noch die Masse der Hörspiele über 60 Minuten lang ist - Grade auch sowas wie die ??? Kids oder TKKG Junior was sich an kleinere Kinder richtet, verstehe ich auch nicht. Grade in dem Bereich fände ich zwei kurze, knackige Folgen besser als eine lange die sich über 60 Minuten zieht.

    Aber kurze, gute und komprimierte Geschichten zu erzählen ist wohl einfach schwerer als die langen Teile.

    mfg
    warbird

    Life is a journey not a destination.

  • Die Laufzeit hat zugenommen weils halt möglich ist. Möglich heißt aber nicht, das es unbedingt auch genutzt werden muss. Ich hätte absolut nix gegen eine "Drei ???" die wieder 45 Minuten geht. Wenn die Vorlage nicht viel hergibt, muß man_n sie auch nicht in die Länge ziehen. Umgekehrt gilt das natürlich genauso. Der ein oder andere Jubiläumsband hat ja schon bewiesen das XXL-Lang nicht immer auch langweilig sein muss...

  • Dass die kürzeren Laufzeiten von früher durch die Schallplatten herkamen, ist eine weit verbreitete Annahme. Dabei war es auch möglich 60 minütige Hörspiele auf eine Schallplatte zu produzieren. Ein bekanntes Beispiel ist "Die Schatzinsel" vom Label Europa.

    Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen längere Laufzeiten. Es gibt positive und negative Beispiele.

  • Interessant, dass mit der Schatzinsel, war mir gar nicht bewusst. Auf EUROPA-VINYL steht aber auch, dass es damals das Höchste war, was man technisch rauskitzeln konnte. Bleibt auch die Frage, ob dabei die Qualität gelitten hat?
    Dafür gab es übrigens anfangs Probleme die Schatzinsel auf Kassette zu bringen. Hier musste wohl auf zwei Tapes ausgewischen werden. Dies zeigt, dass es eher eine Ausnahme war und man dann wohl doch auf kürzere Hörspiele gesetzt hat, um technisch / kostengünstig besser veröffentlichen zu können. Denke ich mir zumindest.

    https://www.europa-vinyl.net/schatz.html

  • Eigentlich kommt diese Frage Jahre zu spät. :D

    Denn mittlerweile machen Labels wie Contendo klar, dass der Trend durch die Abkopplung von der CD sehr wohl zu knackig-kurzen Hörspielen geht. (zB Midnight Tales)


    Eins und eins ist zwei - von London bis Shanghai!

  • Stimmt absolut @gruenspatz. Aber auch der Podcast führt mittlerweile dazu, dass wieder vermehrt kurze Hörspiele produziert werden. Ein sehr gutes Beispiel ist hier für mich weiterhin die FYEO Produktion „Der Adventskalender - In 24 Türchen bist du tot.“, hier wird auf engen 20 Minuten wirklich ein Optimum an Spannung rausgekizelt. Da waren für mich null Längen drin.
    Hängt also insgesamt doch ein wenig vom Medium selbst ab, wie lang die Hörspiel ausfallen.

  • Eigentlich kommt diese Frage Jahre zu spät. :D

    Denn mittlerweile machen Labels wie Contendo klar, dass der Trend durch die Abkopplung von der CD sehr wohl zu knackig-kurzen Hörspielen geht. (zB Midnight Tales)

    Stimmt. Nach "Lovecraft 5" und "Midnight Tales" geht ja wohl auch deren neue Serie mit den Seniors (Die 3 Senioren) diesen Weg laut Ankündigung.

  • Also das Gros der kommerziellen Hörspiele hat sicher längere Laufzeiten als früher. Wie festgestellt, ist dies sicherlich den jeweiligen Medien geschuldet. Und auch dem Konsumverhalten. Audible Hörspiele werden weiterhin zwischen 4 und 10 Stunden lang sein. Aber es stimmt natürlich. Im Zuge dieses Trends die Hörspiele immer länger zu machen, hat vor allem durch Podcasts, auch ein Trend zu knackig kurzen Hörspielen eingesetzt. Ich denke an „Das verdrehte Leben der Amelie“, die neuen Contendo Serien, aber auch „Und am Ende Stille“. In der Regel laufen diese aber im Stream/Download und eben nicht auf CD. Im Hörgrusel hat Christoph Piasecki geschrieben, dass sich die Laufzeiten von Lovecraft und Midnight Tales für CD nicht eignen. Da gebe ich recht. Das Gschrei war schon bei Goldagengarden oder Perry Rhodan - Plejaden groß.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

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  • @Markus G. Wobei ich hier das Geschrei sogar verstehen kann, denn bei Goldagengarden und Perry Rhodan Plejaden gab es keine abgeschlossenen Geschichten und hier wurde unnötig der Platz auf der CD verschenkt. Wären es in sich geschlossene Folgen gewesen, dann würde ich das Geschrei nicht verstehen. Aber hier haben sich damals einige Leute einfach ein wenig verschaukelt gefühlt und den Machern wurde unterstellt seine Hörer über den Tisch zu ziehen.

    Niemand kann so hart zuschlagen wie das Leben.

  • ...und hier wurde unnötig der Platz auf der CD verschenkt.


    Wenn nun aber vielleicht der Autor, zum Beispiel aus dramaturgischen Gesichtspunkten, genau diese kurze Laufzeit favorisiert hat? Zudem ist da dann auch genau wieder der Gesichtspunkt, dass die CD einem indirekt zwingt die Laufzeit auch auszunutzen.
    Der Stream zeigt sich dagegen sehr offen für kurze und lange Hörspiele und hier sollte sich wirklich keine Seite übers Ohr gehauen fühlen. Auch der Download ist wesentlich offener, als ein physikalisches Medium, denn solange der Preis vom Download stimmt, ist die Spielzeit irrelevant.

  • @hoerspiel Ich glaube das sich die aller wenigsten Hörer in dieser Hinsicht Gedanken über den dramaturgischen Gesichtspunkt des Autors gemacht haben. Das hätte er auch mit einer längeren Track Pause hinbekommen und dann halt eben bei der "zweiten" Folge die genauso gut auf die CD gepasst hätte, machen können.

    Grundsätzlich habe ich eigentlich auch nichts gegen lange Laufzeiten aber es muss halt passen und ich möchte als Hörer nicht den Eindruck haben, dass die Macher hier einfach nur ein Medium voll machen möchten. Insbesondere fällt mir das halt leider immer wieder bei Europa auf und hat mir an den den Drei ??? die Hörspielfreude genommen, so dass ich auch hier einer Europa Serie den Rücken gekehrt habe.

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  • Aber man sieht schon dass es für Macher gar nicht so einfach ist. Wenn man wie Marco Göllner eine Top Geschichte, die man dramaturgisch auf 10 Folgen unterteilt und die wiederum jeweils auf eine CD presst, fühlen sich die Hörer verschaukelt. Das obwohl sie wirklich höchst spannende und unterhaltsame 40 Minuten Hörstoff erhalten. Macht man es wie die aktuellen ??? und produziert eine Geschichte auf knapp 70 Minuten auf CD, dann wünschen sich die Hörer die knackigen 40 - 45 Minuten von früher zurück. Wie man es also macht, ist es falsch bzw. ist ein Hörer unzufrieden. Und Ja, ich denke doch dass dies mit dem Medium zu tun hat. Man möchte Laufzeit für sein Geld. Und am besten noch kurzweilige 70 Minuten. Oftmals gibt das aber eine Geschichte nicht her.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

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  • Goldagengarden ist ein eher schlechtes Beispiel, denn durch die Box-VÖ 2 Jahre später auf 5 CD, war klar, das es nicht all zu viele Gründe gab, es auf 9 CDs aufzuteilen. Und auch bei kurzen Hörspielen gibt es Möglichkeiten, diese auf CD zu veröffentlichen ohne Platz "zu verschenken", siehe Richard Diamond wo zwei kurze Fälle auf einem Silberling untergebracht waren. Insbesondere dann, wenn 2 oder 3 Folgen eigentlich auf eine CD passen, kann ich schon verstehen das einige Käufer das als künstliches Strecken ansehen. Das wäre aber beim digitalen Vertrieb wie audible auch so, wenn die Hörspiele nicht mehr 5-6 Stunden haben, sondern nur noch 2, dafür aber gleich drei Teile veröffentlicht werden, zum gleichen Preis wie vorher. Im Stream zahle ich fix, also wird es dem Hörer egal sein, welche Länge das Hörspiel hat, solange der Unterhalungswert stimmt.

  • Ich finde nicht, dass es ein schlechtes Beispiel ist. Ich finde sogar es ist ein Paradebeispiel. Und warum man eine Folge pro CD gemacht hat, ist auch ganz klar. Weil ein so großartig produziertes Hörspiel Kosten verursacht, die eingespielt werden müssen. Und es macht schon einen Unterschied ob nun 2 Folgen oder eine Folge auf der CD ist. Zum VÖ-Start. Man wollte damit Kosten einspielen, meinethalben einen Gewinn machen. Das ist aus meiner Sicht legitim. Und wie ich schon mehrfach schrieb, lieber eine kurze Laufzeit, bei normalen Preis und tolle Hörspielunterhaltung, als lange Laufzeit, normaler Preis und keine tolle Hörspielunterhaltung. Ich habe mich mit diesem Phänomen schon mehrfach auseinander gesetzt. Unter anderem hier: HÖRSPIELKOLUMNE "GEDANKEN EINES HÖRSPIELFANS 9/2012" – Das Dilemma der "Lauflänge"

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

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  • Man wollte damit Kosten einspielen, meinethalben einen Gewinn machen. Das ist aus meiner Sicht legitim.

    Dann kommen wir doch mal zu des Pudels Kern. Ab wann ist es für dich nicht mehr legitim? Bei Goldagengarden wurde ein sehr gutes Hörspiel mit 6 Stunden auf 9 CDs verteilt, obwohl es auch 5 getan hätten. Es hätten auch 10 sein können, oder 11 ...
    Kaufmännisch macht das Sinn, aber ich bezog mich mit dem schlechten Beispiel auf das "aus dramaturgischer Sicht". Ökologisch ist es auch nicht, wenn mehr CDs gepresst werden, also nötig :) Wo ich aber bei dir bin, es ist mir auch viel lieber es so zu bekommen, also die 9 CDs mit weiteren Minuten Füllmaterial zu versehen, damit es der "Norm" entspricht. Denn:

    „Getretener Quark wird breit, nicht stark."
    Goethe

  • Es ist immer legitim, sofern ich die Wahl habe. Ich muss ja nicht kaufen.

    Quote

    Wo ich aber bei dir bin, es ist mir auch viel lieber es so zu bekommen, also die 9 CDs mit weiteren Minuten Füllmaterial zu versehen, damit es der "Norm" entspricht.

    Genau so ist es. Die HG Francis Gruselserie wird seit Jahrzehnten vergöttert. Bot aber auch nicht mehr Spielzeit. Nicht die Laufzeit oder wie gut oder schlecht gefüllt eine CD ist, macht ein gutes Hörspiel aus. Und auch wenn ein sehr gutes kurzes Hörspiel auf einer CD vielleicht viel teurer erscheint als ein langes sehr schlechtes Hörspiel, das die CD voll ausfüllt, so wird das sehr gute Hörspiel 50x gehört, das sehr schlechte gar nicht mehr. Und schon ist das Preis/Leistungsverhältnis nicht mehr so wie es anfangs den Anschein hatte.

    Einzig der ökologische Gesichtspunkt ist natürlich nicht von der Hand zu weisen. Da gebe ich Dir vollkommen recht.

    Wie Akita Takeo richtig über den Hörspieltalk von morgen schrieb:

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